Bocas del Toro - Regen und Radeln

 Es regnete und regnete und regnete. Nicht nur mal 1h sondern zwei Tage lang den ganzen Tag!

Als ich meinen Rucksack aufgehuckelt habe, um mich mit noch ein paar anderen auf zum Boot zur Hauptinsel zu machen, hat es uns auf der kurzen Strecke vom Auto bis zum Boot komplett eingeweicht. 



Ich bin in ein drittes Hostel in Bocas - dem Haupt Ort der Inselregion - umgezogen, in der Hoffnung, dass ich mir dort besser die Zeit vertreiben kann, wenn es weiter regnet. 

Ich habe mich dagegen entschieden, in den zwei Wochen, die ich hier in Panama habe, noch viel herum zu reisen. Ich habe genug von langen Busfahrten und vor allem Nachtbussen. Und wenn es regnet, konnte man sowieso überall nichts machen… 

Also habe ich einfach innerhalb der selben Region 3 verschiedene Hostels besucht, um etwas Abwechslung rein zu bringen. 


Ich habe mich nach meiner Ankunft im Dritten Hostel direkt in ein Café verkrochen und telefoniert, gelesen und geschrieben. Als ich danach wieder ins Hostel zurück gekommen bin, habe ich meine bisher einzige Mitbewohnerin - Vanessa 🇩🇪 - kennengelernt. Wir sind direkt zusammen losgezogen und haben zusammen Mittag gegessen. Am Abend bin ich dann über die Pfützen gehüpft und habe einen ausgedehnten Spaziergang gemacht, um mich mal wieder ein bisschen zu bewegen. Vom ganzen „Regen aussitzen“ werde ich sonst noch verrückt…


Am nächsten Tag war besseres Wetter angesagt, also wollte ich mir ein Fahrrad ausleihen und radelnd die Insel erkunden. Ich habe bestimmt 3 Fahrrad-Verleihe gefunden, die aber alle nur monströse E-Bikes zu noch monströseren Preisen verliehen haben. Ich war mittlerweile nicht mehr so optimistisch und wollte fast aufgeben und mich in meinem „Ich sitze nur rum und unternehme nichts, will nach Hause“ Elend sulen, da habe ich bei der 4. Verleihstation - meinem letzten Versuch- ein sehr schickes und spottbilliges Fahrrad gefunden! Gerad Ruin rechten Zeitpunkt! 

Es gab noch keine schlechte Stimmung, die ein wenig Fahrrad fahren nicht aufgeheitert hätte! Nicht umsonst heißt mein Fahrrad zu Hause „Moli“ - abgekürzt für Mood Lifter. 😁😉













Ich bin los geradelt und bin recht bald von der asphaltierten Straße auf einen Schotterweg direkt neben dem Meer gekommen. Es waren viele Wolken am Himmel und die See war sehr rau. Ich konnte vom Rad aus die mutigen Surfer beobachten, die die größten Wellen, die ich in meinem Leben jemals gesehen habe, abgeritten sind. Respekt! 🌊🏄🏼‍♀️ 


Ziemlich bald kam ein gefluteter Abschnitt, der etwa Knie-tief war und für den ich meine Schuhe ausziehen und mein Fahrrad hindurch schieben musste. Danach waren meine Füße natürlich dreckig, also bin ich barfuß weiter gefahren. Das hört sich viel „Awww schönes Strand feeling“ mäßiger an als es ist! Die Pedalen hatten viele Spikes damit man mit dem Schuh nicht wegrutscht und beim treten haben diese dich natürlich extrem in meine nackten Fußsohlen gebohrt.  Vor allem bergauf tat es unfassbar wehe sodass ich bei der kleinsten Steigung abgestiegen bin und geschoben habe. Durch das laufen im Matsch waren meine Füße natürlich nur noch dreckiger und ich konnte das „Schuhe wieder anziehen“ komplett vergessen. Also bin ich gaaaaaaanz langsam vor mich hin getreten.  

Ach ja hatte ich erwähnt, dass das Fahread nur einen Gang und keine Bremsen, nur Rücktritt, hat? Das habe ich rausgefunden, als ich frisch fröhlich von der Fahrradleihe lisgeradelt bin, um die erste Ecke biegen wollte, dafür bremsen musste und am Lenker keine gefunden habe! Nach einer 1 sekündigen Panikattacke habe ich durch meine Verkrampfung ausversehen den Rücktritt bedient und dann gecheckt wie das Fahrrad funktioniert. Sehr old school. 


