Endlich Sonne
Tag 13 und 14
Am Morgen nach meinem halben Ruhetag auf dem Zeltplatz habe ich, nachdem ich wie immer gemütlich in den Morgen hinein getrödelt habe, wieder vollen Elan gehabt. Zu viel sogar. Denn meine Etappe für den Tag war nur 45km lang.
Ich bin die ersten 35km direkt durch gefahren, weil es so gut ging. Ich habe meine Route weg von der Bundesstraße und damit über die Dörfer verlegt, was zwar länger aber viel schöner ist zum fahren.
Es ging immer über hügelige Felder, dann wieder durch ein Dorf, mal kurz durch ein Stück Wald, vorbei an einem See und dann wieder durch ein Dorf. Die leichten Hügel haben das Fahren gerade abwechslungsreich gemacht, da man dadurch nur begrenzt weit schauen kann und ich mich immer auf das was nach dem „Gipfel“ kommt gefreut habe.
Dann kam ich schließlich gegen Mittag in Roskilde an. Ich glaube es ist die zweitgrößte Stadt auf Sjælland (die Insel wo Kopenhagen drauf liegt). Ich bin durch die Innenstadt geschlendert, habe mir neuen Proviant besorgt und bin beim weiterschlendern auf ein, auf einer Bank am Rand picknickendes, Bikepacker Pärchen gestoßen.
Ich habe sie angesprochen (dieses Jahr spreche fast immer ich die Leute an..?) und wir haben eine Weile über unsere Routen, den Wind (!) und unser Equipment gequatscht. Es war sehr erfrischend wieder mal Gleichgesinnte zu treffen. Seit ich in Dänemark fahre wimmelt es zwar von Rennradfahrenden aber Radreisende sehe ich kaum noch. Umso schöner die Begegnung mit Laura und Andreas - so heissen sie.
Ich habe mich noch ein Stück aus der Stadt rausrollen lassen und habe einen sehr schönen Campingplatz mit Picknickbänken am Wasser für die Mittagspause gefunden.
Ich habe meinen ganzen Essenskram ausgebreitet und wollte gerade meine Chipstüte, in die ich gerade eine Wespe habe reinfliegen sehen, da….Autsch… ziehe ich schmerzerfüllt meinen Finger zurück. Ich habe direkt in die Wespe reingegriffen.
Ich kann gar nicht beschreiben wie weh es tat. Unglaublich weh! Ich wusste dass Wespenstiche nichts angenehmes sind, aber ich habe echt gedacht, mein Finger fällt a. Es hat sich angefühlt als hätte die Wespe etwas in meinen Finger hinein gespritzt was meinen Finger von innen her wegätzt. Die ersten Minuten waren echt schlimm. Ich wollte kühlen aber das hat es am Anfang nur noch schlimmer gemacht.
Dadurch, dass die Haut am Finger sehr „eng“ ist, konnte dieser auch nur bedingt anschwellen und ich dachte echt er platzt gleich.
![]() |
Die anderen Finger waren mega blau… |
![]() |
Ich bin keine Drama Queen also believe me: Es tat wirklich sau weh. 😵 |
Nach einer Weile bin ich zum Kiosk vom Campingplatz gelaufen und habe mir eine Zwiebel geben lassen, mit der ich auf dem Stich rumgerieben habe.
Nach einer Stunde ging es dann einigermaßen.
Ich bin noch ein wenig am Zeltplatz geblieben, bevor ich zum nur noch 10km entfernten Shelter aufgebrochen bin.
Dort angekommen war ich mehr als positiv überrascht. Ich habe einen abgelegenen einsamen Shelter erwartet und gefunden habe ich einen Mini Camper Parkplatz, mit Toilette (Plumpsklo aber immerhin) und einen sehr sehr noblen Shelter.
Ich habe drei deutsche Brüder kennengelernt, die auch dort gezeltet haben und wir haben den ganzen Abend zusammen gequatscht, Abend gegessen und dann Karten gespielt. So wie ich mir das immer wünsche! Tagsüber alleine ist ok aber ein bisschen Gespräch und Begegnungen am Abend sind immer sehr sehr schön.
