Mérida - Cenotentour

Nach 15.5h Busfahrt bin ich gegen 9:00 Uhr morgens endlich aus dem Bus getaumelt. Die Fahrt war in Anbetracht ihrer Dauer recht angenehm und kurzweilig. Wir mussten, aus mir nicht bekannten Gründen, am ersten Stop den Bus wechseln und ich hatte kurz Schiss, dass mein Rucksack nicht mit gewechselt wurde, aber alles in Ordnung. 

Wir haben mehrmals irgendwo in der Pampa und mitten in der Nacht angehalten und es gab irgendwelche Kontrollen. Absurder Weise ist manchmal einer mit Snacks, Getränken und irgendwelchen Zuckerzeug reingekommen und hat versucht 2:30 Uhr nachts seinen Kram an uns los zu werden!! Das funktioniert schon im Hellen fast nie und erst recht nicht, wenn man die Leute dafür extra weckt. Sehr bizarr…



Im Hostel in Mérida angekommen, war ich trotz der eigentlich guten Fahrt sehr kaputt und habe beschlossen, es ruhig anzugehen und den Hostel-Pool zu nutzen. Ich habe gelesen und Tagebuch geschrieben und bin gegen Nachmittag in die Innenstadt geschlendert. Der Aufbau der Innenstadt in Mérida ist mir irgendwie suspekt: es gibt nicht wirklich eine Fußgängerzone, nur immer mal wieder kleine Plätze in mitten des schachbrettartig aufgebauten Strassensystems. Auf einmal wurde es immer lauter und immer wuseliger und ich habe mich in einem großen und wie immer sehr chaotischen und überwältigenden Mercado wiedergefunden. Das ist, wie ich mittlerweile herausgefunden habe, der einzige Ort wo man frisches Obst und Gemüse kaufen kann. In den kleinen “Supermärkten, die es überall gibt, gibt es nie Obst und so gut wie nur Chips und Kekse. Aber davon alle Varianten, die man sich vorstellen kann.


Schon vorher auf dem Weg vom Busbahnhof zum Hostel hat mich ein Mexikaner mit den Worten “You are very tall!” angesprochen, woraufhin ich entgegenet habe, dass man den Spieß auch umdrehen kann und die Mexikaner einfach klein sind. Wir sind ins Gespräch gekommen und es stelle the sich heraus, dass er mal in Zürich Spanisch unterrichtet hat. Auf dem Rückweg meines Stadtrundgangs ins Hostel bin ich wieder in ihn reingelaufen. Wir haben gequatscht und ich habe ihn gefragt, welche Maya-Ruine ehr mir empfehlen würde. Interessanter Weise ist er selbst einer der wenigen Maya-Abkömmlinge und genau gesehen gar kein Mexikaner. Ich habe ihm viele Fragen gestellt und da wir direkt neben der Straße standen und es daher sehr laut war, sind wir in ein Café, um die Ecke gegangen. Normalerweise würde ich so was nicht machen. Aber wir waren keine Sekunde alleine und immer unter den “öffentlichen Augen”, also war alles gut. Und wie oft bekommt man die Gelegenheit, aus erster Hand Informationen über eine Hochkultur zu erhalten? Wir haben sicher 2h gequatscht und dann ist er plötzlich verschwunden und hat gesagt, ich soll kurz warten. Zurück im er mit einem spanischen Buch über die Mayakultur, was er als den einzig echten Einblick in die Bräuche und Traditionen der Mayas empfand. Er hat mir das Buch geschenkt und ist dann mit einer fast schon filmreifen Geste verschwunden: Er hat sich langsam seine Sonnenbrille aufgesetzt, eine Kunstpause gelassen und dann gesagt “And listen carefully: Always be you!”. Mit diesen Worten hat er mir die Hand entgegengestreckt, sich umgedreht und ohne ein weiteres Wort einfach verschwunden. Es war eine sehr interessante, fast schon absurde Begegnung! 


