Nun sitze ich wieder im Frühling-haften Zürich und blicke auf meine 5-wöchige Reise in Mexiko zurück...
Die Rückreise hatte es in sich. 30h Reisezeit und davon nur knapp 3h Schlaf. Obwohl alles tadellos geklappt hat und ich nirgendwo Verspätungen oder Ausfälle hatte, war mein Weg nach Zürich sehr anstrengend. Der Flug war allerdings der angenehmste, den ich in meinem Leben je hatte. Ich hatte doppeltes Glück, indem ich trotz zufälliger Sitzzuweisung einen Fensterplatz und sogar noch einen Platz mit extra viel Beinfreiheit hatte. Das Flugzeug ist das modernste Modell, was es zurzeit auf der Welt gibt und das hat man gemerkt! Kein Wackeln, innen ziemlich ruhig und sichtlich noch sehr neu. Ich habe es sehr genossen (aber leider trotzdem nicht wirklich ein Auge zu bekommen).
Mittlerweile bin ich schon seit einigen Tagen wieder zu Hause und bin - für mich wirklich ungewöhnlich schnell - wieder in den Zürich-Modus reingekommen. Ich denke oft, an alle Reise-Freunde, die gerade am Strand liegen oder in Guatemala rumtingeln. Wie gerne wäre ich mit ihnen weitergereist!
Es klingt absurd für Jeden und Jede, deren Standard es ist bei 5 Wochen Urlaub im Jahr immer nur 2 Wochen am Stück wegzufahren, aber für mich sind 5 Wochen Reisen sehr kurz. Gerade weil es eben KEIN Urlaub ist, sondern Reisen. Man organisiert und plant viel und hat generell ein ganz anderes Mindset, wie ich finde. Urlaub ist von A bis Z vor allem Entspannung und Erholung. Reisen ist vor allem ganz viel Unbekanntes, ständig in neuen Situationen agieren und reagieren und unzählbar viele neue Bekanntschaften. Im Hostel zählt eine Reise unter 2 Monaten quasi als Wochenendtrip 😃. Jede zweite Person, die ich getroffen habe, reist ohne Rückflug-Ticket und hat ihren/seinen Job gekündigt. (Jetzt gerade als ich beide Gender-Formen geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass ich überdurchschnittlich viele Solo-Reisende Frauen getroffen habe, die ihren Job und ihr altes Leben fürs Reisen aufgegeben haben und gar nicht viele Männer...)

Meine Reiselust ist, wie eigentlich nach jedem Trip, nicht etwa gestillt, sondern eher noch mehr entfacht als sonst schon. Ich möchte auch mal 3 oder mehr Monate reisen und herausfinden, ob und wann es mir reichen wird und ich wirklich wieder nach Hause will. Dieses Mal habe ich insbesondere gegen Ende der Reise noch so viele tolle Menschen kennengelernt, die fast alle nach Belize und Guatemala weitergereist sind. Mir hat es richtig weh getan, nach Hause statt mit ihnen mit zu reisen... Aber ich will mich nicht beschweren! Immerhin habe ich das Privileg, überhaupt so "lange" (je nach dem wie man's nimmt 😉) und so weit zu reisen.
Wie nach jeder Reise möchte ich ein paar Sachen festhalten, die für mich besonders wichtig, erkenntnisreich oder einfach schön waren...
"Mexiko ist gefährlich"
Ich glaube das war der erste (und oft auch einzige) Gedanke, den die meisten hatten, denen ich gesagt habe, dass ich alleine nach Mexiko reisen möchte. Ich selbst hatte Mexiko als bereisenswertes Land bis vor ein paar Monaten auch nicht ansatzweise auf dem Schirm. Aber mich hat seitdem so viel mit Mexiko in Berührung gebracht und ich habe so viele Leute kennengelernt, die auch mal in Mexiko reisen waren, dass ich dachte, ich mach's trotzdem. Ich habe mich kein einziges (!) Mal unsicher gefühlt. Wirklich nie! Man kann die Statistiken, die einem die kriminellen Handlungen darlegen, die in Mexiko vorfallen nicht abstreiten und sollte sie auch nicht anzweifeln, aber solange man die Grundregeln beachtet und auf touristischen Pfaden bleibt, merkt man davon rein gar nichts. Die Drogenkartelle haben ja auch kein Interesse daran, dass ein dahergelaufener Touri unabsichtlich in eine ihrer Machenschaften reinstolpert.
