Copacabana & Titicaca See

Nach den negativen Bus Erfahrungen der letzten Wochen, war die Nachtbusfahrt nach Bolivien eine wahre Wohltat! Man konnte die Sitze fast in Liegeposition nach hinten verschieben und ich habe geschlafen wie ein Baby. 😇


Am Morgen mussten die Leute, die nach Copacabana (kleiner Ort am Titicaca See) wollten aussteigen und wir sind mit einem Mini Van an die Grenze gefahren. Ich glaube ich habe noch nie so unvorbereitet eine Landesgrenze überquert: Ich kannte den Namen der Währung in Bolivien nicht, wusste den Umrechnungskurs nicht, hatte nur noch circa 3-4€ Bargeld in peruanischer Währung und hatte keine Ahnung wie ich mich ohne Internet zu meinem Hostel navigieren sollte. Aber mich hat das alles irgendwie gar nicht gejuckt. Mittlerweile weiss ich, dass sich immer eine Lösung findet. 



Der Grenzübergang war der unkomplizierteste überhaupt: Ausreisestempel Peru, 300m durch ein Steintor über die Grenze laufen, Einreisestempel Bolivien. Zack Zack, Klack Klack und fertig! Neues Land neues Glück! 🇧🇴


Wir sind nochmal 10min ins Zentrum von Copacabana gefahren, was sich als wesentlich kleiner, ruhiger und untouristischer entpuppte als erwartet. Aber mir kam es gerade recht, da ich unbedingt mal die letzten Wochen sacken lassen musste und mich in meinem (seit Ecuador ersten) Einzelzimmer erholen wollte. 


So nun erstmal die wichtigen Sachen: Ohne Internet keine Navigation, ohne Navigation kein Hostel. Also erstmal Bargeld abheben, mit dem Bargeld eine SIM Karte kaufen und mit der Sim Karte ins Internet gehen und ins Hostel navigieren! Zeit hab ich ja eh immer! 


20min später war ich im Hostel und habe mich auf mein mäßig gemütliches aber sehr weiches Bett fallen lassen! Ich wollte mir zwar was zu essen holen, aber ich war so kaputt und faul, dass ich einfach in meinem Bett mein Müsli mit Milchpulver und Wasser zusammen gerührt und im Bett gegessen habe. Ich habe eine Peru-Doku angemacht (sterbenslangweilig geschnitten) und bin direkt weggepennt. Als ich wieder aufgewacht bin, habe ich erschrocken festgestellt, dass ich ja zum telefonieren mit meiner besten Freundin aus Zürich abgemacht habe! Verschlafen bin ich ans Telefon gegangen und habe den restlichen Nachmittag in einer Ecke auf dem Boden, wo das WLAN gut genug war, telefonierend verbracht. 









Am Abend habe ich mir noch was fürs “kalt im Zimmer zubereiten” Abendessen gekauft und nicht gerade den besten Eindruck der BolivianerInnen bekommen. Niemand war wirklich freundlich, teilweise haben sie mir nur den Preis entgegen geknurrt und mürrisch das Geld genommen. Als würden sie ihre Kunden lieber vertreiben als anziehen… Generell sind die Leute, je weiter Richtung Süden ich komme, immer zurückhaltender und scheuer. In Bolivien nochmal mehr als in Peru wie ich finde. Von der kolumbianischen temperamentvollen Lebensfreude ist hier nichts mehr zu spüren. Naja mal sehen… Mal soll ja nicht zu viel auf den ersten Eindruck geben. 


Einziger richtiger Tag in Copacabana 

Am nächsten Tag wollte ich zwar ausschlafen, habe es aber wie immer nicht bis nach 7:00 Uhr geschafft. Ich habe im etwas schäbigen Gemeinschaftsraum gefrühstückt und meinen Blog auf den neusten Stand gebracht. 


Danach bin ich - wie immer - in eine Café gegangen und habe mal wieder gelesen und geschrieben. Die Hauptattraktion am Titicaca See ist die “Isla del Sol” - eine kleine Insel auf der man auch übernachten kann. Es gab zig Tagestouren und obwohl ich keine Lust auf irgendwas hatte und einfach faulenzen wollte, habe ich mich überwunden, wenigstens einmal auf dem Titicaca See Boot zu fahren! 


