Rauf auf den Triglav
So jetzt zum Highlight (im wortwörtlichsten Sinne) meiner Reise: unserer Wanderung zum Triglav!
Triglavwanderung - 25.08.21
Gerade als ich, trotz grunzenden-Wildschweinen-ähnlichem Schnarchen, eingeschlafen war, klingelte der Wecker. Wir mussten sehr früh aufstehen, um 7:00 Uhr mit dem Bus zum Bohinjsee zu fahren - dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Eine Stunde später hat uns der Bus ausgekippt und wir sind 8:20 Uhr losgelaufen.
Ziemlich bald haben wir unsere Jacken und langen Hosen ausgezogen und als der Weg dann steil nach oben anstieg, ist uns der Schweiss die Stirn runter getropft.
2h ging es auf dem steilsten Weg, den ich bisher gegangen bin, auf dem der nächste Tritt immer auf Kniehöhe war und teilweise sogar geklettert werden musste, nach oben.
Unser Wanderweg zur Hütte hat sich mit der sehr bekannten und beliebten “7 Seenwanderung” überschnitten. Allerdings ging es für uns nur bis zum 5. See und nach rechts weg ins steinige Gebirge.
Circa 11:00 Uhr haben wir den ersten See erreicht. Ich habe meinen Rucksack abgeworfen und sofort mein Essen heraus gekramt. Seit 2h habe ich mir den Moment vorgestellt, in meine Banane zu beissen. Und so gut hat sie noch nie geschmeckt! 😉
Wir haben gefrühstückt und sind dann weiter gelaufen - Zeit zum ausgedehnten Genießen und essen war keine, denn unsere Wanderung wurde mit 8-9h Gehzeit ausgeschrieben!
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Ich hoffe man sieht wie steil der Weg ist… |
Da wir vom ersten See, der inmitten von hohen Bäumen gelegen war etwas enttäuscht waren, haben wir uns umso mehr über den Anblick des zweiten gefreut! Es war ein Anblick wie aus einem Märchenwald und sogar eine Hütte! Wir haben uns drinnen beim schlechtesten Kaffe der Welt 😁 etwas aufgewärmt, da die Temperaturdifferenz zum Ausgangspunkt schon deutlich zu spüren war. Aber auch nicht lange weil der Zeitplan wie gesagt recht streng war.
Es ging weiter - natürlich beständig und mal mehr und mal weniger steil - nach oben. Über die kurzen Abschnitte, die eben waren, haben wir uns sehr gefreut.
Die nächsten Seen waren relativ unspektakulär und schließlich ging es für uns nach rechts oben und durch ein «Himmelstor“, wie Stefan es getauft hat, über den Kamm. Oben angelangt haben wir dann „Mittag“ gegessen - es war schon 17:00 Uhr und wir hatten noch mindestens ein Drittel vor uns.
Nachdem wir nun endgültig über der Baum- bzw. Gewächsgrenze angelangt waren und alles karg und steinig war, haben wir bald einen tollen Blick in ein riesiges Tal, was von unten nach oben immer karger wurde, bekommen. Wir konnten den Weg, der vor uns lag mit den Augen verfolgen und hatten noch eine ganze Menge vor uns. Das schlimmste: wir mussten erstmal wieder runter, ein Stückchen durchs „Tal“ (es war immernoch genug weit oben), um dann auf der anderen Seite wieder hoch zu klettern.
Von unserer Panoramaposition haben wir gaaaaanz weit weg einen kleinen Punkt - eine Hütte - erkennen können. Am Himmelstor haben wir eine Familie kennengelernt, die gesagt haben, dass sie in eine Hütte auf 2400hm wollen, also 100m unter unserer. Als wir die Hütte am Horizont entdeckt haben, habe ich gesagt: „Bitte lass das nicht unsere Hütte sein!“. Maria hat mir befürchtender und leise verzweifelter Stimme entgegnet: „Bitte lass das nicht die Hütte von den Anderen (der Familie) sein.“ Ich musste so sehr lachen obwohl es eigentlich ganz und gar nicht lustig war. 😁
Wie sich herausstellte ist Runterlaufen auf einem Geröll und Schotterhang viel unangenehmer und gefährlicher als hoch zu laufen. Wir waren tatsächlich froh, als es wieder bergauf ging!