Durch die Begrenzung auf die Touristen-Pfade war es allerdings schwer das authentische, wahre Mexiko kennenzulernen. Ich bin zu meinem grossen Bedauern recht wenig mit Einheimischen in Kontakt gekommen und habe vor allem den amerikanisch-westlichen Einfluss gemerkt. Überall Coca-Cola Bemalungen, Junk-Food und Plastik. Die Menschen in Mexiko sind fast alle übergewichtig, was man ihnen, wenn man sich die "Lebensmittel" in den Supermärkten anschaut, nicht mal vorwerfen kann. Sie können fast nicht anders, weil es nichts anderes gibt. Die Verteilung von Coca-Cola ist besser als die von Trinkwasser und Chips gibt es alle 3m zu kaufen (Obst an gefühlt 3 Ständen in der ganzen Innenstadt). Das mexikanischste was man überall sieht, sind vermutlich die unzähligen Streetfood Stände, an denen von Einheimischen für Einheimische gekocht wird und teilweise ganze Familien zusammen kommen.
In Mexiko haben die Touristen (vor allem Amis) quasi die ganze Ostküste der Halbinsel Yucatan für sich eingenommen, denn es reiht sich ein riesiges Hotel ans andere. Dementsprechend haben sie die Preise in die Höhe getrieben und von Mexiko spürt man, abgesehen von den Taco-Restaurants, fast gar nichts mehr. Wer Mexiko sehen will, sollte auf gar keinen Fall nur zwischen Cancun, Playa del Carmen und Tulum reisen. Ich habe alle drei Städte aus genau diesem Grund übersprungen.
In San Cristobal de las Casas habe ich das meiste Mexiko zu spüren bekommen, aber auch mit seinen Schattenseiten. Kinder haben gebettelt und sind an die Tische im Restaurant gekommen. Die Kluft zwischen "reichem Tourist" und armer Bevölkerung war hier sehr deutlich zu spüren. Aber auch das bunte, frohe Mexiko. Wie vermutlich auch in Lateinamerika strahlen die Mexikaner eine gewisse Leichtigkeit und Unbesorgtheit aus, die nach einiger Zeit auch auf mich abgestrahlt ist. Das Leben - inklusive seiner Schwierigkeiten - wird hier nicht so ernst genommen, wie es scheint. Davon kann ich mir eine Scheibe abschneiden. 😊
Soziales und Me-Time
Das war definitiv die sozialste Reise, die ich je gemacht habe! Ich habe mich im Laufe meiner Reisekarriere wirklich so sehr verändert, was das Knüpfen neuer Kontakte angeht. Auf meiner ersten Solo-Reise 2020 (Interrail durch Südeuropa) war ich wirklich fast durchgängig allein. Ich war aber auch absolut zufrieden so. Ich wollte es nicht anders und habe auch nichts vermisst. Jetzt kommt es mir fast wie eine Meisterleistung vor, dass ich damals jeden einzelnen Tag 6 Wochen lang komplett alleine gestaltet habe. Das könnte ich heute vermutlich gar nicht mehr. Dafür geniesse und suche ich es jetzt, neue Verbindungen mit Menschen einzugehen, ihre Geschichten zu hören und einen Teil meiner Reise mit ihnen zu teilen. Sei es ein Gespräch, ein Abend oder mehrere Tage.
Im Hostel reisen fast alle allein und genau deshalb sind die Freundschaften, die in Hostels schliesst vermutlich auch so intensiv. Wir haben alle niemand anderen als uns. Wir haben Zeit
füreinander und Interesse
aneinander. Wir haben alle das Gewohnte und unsere Freunde verlassen, um uns genau in diese Situationen des "neue Leute kennenlernens" zu begeben und dadurch überspringt man beim Reisen irgendwie die ersten Kennenlern-Levels automatisch. So kommt es mir jedenfalls vor. Sicher ist auf jeden Fall, dass sich da sehr viel vor allem in mir verändert hat. Ich bin von dem rebellischen Stolz, eine Einzelgängerin und fine damit zu sein weggekommen und sehe nun das Herzstück meiner Reisen in den Menschen, die ich treffe. Eine schöne Richtung finde ich. 😇
Warum reise ich? und Wie reise ich?