Und es war auch mehr eine Bootsfahrt als alles andere! 1.5h pro Strecke! Im Endeffekt war ich exakt 1h auf der Insel und habe diese mit einem Kaffee auf einer kleinen Terasse verbracht und habe von dort oben die Locals beobachtet, wie sie die mit mir angekommene Ladung auf ihre zig Esel gepackt haben. Es war ein wahres Schauspiel! Die Leute hier transportieren alles in Tüchern oder Planen. Entweder zusammengeknotet auf ihren eigenen Rücken oder auf denen der Esel! Die Frauen hier sind glaube ich unfassbar stark. Teilweise muss ihnen ein Mann beim Aufhuckeln helfen, weil es zu schwer ist! 🤯


Die Insel war unfassbar ruhig und idyllisch und ich habe diese meditative People Watching Stunde sehr genossen! Lange habe ich mir nicht mehr so sehr selbst genügt! Ich saß einfach nur da, habe in die Landschaft geschaut und mich von der Sonne wärmen lassen. Ich habe gemerkt, wie langsam aber sicher die Entspannung kommt und die Intensität der letzten Wochen etwas verfliegt. Ich habe die letzten Wochen im sozialen Sinne absolut geliebt aber es war doch recht viel und diese 2 Tage nur für mich waren genau das was ich gebraucht habe! 😇⚓️











Blick aus meinem Fenster



Auf der Rückfahrt saß ich unglücklicher Weise auf dem Dach des Bootes und habe mir extrem den Arsch abgefroren. Ich wollte mich mit Lesen ablenken aber als ich wieder in Copacabana ankam war ich so ausgekühlt, dass ich - da ich keine Küche, ergo keine Möglichkeit Wasser zu kochen, hatte und nicht essen gehen wollte - die einzig verbleibende Sache gekauft habe, mich aufzuwärmen: Alkohol 🫣😃! Ich habe mir in der nächst besten Tienda einen Coca-Schnaps gekauft, der leider mehr Zucker als alles andere war und nicht sein angestrebtes Werk getan hat! Da hätte was stärkeres her gemusst! 😉 Naja so habe ich mich zu Hause direkt unter die Decke geflüchtet und bin dort auch bis abends geblieben. 🥶







So sind hier fast alle Frauen gekleidet 





Copacabana -> La Paz

Am nächsten Morgen habe ich langsam meinen Kram gepackt und meine ganzen weißen Sachen, die durch die vielen Waschungen in Wäschereien nun alles andere als weiß waren (ein Mix aus Grau und Pink) auf dem Bett zurück gelassen und somit das erste Mal Ballast abgeworfen. Mein Rucksack platzt nämlich aus allen Nähten.


Im Café wollte ich bis 13:30 lesend und schreibend die Zeit rumkriegen. Plötzlich steht ein bekanntes Gesicht neben mir: Ole! (Mit ihm bin ich zusammen in die Wüste weitergereist und er war bei der ersten Wanderung in meiner Gruppe) Durch Bus und Straßen-Komplikationen ist er auch in Copacabana gelandet! 




Wir sind am frühen Nachmittag zusammen nach LaPaz weiter gefahren. Die Busfahrt war zwar mit 4h eher kurz aber plötzlich mussten wir unerwarteter Weise alle raus und der Bus ist auf eine - exakt der Größe des Busses entsprechende - Mini Fähre gefahren um überzusetzen. Ich habe mit meiner deutschen Sitznachbarin gequatscht und wir wollten dem Bus beim “auf die Fähre fahren” zuschauen. Dadurch hingen wir hinterher und als wir dann in unserem Motorboot zum Übersetzen saßen, waren alle anderen Passagiere aus dem Bus schon auf der anderen Seite! Als der Bus auch drüben angekommen ist und wir immer noch auf der anderen Uferseite gewartet haben, dass das Boot los fährt, wurde ich langsam unruhig. Hier kann man sich definitiv nicht drauf verlassen, dass der Busfahrer alle durchzählt, bevor er weiter fährt und unser Rucksack war ja im Bus! 🚌 

Ich habe dem Bootstyp verklickert dass wir jetzt los fahren müssen und er hat mir verklickert, dass ich mir keine Sorgen machen muss, da sein Boot schneller wäre als das des Busses. Ich habe ihm wieder versucht zu verklickern, dass uns die angebliche Schnelligkeit des Bootes nichts bringt, WENN WIR NICHT LOS FAHREN! Ich habe Ole - der ohne irgendwie auf mich zu warten einfach in das erste Boot eingestiegen ist und schon drüben war - angerufen, dass er den Bus aufhalten soll und dann ging es irgendwann endlich rüber. Puh die lateinamerikanische Gelassenheit ist manchmal echt stressig! 


Es hat schließlich - wie immer eigentlich - alles geklappt aber meine Nerven hat es trotzdem gekostet. 


Nach 3.5h Fahrt erreichten wir auch einmal einen riesigen Einbruch der Landschaft und eine Art Canyon vor uns! In diesem Canyon erstreckte sich die gigantische Häuserflut und am Horizont ragten 6000er in die Höhe. Alles wurde von der Nachmittagssonne ausgeleuchtet und es war ein wahnsinniger Anblick und eine tolle Ankunft in der größten Stadt Boliviens: LaPaz! 🌆 (Nicht die Hauptstadt by the way)


Ole und ich sind ins selbe Hostel eingecheckt und wie unerwartet der Abend dann noch weiter ging, erzähle ich im nächsten Eintrag! 😉😇

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