Langsam wurde es spät und - viel bedrohlicher - dunkler. Die Sonne hat die Landschaft um uns herum in ein schönes oranges Licht getaucht und die Wolken haben uns immer mal wieder eingehüllt und dann wieder ausgespuckt.
Es ging an einer Bergkette entlang nach oben.
Nach jedem Felsvorsprung haben wir wieder gehofft, unsere Hütte zu sehen, aber immer wurden wir enttäuscht.
Schließlich sind wir auf eine Kletter-Passage gestoßen, die ohne Sicherung begehbar war, wo aber am Fels ein Drahtseil angebracht war, um sich festzuhalten. Da wir ja eh unsere Klettersachen dabei hatten und die Stelle ziemlich gefährlich war, haben wir uns angeseilt und sind mit Helm und Gurt weiter.
Dann endlich habe ich eine Hütte erspähen können! Die Berge hinter uns waren mittlerweile nur noch an den Gipfeln beleuchtet und es war schon ziemlich dunkel. Wir waren alle froh, das Ziel vor Augen zu haben und die letzten nochmal sehr steilen Meter gingen lockerleicht.
Als ich oben ankam und gerade meine Hand zum High-Five ausgestreckt habe, hat Stefan mit enttäuschter Miene zu mir gesagt: „Das ist nicht unsere Hütte“. Es war tatsächlich - wie Maria einige Stunden zuvor befürchtet hatte - die Hütte 100m unter unserer.
Das war mir sowas von egal. Für mich stand ab dem Moment, in dem ich die Hütte gesehen habe fest, dass ich in dieser Hütte schlafen werde. Wir haben gefragt, ob noch was frei ist und haben dann ein 5 Bett Zimmer bezogen.
Wir sind 20:20 Uhr, also exakt 12h seit wir gestartet sind, in der Hütte angekommen. Da wir nicht lange Pause gemacht haben, sind wir sicherlich mindestens 10h und sage und schreibe 2600hm gelaufen!
Wir waren alle drei kaputt aber auch total glücklich und froh. Wir waren unglaublich stolz auf uns und die Distanz - in Höhe und Weite (30km) - die wir überwunden haben.
Müde aber seeeehr zufrieden sind wir ins Bett gefallen und haben geschlafen wie die Babies.
Triglavwanderung - 26.08.21
Am nächsten Morgen habe ich, während Maria und Stefan sich fertig gemacht haben, die Leute aus der Hütte nach dem besten, und vor allem auch zeitlich machbaren, Weg gefragt.
Da wir, wenn wir die 3h zum Triglav und wieder runter und dann noch den Abstieg zurück in ein nahes Tal gemacht hätten, nochmal 10h gebraucht hätten und um 16:00 Uhr der letzte Bus gefahren wäre, stand eine schwierige Entscheidung vor uns.
Nach reiflicher Überlegung und Besprechung haben wir uns entschieden, den Gipfel nicht zu erklimmen und stattdessen den mit 6-7h ausgeschriebenen Abstieg zum Bohinjsee zu nehmen. So weh es und tat, wäre ja keinem geholfen gewesen, wenn wir den Bus verpassen und im Tal fest hocken oder uns sogar noch wegen Überanstrengung verletzen.
Gegen 7:45 Uhr sind wir aus der Hütte getreten und haben unser Gipfelfoto vor unserer Hütte gemacht - sie war ja nun unser persönlicher Gipfel.
Dann ging es im krassen Kontrast zum Vortag bergab. Und zwar nur bergab. Wir mussten von 2500m wieder auf 550m. Mein Blick war die ganzen 8h die wir gelaufen sind nur auf den Boden fixiert, da man bei jedem Tritt aufpassen musste nicht umzuknicken. Das ging sowohl in die Knie als auch in den Kopf. Ich habe mich wie in Trance gelaufen.
Tatsächlich gibt es zum zweiten Wandertag gar nicht so viel mehr zu schreiben als dass es konstant bergab ging. Die ersten 2h waren noch oberhalb der Baumgrenze und in super schöner Landschaft. Wenn wir uns umgedreht haben, haben wir manchmal den Triglav zwischen den Wolken durchgucken sehen.