Wie ich ja schon geschrieben habe, hat mich die Frage nach dem "Warum reise ich überhaupt?" dieses Mal sehr beschäftigt. Ich spare mein ganzes Geld dafür, überweise jeden Lohn sofort auf mein Sparkonto und schwärme schon Monate vor Start von der bevorstehenden Reise. Aber warum? Was reizt mich am Reisen so sehr? Ich habe die abschliessende Antwort immer noch nicht, aber ich habe mittlerweile eine konkretere Ahnung als noch vor einigen Wochen. Zum einen habe ich da diese Neugier auf die Welt und die Menschen in ihr in mir. Ich habe früher schon immer gesagt, dass der beste Job, Jobtesterin oder Jobausprobiererin ist, wo man jede Woche einen neuen Job macht und dann darüber berichtet. Und genauso ist es auch mit dem Leben an sich: Ich möchte so viele verschiedene Lebensstile kennenlernen und im besten Fall auch für eine Zeit mitleben, wie möglich. Wir haben fast 9 Millarden Menschen auf diesem Planeten und jede/r einzelne hat eine eigene Art, sein/ihr Leben zu leben. Da ist es doch langweilig, wenn ich nur meine Art, das Leben zu leben kenne... Für mich zumindest. 😉 Und ich möchte auch die verschiedenen Landschaften, Klimazonen und Tiere, die die Welt hervorgebracht hat, sehen. Ich habe einfach diesen unglaublichen Erlebnis- und Erfahrungshunger in mir, der sicherlich durch ein gewisses "Abenteurer- und Weltenbummler-Gen" väterlicherseits mitbedingt ist.
Ein anderer Aspekt, der mir erst, seit ich wieder zu Hause bin bewusst geworden ist, hat wieder etwas mit Freundschaften und Sozialem zu tun. Hier im Alltag muss man immer mit all seinen Freunden abmachen, ein Treffen planen und sich dafür irgendwo zwischen Uni und Hobbys in den Terminkalender des/der Anderen quetschen lassen. Es ist nie selbstverständlich, dass man sich sieht und alle sind permanent "im Stress" oder sonst wie beschäftigt. Ich würde immer gerne mehr mit meinen Freunden machen, als effektiv zustande kommt. Im Hostel allerdings hat niemand irgendwas vor und alle immer Zeit. Man wohnt für eien gewisse Zeit zusammen und muss nichts abmachen, sondern fragt beim Frühstück einfach "Lust zum Strand zu gehen?" und dann geht man gemeinsam zum Strand. Es ist so unkompliziert und so geeint. Das mag komisch klingen, aber ich fühle mich - wenn die Leute passen - immer sehr schnell wie in einer kleinen Familie mit den Leuten aus dem Hostel. Das vermisse ich im Alltag...
Das ist ein weiteres "Darum!" zu meinem "Warum?" des Reisens....
So jetzt habe ich ultra viel geschrieben und hoffe, dass es irgendjemand bis hier unten durchgehalten hat.
Vielen Dank fürs Mitlesen und Dabeisein auf meiner Reise. Jetzt muss ich mich erstmal wieder ans Studieren und Geldverdienen machen und dann gehts - vermutlich eher früher als später - wieder auf Reisen. Ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht schon mit den nächsten Reiseplänen im Kopf aus Mexiko zurück geflogen wäre. 😉
[Hier könnt ihr meinen kleinen Trailer aus Mexiko anschauen. Der richtige Film kommt dann später, der ist noch in der Produktion]
Ich melde mich hier, sobald was Konkretes feststeht.
Bis dahin allen eine gute Zeit und bis bald!
Eure Tina 😇
Hallo Tina, wir sind sehr beeindruckt von deiner Einschätzung und den schönen Aufnahmen. Du bist wirklich ein Weltenbummler ganz aus der Art geschlageng. Aber du weißt was du willst du machst das schon .Pass schön auf dich auf Oma & Opa
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