Zurück ins Leben auf dem Fahrrad…
Ich bin in Schweden!
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| Hafen von Trelleborg |
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| Mein Schlafplatz auf der Fähre |
Gestern nachdem ich den Blogeintrag hochgeladen habe, wurde ich vor dem Leuchtturm in Warnemünde von einem etwa Gleichaltrigen mit Fahrrad angesprochen. Er hat nach meinen Fahrradtaschen gefragt und hat erzählt dass er spontan von Wanderurlaub auf Radreise umgeplant hat, weil seine Reisebegleitung ausgefallen ist. Er will auch nach Schweden und dort etwas rumfahren. Als ich ihm von meiner groben Route, die ich vorhabe, erzählt habe, hat er sich sehr schnell damit anfreunden können und wir haben die Nummern ausgetauscht, damit wir, falls er zwei Tage später nach Schweden nachkommt, zusammen fahren können. So schnell geht es mit den Bekanntschaften. Man macht sie wirklich immer dann wenn man es nicht erwartet.
Als ich mich von Bosse - so heißt er - verabschiedet habe, bin ich in Richtung Hafen aufgebrochen. Da ich um alle Ausläufer des alten Stroms drum herum fahren musste, hat sich die Strecke zum Hafen auf 17km gezogen. Aber egal, ich hatte eh mehr als genug Zeit.
Am Fährterminal habe ich vier Bikepacker kennengelernt, die sich als Chemnitzer entpuppt haben. 😃 Sie wollten auch auf die Fähre nach Trelleborg und so hatte ich gleich eine kleine Gruppe, der ich mich für die Überfahrt anschließen konnte.
Da ich seit 3:50 Uhr auf den Beinen war, war ich dann gegen 23:00 Uhr so müde, dass ich schlaftrunken zu einem freien Platz auf dem Boden gewandelt bin und mich auf meine Isomatte fallen lassen habe. Ich habe geschlafen wie ein Stein - zwar nicht lange, aber tief.
4:50 Uhr wurden alle per Durchsage geweckt und da sich rege Betriebsamkeit in der Fähre breit machte, konnte ich auch nicht mehr schlafen und habe zusammengepackt. Am Fahrrad habe ich die Chemnitzer wieder getroffen und wir sind als erste von der Fähre runter und auf schwedischen Boden gerollt. Die vier haben noch einen Umweg über Malmö gemacht und daher haben sich unsere Wege kurz nach der Fähre getrennt. Wir haben aber für den Abend den selben Shelter angepeilt und - Spoiler - haben uns dort dann auch wieder getroffen.
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| Zum Wind muss ich in Anbetracht der Form dieses Baumes wohl nichts mehr sagen… |
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| Hier habe ich mich wie vor einem Jahr immer mit Louis freudig bedient |
Ich habe also die ersten schwedischen Meter alleine in die Pedale in Angriff genommen. Es war 6:30 Uhr früh und die Aussicht noch 6h bis zum Mittagessen zu fahren, hat mich nicht gerade motiviert. Generell war es komisch nun wieder definitiv auf Radreise zu sein. Wieder alles mit sich rum zu fahren, 24/7 draußen zu sein, aus dem Supermarkt zu leben und den ganzen Tag zu radeln… Es war seltsam vertraut und doch total ungewohnt und ganz neu zugleich. Das Problem, wenn man eine Reiseart zwei mal macht, ist immer, dass man die zweite automatisch mit der ersten vergleicht. Und auch, dass die Erfahrungen der ersten Reise die Grundlage für die Erwartungen der zweiten bilden. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass ich gaaaaanz viele Sachen die nicht zu 100% toll waren, fleißig verdrängt habe. Da wäre zum Beispiel der gute alte Wind, der den, in der Vorstellung so idyllischen Küstenradwegen eine Rauheit und Anstrengung untermischt, auf die ich getrost verzichten könnte. Außerdem ist es immer unglaublich laut beim Fahren, weil der Wind so um die Ohren peitscht. Der Wind wirkt sich dieses wie letztes Jahr auch auf meine Stimmung aus: ich kann nicht wirklich entspannen, wenn die ganze Natur um mich rum in ständiger Bewegung ist und genau das Gegenteil von Ruhe vermittelt.
Außerdem verdrängt habe ich die tatsächliche Menge an Zeit, die ich pro Tag im Sattel sitze. Irgendwie war mir nicht mehr bewusst, dass ich wirklich den ganzen Tag am treten bin. Ich muss mich an das und einiges mehr erstmal wieder gewöhnen. Im Nachhinein idealisiere ich meine Erlebnisse immer gerne und gehe dann von völlig falschen Voraussetzungen aus.
Nach viel Radeln, Gebäck-Frühstück (à la Louis), einem Mittagsschläfchen in der Düne und einer kleinen Sight-seeing Einlage bin ich schon gegen 16:00 Uhr am Shelter direkt hinterm Strand angekommen, wo ich nicht mal die erste war und schon einige Zelte aufgebaut waren.
Ich habe mich Bade-fertig gemacht und wollte unbedingt im Meer meine Haare waschen. Als ich alllerdings hüfthoch im Meer stand und gesehen habe, was, durch den Wind aufgewühlt, da alles drin rum schwimmt, habe ich erstmal gezögert. Wenn ich da meine Haare drin wasche, sind die ja danach dreckiger als vorher, dachte ich. Aber ich wollte auch keine Schmalzlocke mehr, also lief es auf “Köpfchen in das Wasser…” hinaus. “Frisch gebadet” habe ich mich dann in sauberen Klamotten an den Strand in die Sonne gelegt und nochmal geschlafen.
Dann sind auch die Chemnitzer eingetrudelt und wir haben zusammen Abend gegessen. Mittlerweile sind hier so viele Zelte aufgebaut, dass es schon ein Mini Campingplatz ist. Ich bin also nicht alleine.
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| Die Chemnitzer im Shelter |
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| Dicht an Dicht aus Platzmangel |
Der erste Tag war schön aber auch von sehr vielen Gedanken begleitet. Ich frage mich, warum ich überhaupt Reise und wieso nicht wie normale Menschen in ein Hotel sondern in Shelter. Was zieht mich daran an? Wieso möchte ich das? Wieso immer das Unbequeme wählen? Will ich mir etwas beweisen? Oder anderen?
Diese Fragen werden wohl auch noch die nächsten Tage in meinem Kopf rumgeistern. Ich hab ja viel Zeit darüber nach zu denken auch wenn es eine abschließende Antwort wahrscheinlich eh nicht geben wird.
Ich habe mir für den diesjährigen Blog vorgenommen, nicht nur penibel und farblos meinen Tagesablauf nach zu erzählen, sondern vor allem auch Einblick in meine Gefühlswelt zu geben. Daher die vielleicht ungewohnte Emotionalität…
Ich melde mich bald wieder. 🚲




















Hi Tina, cooler erster Tag! Und ja, die Chemnitzer sind überall!!! Schlaf gut! LG Danilo
AntwortenLöschenI am soooo happy for you Tina. Nice starting in a shelter.
AntwortenLöschenThe bicycle touring community is waiting for you out there! Those evening chats can sometimes be the highlight of the day. Louis
Ha det bra där och ta hand om dig!
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