Ich habe durch mein „rasantes“ Tempo auf einmal über mir was rascheln hören und habe angehalten. Und siehe da: überall im Baum über mir saßen kleine Affen! Affen waren schon immer meine Lieblingstiere und dementsprechend sehr habe ich mich gefreut! Sie haben immer wieder zu mir runter geguckt und sind schließlich von Baum zu Baum hangelnd abgehauen. So cool! 🐒🐵









Ich habe mir in einem Strand Hotel einen Piña Colada gegönnt und habe endlich meine Füße gewaschen! 🧼 Ich habe mich mit dem Kellner namens Alex angefreundet. Mal wieder bisschen spanisch reden! Er hat mir von seiner Arbeit und seinen Hobbies erzählt und mir ein Faultier gezeigt, was unfassbar weit unten und dementsprechend nah an Augenhöhe schlafend im Baum hing. So nah habe ich noch nie eins gesehen! 🦥 


Als die Wolken am Himmel anfingen, sich zu verdunkeln, habe ich mich wieder auf meinen spärlichen Drahtesel geschwungen und bin zurück geradelt. An der gefluteten Stelle musste ich natürlich wieder meine Schuhe ausziehen und schieben, also wieder nur Schneckentempo danach. In einem Beachclub gabs dann ein kleines Fußbad und dann ging’s zurück nach Bocas. 


Es war noch ein schöner Fahrrad-Tag und abends im Hostel habe ich noch mit ein paar Anderen gequatscht. Ich bin mittlerweile sehr zurückhaltend geworden mit dem Knüpfen neuer Kontakte. Ich würde zwar gerne mit jemandem zusammen Sachen unternehmen, aber ich will nicht immer die gleichen smalltalk Gespräche führen. Wenn es mit jemandem matcht, merkt man das eh, aber bei allen anderen ist es mir mittlerweile zu mühsam, immer die selbe erste Stufe der Beziehung aufzubauen und am nächsten Tag reist die andere Person dann weiter in schwupp wieder von vorn…






Eigentlich wollte ich nur zwei Nächte in Bocas bleiben, aber da der Wetterbericht für den nächsten Tag Sonne angezeigt hat, habe ich stattdessen verlängert und habe für den nächsten Tag nochmal eine Bootstour gebucht. 


Am nächsten Morgen ging es also wieder ins Boot. 🚤 Ich war die einzige Nicht-Spanisch-Muttersprachlerin und hatte mal wieder eine Gelegenheit zu üben und zu sprechen. 🗣️ 


Die See war in krasser Bewegung und ich habe noch nie in meinem Leben ein so „un-ebenes“ Meer gesehen! Noch 10min länger und ich hätte die Fische gefüttert. 🫣🤢 


Wir haben am Seestern-Strand Mittag gegessen und ich habe mich mit zwei Mexikanerinnen - einer Mutter mit ihrer Tochter in den 20ern. Die beiden wollten erst alles über mich und mein Studium wissen und dann ich alles über sie 😃. Die Tochter arbeitete beim mexikanischen Militär in der Abteilung für Lügendetektoren. Das ist mal ein Job! Soweit mich mein Spanisch getragen hat, haben sie mir die Einzelheiten der Ausbildung und des Schulsystems erklärt und ich war am Ende des Gesprächs mal wieder sehr stolz auf meine Spanisch Fortschritte. 😇

Die beiden haben mir später noch die ganzen Seesterne im Wasser gezeigt, die ich irgendwie übersehen habe. 🫣


Am Nachmittag ging’s zurück nach Bocas. Genau zur richtigen Zeit, denn es hat wieder angefangen zu regnen und die Tropfen peitschten uns ins Gesicht, als wir mit dem Boot über die raue Wasseroberfläche gedüst sind. 















Am Abend schreibt mir meine Mama, dass eine Freundin von ihr, mit der sie im Herbst einen Kurs besucht hat, gerade in Panama überwintert. Und nicht irgendwo in Panama, sondern in Bocas! Ich habe besagter Freundin geschrieben und ein paar Stunden später saßen Marianna und ich zusammen in einer Bar und haben bei Live Musik gequatscht! Die Welt ist ein Dorf! 😄


Nach über einer Woche in der Inselregion Bocas del Toro ging es für mich dann am nächsten Tag weiter und zurück ins Inland. Ich musste mir ja langsam aber sicher meinen Weg zurück nach Panama City bahnen, da am 10.12. meine Bootstour durch die karibischen San Blas Inseln losgeht, mit der ich wieder nach Kolumbien einreise… 🏝️🚤

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