Wind, Regen, Wald, Repeat
Tag 6 & 7
Mein neuer Morgen mit neuer Planung begann mit dem sehr romantisierten, aber in Gedanken ans spätere Zusammenpacken gar nicht mehr coolen Prasselgeräusch des Regens auf der Zeltplane über mir. Wenn es immer nur nachts regnen würde, wäre es ja okay aber schon mit Regen aufzustehen und tagsüber mehrmals nass zu werden, macht dann doch etwas mürbe.
Vor allem wenn das Zusammenpacken ansteht, ist Regen echt unpraktisch. Da mich aber niemand stresst, habe ich einfach im Zelt rumgegammelt und dann erst kurz vor 12:00 Uhr den Zeltplatz Richtung Osten verlassen.
Es ging - wie könnte es im wilden Schweden anders sein - wiedermal den ganzen Tag durch den Wald. Der Untergrund hat zwischen mehr oder weniger befestigten Waldboden-Arten gewechselt. Durch die ständigen Regenschauer waren die zwei Spurrinnen irgendwann so voll mit Wasser, dass beim Durchfahren alles hoch gespritzt ist. Ich bin teilweise mit beiden Beinen weit von mir gestreckt gefahren und habe versucht die Balance zu halten. Hat bestimmt lustig ausgesehen.
Ich habe es ruhig angehen lassen und bin gemütlich gefahren. Auf gut der Mitte der Tagesstrecke habe ich in einem Restaurant, was auf einmal mitten im Wald aufgetaucht ist, angehalten und mir was zum Mittag gegönnt. Ich habe zwei Deutsche junge Männer kennengelernt, die in die Gegenrichtung unterwegs waren und mir daher einen in meiner Richtung noch kommenden Shelter empfohlen haben. Praktischer Zufall! Wir haben zusammen gegessen und sind dann in verschiedene Richtungen los.
Schweden ist irgendwie bisschen komisch, was den Ort für Ferien- und Wohnhäuser betrifft. Es kommt kilometerlang nichts außer Wald zu allen Seiten und dann auf einmal steht da ein Haus mitten im Wald. Und dann nach einigen Kilometern dasselbe wieder. Teilweise wirklich so abgelegen und so tief im Wald, dass man Horrorfilmkulissen ohne Ende finden würde. Ich denke mir jedes Mal, dass da nur Psychopathen wohnen können (und wollen!). Aber es ist auch nicht so, dass die Häuser verlassen sind. Manchmal schraubt jemand am Dach, mäht Rasen oder Kinder spielen Ball. Wirklich kaum zu fassen. Auch auf den entlegensten Straßen kommen immer mal Autos… “off the grid“ scheint relativ zu sein…
Naja ich bin jedenfalls immer froh, wenn ich nicht komplett ab vom Schuss schlafen muss. Als ich allerdings die letzten Meter zum Shelter gefahren bin, dachte ich schon ich lande gleich bei der Hexe von Hänsel und Gretel. Es ging über Stock und Stein und rauf und runter - und natürlich durch den Wald. Ich habe sehr an der Empfehlung der zwei Deutschen zu zweifeln begonnen aber auf einmal - wie immer - taucht eine große Rasenfläche und ein Haus auf. Vor dem Shelter war ein kostenloser Camper Stellplatz mit Sanitäranlagen (!). Da am Shelter niemand war habe ich einfach auf dem Stellplatz mein Zelt aufgestellt.
Tag 7
Am nächsten Tag sollte ich endlich das geliebte Meer wiedersehen. Noch 25km lagen bis zur Küste bzw. der Stadt Halmstad vor mir. Dort hindurch hat mich letztes Jahr auch der Kattegattleden geführt, auf dem ich auch dieses Jahr ein kleines Stück fahren werde.
In Halmstad angekommen, war auf dem Hauptplatz gerade Foodfestival mit Spezialtäten aus aller Welt. Was für ein Empfang! Ich habe mich nach der Fähre nach Dänemark erkundet und festgestellt, dass sie nur zwei mal am Tag und zwar 8:00 und 19:00 Uhr fährt und noch dazu dauert die Überfahrt 5h30. Das ist mehr als letztes Jahr und durch die Zeiten kam es für diesen Tag eh nicht mehr in Frage überzusetzen.
Ich musste also wieder mal neu planen.
Ich fahre nun also den Kattegattleden bis Helsingborg und dort mit der Fähre nach Dänemark. Dort fahre ich 4-5 Tage rum und nehme dann die selbe Fähre zurück. So erscheint es mir am besten. Dadurch wird der Abschnitt auf dem bereits bekannten Kattegattleden allerdings 120km lang. Also 120km die ich gewissermaßen „doppelt“ fahre. Aber vielleicht kann ich ja hier und da mal abbiegen und Abwechslung rein bringen.
Es ging weiter Richtung Süden und als ich an einem kleinen Dünenabschnitt Pause gemacht habe, habe ich eine französische Familie kennengelernt, die seit April (!) mit ihren 4 Kindern (!!) mit dem Rad unterwegs sind. Zuerst habe ich nur zwei Kinder gesehen, die auch beide ein Fahrrad hatten und habe den Kinderanhänger, den der Mann am Fahrrad hängen hatte nicht weiter hinterfragt. Aber beim zweiten Blick habe ich zwei schlafende Gesichter entdeckt und es stellte sich heraus, das da noch zwei 3 jährige Zwillinge drin lagen. Wahnsinn! Was für eine Anstrengung für die Eltern. Und auch für die Kinder. Aber vor allem für die Eltern. Die haben ja 3 Monate lang keine Minute für sich. 😵 Sie wirkten auch ziemlich müde.
![]() |
So sah der Himmel oft aus. Die schönen Bilder sind in kurzen Lichtblicken entstanden. |
![]() |
Das Bild habe ich letztes Jahr an exakt der selben Stelle schonmal gemacht. |
Ich bin bald darauf auf einen Campingplatz abgebogen, der super gemütlich aussah. Ich habe mein Zelt aufgestellt, was nach 3 Tagen nass einpacken endlich mal an der Sonne trocknen konnte. Ich habe gelesen und am Abend noch einen Spaziergang durch die Dünen gemacht. Die Gegend unterhalb von Halmstad ist wirklich traumhaft.
Morgen gehts dann weiter Richtung Süden.🚲
Kommentare
Kommentar veröffentlichen