Nach 2h laufen, wurden wir dann vom Wald verschluckt und erst auf 700m Höhe wieder ausgespuckt.
Von da an waren es nur noch 2km bis zur langersehnten Hütte. Wir sind in so einem Stechschritt gelaufen, dass die anderen Wanderer beiseite springen mussten. Stefan konnte es kaum abwarten sein Bier in den Händen zu halten.
Wir haben vor Herausragender Bergkulisse angestoßen und erstmal im sonnigen Gras entspannt. Danach ging es nochmal eine Stunde talwärts zur Busstation.
Wir sind 16:50 Uhr mit dem Bus nach Bled bzw. nach Lesce gefahren - da war unser Hostel. Wir haben nämlich unsere Sachen umgepackt und ich habe zwei volle Papiertüten mit meine ganzen Kram im Hostel stehen lassen, sodass ich meinen großen Rucksack mit zum wandern nehmen konnte.
Wir mussten also ins Hostel, unser ganzes Zeug holen, dann mit dem Bus zurück nach Bled, dort die Klettergurte abgeben und dann in unsere jeweiligen Unterkünfte.
Wir haben uns aufgeteilt: Maria ist mit unseren Klettersachen in Bled ausgestiegen und Stefan und ich sind bis Lesce gefahren und haben den Rest geholt. Wir hatten nur 20min Zeit bis der Bus zurück nach Bled fuhr und ich habe in Windeseile meinen Rucksack wieder in seinen Normalzustand gepackt. Dann sind wir bepackt zur Bushaltestelle gelaufen und haben Maria 10min später am Busbahnhof in Bled getroffen.
Da wir unsere ursprünglich angepeilte Berghütte nicht erreicht haben, dort aber Betten reserviert haben, mussten wir 11€ pro Person an „Reservierungskosten“ bezahlen. Die Frau die uns die Klettersachen ausgeliehen hat, hat aber gesagt die Strecke ist locker in 8-9h machbar (wir haben 10h bis zur Hütte 100m weiter unten gebraucht). Wir wollten also einen Rabatt raushandeln, weil wir den Abschnitt für die wir die Ausrüstung gebraucht hätten ja nun gar nicht geschafft haben. Das war jetzt Maria’s Aufgabe, da sie ja die Gurte zurückgebracht hat.
Als wir sie gefragt haben, was rausgekommen ist, konnten wir unseren Ohren nicht trauen: Wir haben 108€ zurück bekommen. Das ist sogar mehr als wir bezahlt haben, weil der Typ sich verrechnet hat! Von dem Geld sind Maria und Stefan gleich Burger essen gegangen. Ich habe mich über meine Reste der Wanderung hergemacht und habe am See gepicknickt.
Im Hostel kam gleich die nächste positive Überraschung: die Waschmaschine war kostenlos! Ich habe sofort alles reingehauen, da durch die Wanderung alle meine wärmeren Sachen dreckig waren und ich sie ja sofort wieder brauchte.
Dann habe ich geduscht und mich dann ins weiche Bett gekuschelt.
Die Wanderung war suuuuuuper toll! Die schönste, abenteuerlichste und herausforderndste Wanderung meines Lebens. Besonders der erste Tag der Wanderung war der schönste Tag meiner ganzen Reise wenn nicht sogar des ganzen Jahres (oder Lebens ?). Es hört sich vielleicht etwas stressig und gefährlich an, aber für mich hat sich das überhaupt nicht so angefühlt. Ich wusste, dass wir ankommen würden - in welcher Hütte auch immer. Und wir wurden ja mit der besten Aussicht der Welt belohnt.
Meine Kartenlese-Fähigkeiten haben sich auch wieder verbessert und ich habe fast von Anfang an die Navigation übernommen, was mir dann den Spitznamen “Guide” eingebracht hat. Ein cooler Name wie ich finde.
Meine Wanderlust für den PCT ist durch diese Wanderung so hoch wie nie. Ich bin so sicher, dass ich diesen Weg laufen werde, die Frage ist nur wann. 😌😉
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