Mein Finger war am Abend wieder so weit abgeschwollen, dass ich endlich den Ring, den ich am Anfang nicht gleich abgemacht habe, nun wieder abbekommen habe. Zwischenzeitlich hab ich echt Panik gehabt, dass er die Blutzufuhr in meinen Finger abtrennt. Aber alles gut gegangen.
Tag 14
Ich habe das erste Mal im Shelter geschlafen wie ein Baby. Die Nacht war etwas milder als sonst und ich konnte mich bisschen mehr bewegen, da ich nicht drauf achten musste, überall bis aufs Gesicht im Schlafsack zu stecken.
Die drei Jungs, wollten an dem Tag nach München zurück fahren. Wir sind so verblieben dass sie einfach frühstücken und ich wenn ich wach bin und sie höre, gerne dazu stoßen kann. Als ich allerdings aufgestanden bin, waren alle Zelte schon abgebrochen und die Jungs weg. Schade. Aber ich habe einfach meine gemütliche Morgenroutine alleine absolviert.
Gegen 10 bin ich losgeradelt.
Heute ging’s zurück nach Schweden. Die Etappe war mal wieder recht lange, aber ich habe mich, nachdem ich am Vortag durch die Kleine Etappe in meinem Radlerelan ausgebremst wurde, darauf gefreut.
Ich habe wieder den Weg über die Dörfer gewählt. Die ersten Kilometer fliegen immer vorüber. Nach 35km habe ich in Hillerõd Mittagspause gemacht.
Die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Sehr gemütliche Altstadt und einen See in der Mitte. Ich habe auf einer Parkbank mein „Chili non carne“ vom Netto gegessen, was dich zu meiner Enttäuschung als einfach eine Dose Kidneybohnen entpuppt hat.
Vor mir auf dem Boden war die ganze Zeit eine Ultra gierige und überhaupt nicht ängstliche Ente, die mir das Brot aus der Hand (!) gefressen hat.
Nachdem ich durch die Innenstadt geschlendert bin, ging’s weiter. Die restlichen 35km bis zur Fähre habe ich am Stück abgefahren. Ich war wie besessen davon wieder nach Schweden und zum Shelter zu kommen.
Auf der Fähre bin ich sofort mit all meinen technischen Geräten und zugehörigen Kabeln zur nächstbesten Steckdose gerannt. Jetzt war es mal so weit, dass ich auf allen Geräten - inklusive Handy - keinen Akku mehr hatt. Ich wollte die maximale Ladezeit rausholen, sodass ich im Endeffekt so spät zum Rad zurück kam, dass ich, als ich aus der Tür aufs Deck getreten bin, gerade alle Radfahrer habe losfahren sehen. (Wir sind immer die ersten). Ich bin zum Rad gesprintet und mit all meinen Ladekram in der Hand von der Fähre gerollt. Gerade bevor der Fährmann sich aufregen konnte, wem denn das verlassene Rad gehört. Puh das war stressig!
Ich bin erstmal in die Innenstadt und habe eingekauft. Endlich wieder schwedische Preise! Dänemark ist von den Preisen her ich auf Schweizer Niveau!
Die letzten 10km bis zum Shelter waren ein Genuss. Überall Sandstrand und kleine Häfen. Am Shelter angekommen, war der bzw. Der Grillplatz voll belegt. Eine Familie hat dort einen Grillabend gemacht. Ich habe mein Zelt etwas abseits aufgestellt, denn diesen tollen Shelter wollte ich mir deswegen nicht durch die Lappen gehen lassen.
Ein wenig später kam ein junger deutscher Radfahrer an, der auch im Shelter schlafen wollte. Er hatte eine riesiger Solarplatte hinten auf dem Rad und ich konnte mein Handy und meine Powerbank daran laden. Denn die Turbo-Lade-Aktion auf der Fähre hat gar nicht viel gebracht.
Perfekt! Manchmal fällt die Lösung doch vom Himmel.
Wir haben zusammen Abend gegessen und dann habe ich noch einen Sonnenuntergangsstrandspaziergang gemacht. Mit der vermutlich besten Aussicht, die ich direkt aus dem Zelt jemals hatte, bin ich eingeschlafen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen