Essaouira und Heimweh

Nach den zwei Nächten in unserem paradiesischen Surfhostel gings weiter an die nächste und letzte Küstenstadt - Essaouira. 

Nach einer landschaftlich spektakulären Fahrt entlang der Atlantik Küste sind wir vor der Medina ausgekippt worden und zu unserem Hotel mitten in der Altstadt gelaufen. Schon von diesem kleinen Erkundungsspaziergang konnte man erkennen, dass Essaouira dehr europäisch angehaucht ist. 

Wir haben die kleine Medina erkundet, ein paar Souvenirs eingekauft und dann einen Verabschiedungsdrink mit Silke - der anderen Deutschen abgesehen von mir - getrunken. Sie ist schon einen Tag eher abgereist. Am Abend sind wir zum letzten Mal als richtige Gruppe essen gegangen. Denn auch die zwei Geschwister Lauren und Xander begleiten uns nicht zurück nach Marrakesh, sondern bleiben noch zum surfen an der Küste. Am Abend haben wir alle etwas gefröstelt und sind in Jacke zum Restaurant gelaufen. Die kalte Meeresbriese waren wir nicht gewohnt. Als wir auf die Temperatur geschaut haben, waren immernoch 25 Grad. Wir sind echt Hitze-verwöhnt.





Wir sind also am nächsten Morgen zu fünft in den Bus eingestiegen. Ich dachte der Bus war schon leer als wir aus Marrakesh weggefahren sind aber nun sind wir nochmal drei weniger gewesen…

Der Bus hat uns so nah wie möglich an unseren Unterkünften ausgekippt, sodass nur noch ein kurzer Weg durch die Medina zum Hostel geführt hat. Die verbliebenen Australier - Airlie, Luca und Izzie - haben alle auch noch eine Nacht dazu gebucht und so haven wir uns für den Abend nochmal verabredet. 

Nachdem ich durch gefühlte 100 Gassen gelaufen bin, habe ich mein sehr spezielles Hostel erreicht. Es war suf den zweiten Blick nicht so toll wie es anfangs aussah. Die Zimmer waren klein und stickig, von einer Klimaanlage ganz zu schweigen. Es war schmutzig, die Dusche kannte nur zwei Einheiten (kochend heiss oder tröpfchengrösse aber kalt) und im ganzen Gebäude wurde gebaut. Nach einem kleinen Nickerchen hat es mich plötzlich überall gejuckt. Ich hatte am ganzen Körper rote Flecken, wie von einem Mückenstich. Ich hatte keine Lust, an dem selben Tag nochmal zu wechseln und da mir klar war, dass ich von meinem Geld eh nichts wieder sehe, wollte ich wenigstens eine von den drei gebuchten Nächten nutzen. 








Am Abend haben wir verbliebenen vier uns nochmal zum Abendessen getroffen und den nun wirklich letzten gemeinsamen Abend genossen. Wir konnten es alle nicht glauben, dass das was uns so normal vorkam - gemeinsam essen - nun nie mehr vorkommen sollte. Wir fanden es schon komisch, alle aus verschiedenen Richtungen zu unserem Treffpunkt zu kommen und nicht wie sonst immer aus dem selben Hotel loszulaufen. 

Airlie und Luca haven mich noch zurück zu meinem Hostel begleitet, das bei Nacht wirklich nur unter hoher Anspannung zu erreichen ist. Winzige Gassen, keine Läden und keine Menschen. Ich war froh um die Begleitung. 

Wir haben uns verabschiedet und uns versprochen, uns in Australien oder Zürich irgendwann mal wieder zu sehen. 

Unser leerer Bus

Am nächsten Morgen hatte ich am ganzen Körper noch mehr Stiche und such in der Nacht hat alles gejuckt. Nach einigem Abwägen habe ich mich entdchlossen, dass es wichtiger ist, dass ich mich wohl fühle, als dass ich Geld spare. Also habe ich meine frisch gewaschenen (der Waschservice war zumindest gut) gepackt und bin ins nächste Hostel ungezogen. 

Ic h habe ja schon im letzten Eintrag geschrieben, dass seit sich die Gruppe reduziert hat, meine Gefühlswelt etwas durchgemischt wurde. Immer wieder holt mich das Heimweh und nun, wo die Reise endgültig vorbei ist und alle abreisen, auch die Einsamkeit ein. Am liebsten würde ixh auch zurück nach Hause fliegen. Ich ohrfeige mich innerlich selbst, dass ich nach meiner Wanderung nochmal 3 Nöchte in Marrakesh gebucht habe, statt einfach abzureisen. Die Absicht dahinter war natürlich gut - ich wollte, wenn ich schon fliege, wenigstens so lange wie möglich in Marokko bleiben. Aber irgendwann reicht es auch und den Heimweh-Part habe ich nicht einkalkuliert. Ich muss auch sagen, dass diese Art von Heimweh für mich neu ist. Ich hatte immer wieder mal Startschwierigkeiten am Anfang einer Reise aber so einen Einbruch mitten drin, hatte ich noch nie in der Intensität. 

Altes Hostel


Neues Hostel


Ein klassischer Riad - ein Hotel mit einem Pool im Innenhof

Dachterasse neues Hostel

So ein simples Glück: ein Berg frischer Wäsche 🥰



Ich vermisse die Gruppe und das zusammensein und kann nicht glauben, dass alles schon wieder vorbei ist. Aber andererseits vermisse ich meine Freunde, mein Zimmer, Zürich, Sport und mein Fahrrad (das muss sich auch denken wir führen eine on-off Beziehung nachdem ich jetzt so lange weg war). Ich will einfach europäische Städte, in denen ich ohne Bedenken rumlaufen kann und wo es nicht so heiss ist. Seit ich wieder alleine unterwegs bin, fällt mir nämlich auf, wie oft man von irgendwelchen Männern angelabert wird, hinterher gepfiffen oder geschmacklose Komplimente gemacht bekommt. Das ist ja per se nicht gefährlich aber auf Dauer einfach nervig.

In mir drin weiss ich, dass mir diese drei Tage in Marrakesh bis zum Start der nächsten Reise am Freitagabend gut tun und ich die Ruhe auch brauche. Aber es ist trotzdem gerade hart…

Für morgen habe ich, um nicht an der Untätigkeit zu verzweifeln, einen Tagesausflug zu wunderschönen Wasserfällen gebucht. Da habe ich wenigstens erstmal was zu tun…

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