Danach habe ich mich wieder ins Hostel zurückgezogen. In der Hostelgruppe auf WhatsApp hat jemand gefragt, ob jemand an einer gemeinsamen Tour zur Maus Ruine “Uxmal” interessiert sei und ich wollte per Zufall genau diese Ruine am nächsten Tag machen. Also haben wir abgemacht, uns 8:00 Uhr morgens an der Rezeption zu treffen. Wir haben uns nie persönlich gesehen, da der Typ in der Nacht erst angekommen ist. 






Am nächsten Morgen stand ich, der deutschen Pünktlichkeit alle Ehre machend, Punkt 8:00 Uhr an der Rezeption. Ich habe auf mein Handy geguckt und sehe eine ungelese Nachricht, die der Typ in der Nacht noch verfasst hat: Sein Flug ist viel später gestartet als geplant und er ist so müde dass er die Tour doch erst einen Tag später machen will. Na toll! Ich war genervt und hatte nun einen unverplanten und bisschen verlorenen Tag vor mir. 


Ich habe mich erst mal a den Pool gesetzt, wo ich dann Sabrina, auch eine deutsche Open-End Reisende, kennengelernt habe. Mit ihr bin ich dann zu einer Walking Tour aufgebrochen bin. Wir waren allerdings die einzigen. Der Typ, der uns rumgeführt hat, war sogar erstaunt, dass überhaupt jemand gekommen ist, da er sonst jeden Tag umsonst zum Treffpunkt fährt, weil tatsächlich nie jemand zu dieser Tour kommt. Sie ist nicht im historischen Stadtzentrum gewesen und außerdem und 9:00 Uhr früh, was sie nicht gerade attraktiv macht. Sie war auch nicht besonders gut aber ich habe den Guide viel gefragt und versucht alles an Informationen die ich an einen Local so habe, zu bekommen: Wo kaufen sie ein? Was essen sie wirklich am liebsten? Wie ist das Krankenversicherungssystem? Ich hab ihn bisschen ausgequetscht. 


Den Nachmittag haben Sabrina und ich im Hostel verbracht. Auf dem Weg zurück von der Walking Tour habe ich noch eine Cenoten-Tour für den nächsten Tag gebucht. Cenoten sind natürliche Wasserlöcher (teilweise in Höhlenform), in denen man baden kann. In Yucatan wimmelt es nur so von Cenoten und sie sind gefühlt Touristenattraktion Nummer 1. Die Tourismus-Agenturen lassen sich Ausflüge dorthin gut bezahlen, sodass ich circa 65€ für die Tour hingeblättert habe. Man kann auch auf eigene Faust mit einem Collectivo zu den Cenoten fahren aber alleine hatte ich keinen Bock und nach dem Reinfall mit dem Typ am Morgen, wollte ich einfach auf Nummer sicher gehen und nicht auch noch den zweiten Tag in Mérida ungenutzt im Hostel verstreichen lassen…. Schwerer Fehler.


Sobald wir am Pool lagen, haben wir Dori und Lena (auch Deutsche) kennengelernt, die - wie konnte es anders sein?- genau am nächsten Tag eine Cenoten Tour auf eigene Faust machen wollten. So haben sich die zwei mit Sabrina zusammengetan und ich angefangen, meine Entscheidung für die Tour zu bereuen. Ich hatte schon bezahlt, daher kam Stornierung nicht mehr in Frage... 









Am Abend hat das Hostel wieder eine Salsa Stunde veranstaltet und ich war natürlich wieder voller Elan mit von der Partie. As Problem ist, dass es immer um die absoluten Grundschrifte geht und ich gar nie zum wirklichen Tanzen komme. Mein Tanzpartner war allerdings recht begabt und so haben wir nach der Stunde noch ein zwei Lieder einfach so getanzt. Das war sehr cool! 


Am nächsten Morgen stand ich 8:00 Uhr am Abholort für den kleinen Mini-Bus, der die Tour-Gäste einsammelt und uns zu den Cenoten fährt. Als ich den Bus eingestiegen bin, habe ich schon gemerkt: Altersklasse Ü40 und nur Paare. Der eine Mann hat sich regelrecht in den Bus gehievt und ich konnte nur dran denken, wie viel cooler es gewesen wäre, mit den Mädels aus dem Hostel mitzufahren. Und billiger noch dazu! 

Ich habe mich wirklich schwarz geärgert, dass ich, bös gesagt, für diesen Rentner-Trip so viel Geld bezahlt habe. Aber ich wusste auch das mir Reue gar nichts bringt und das Geld erst dann wirklich verschwendet ist, wenn ich jetzt auch noch schlechte Laune habe. Ich habe versucht, dem ganzen noch was abzugewinnen und siehe da, ein Pärchen aus Mexiko City sprach sogar Englisch (die einzigen) und hat sich meiner etwas angenommen. Sie sind immer in meiner Nähe geblieben und waren super lieb und sympathisch. 

Wir sind in einen Cenoten-Park mit 4 Cenoten gefahren und wurden mit einem sehr primitiven Pferde Wagen von Wasserloch zu Wasserloch gefahren. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis! 







Die ersten 2 Cenoten waren fast komplett unterirdisch und dadurch sehr dunkel. Eine der beiden hatte riesige Stalagmiten und Stalaktiten. Und die Wurzeln der Bäume gingen im inneren der Cenote im Freien! Das war schon cool! 

Die letzten 2 Cenoten waren offener und dadurch heller. Es ist schon eine coole Sache, aber mit Gleichaltrigen hätte ich es definitiv mehr genießen können. 

Nach den Cenoten sind wir noch mitten in den Dschungel in ein sehr ursprüngliches und sehr kleines Dorf gefahren, wo wir frittierte Tortillas mit Salat gegessen haben. Es war super cool, zu sehen wie die Frauen mit den simpelsten Gegenständen kochen. Und lecker war es auch! 

Gegen Abend bin ich wieder in Mérida angekommen und im Hostel waren auch die anderen schon von ihrer Tour zurück. 



Der Eingang zur Cenote

Der kleine Pferdewagen


Hätte ich was zu Essen gehabt, ich hätte es bei diesem Blick garantiert abgegeben! 

Wir haben uns ausgetauscht und es haben sich immer mehr zu uns gesellt, Stühle wurden herbeigezogen und die Runde immer größer. Es war richtig richtig schön. Es hat sich super angenehm und vertraut angefühlt, obwohl es teilweise das erste Gespräch war. 


Mit zweien aus der Runde bin ich dann auch ins Tiefgründige abgedriftet und habe ihnen erzählt, dass mich zurzeit die Frage “Warum bzw. wofür reise ich?” beschäftigt. Die beiden waren wesentlich bereister und älter als ich und es war interessant, ihre Gedanken zu dem Thema zu hören. Mir ist immer noch nicht ganz klar, was mich am Reisen so sehr reizt, was ich mir davon verspreche und wieso ich es trotz diesen ganzen offenen Fragen nicht aus meiner Lebensplanung wegdenken kann… Ich muss das Reisen auf jeden Fall genauso lernen, wie ich zu Hause lernen muss, meinen Alltag auf die Reihe zu kriegen und zu gestalten. 


Am nächsten Morgen habe ich mit einigen aus dem Hostel gefrühstückt und gequatscht und bin dann mit Dori und Lena zum Busbahnhof gefahren. Für die beiden ging es in den Süden und für mich in den Osten. 

Eine Sache die zum Hostel-Reisen zwangsläufig dazu gehört, ist die Kurzlebigkeit der Bekanntschaften. Es ist sooo oft so, dass die Leute, die ich treffe, entweder in die entgegengesetzte Richtung reisen, gerade angekommen sind und ich grade gehe oder umgedreht. Man hat in der Regel ultra wenig Zeit miteinander und so gut wie immer würde ich mir noch mindestens ein Gespräch mehr mit den Menschen die ich treffe wünschen. 

Aber vielleicht haben die Begegnungen auch gerade durch ihre Kürze eine so starke Intensität….?


Für mich ging es nun mit einem kleinen Bus (wie in Marokko) nach Valladolid weiter. Dort habe ich mir die erste - und wahrscheinlich einzige - Maya Stadt vorgenommen: Chichen Itza. Es ist sogar eins von den 7 Weltwundern! Mal sehen wie das wird! 🛕 

Kommentare

  1. Wirklich cool, diese Cenoten, die Wurzeln und auch der Blick nach oben, in diesem Ambiente würde ich auch gern mal baden. Mama

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