Etappe 39 - Über zwei Landesgrenzen
Etappe 39 - 14.08
Der Morgen auf dem Campingplatz tief in der Berglandschaft begann gleich wieder mit ganz viel Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Die Frau aus dem Wohnwagen neben mir hat mir alles mögliche angeboten, unter anderem einen Cappuccino. Das traf dich perfekt, denn mein Kaffee war am Vortag alle geworden und ich war schon etwas traurig, dass ich nun keinen mehr habe. Aber siehe da: ich habe einen riesigen und sehr leckeren Gratis Cappuccino bekommen.
Als ich fertig zusammen gepackt hatte, wollte die Frau unbedingt noch ein Foto von mir machen. 😁
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Das war mein Weg über die Grenze |
Bevor ich losgerollt bin, habe ich meine Bremsen nochmal nachgezogen. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellte… Da die Vorderbremse innerhalb von Minuten wieder locker ist, habe ich sie besonders fest gezogen. So fest, dass ich meinen Bremshebel überhaupt nicht mehr drücken konnte. Und als ich losgefahren bin habe ich auch gleich gemerkt wieso: die Bremse hat das Rad so sehr blockiert dass es sich quasi nicht mehr gedreht hat. Shit! Ich bin nach 100m wieder rechts ran gefahren und habe meine Bremsen-Skills die Louis mir beigebracht hat walten lassen, aber es hat alles nichts gebracht. Nach einiger Zeit kam ein Mann angefahren und hat gefragt ob ich Hilfe brauche. Ja bitte!
Er hat ein paar Sachen vorgeschlagen und wir haben bisschen was geschraubt und damit haben wir es so weit bekommen, dass der Reifen sich ungefähr eine halbe Drehung gedreht hat. So musste es gehen…
Ich bin losgefahren und meine App hat mich direkt erstmal über Stock und Stein ins Nichts geschickt. Dort bin ich dann total unbemerkt - wie immer - über die Grenze gefahren. Ich sehe nie Grenzschilder, weil ich immer irgendwo im Nirwana die Länder wechsele. 🥴
Dann kam die Steigung von der ich schon geschrieben habe! Ein Pass genauer gesagt. Und ich bin mit meinen 5 Gängen zu wenig und der schleifenden Bremse (und nicht mehr vollen Kräften) hochgestrampelt. Jetzt muss man sich das eine Stunde vorstellen. Weil so schnell wie es hier jetzt klingt ging es bei weitem nicht… 🥵
Irgendwann war ich dann endlich auf 1050m Höhe! Oben am Pass habe ich alle Fahrradfahrer angesprochen ob sie sich mit Scheibenbremsen auskennen und der zweite konnte mir helfen!
Er hat geguckt, gedreht und geschraubt und dann ist der Reifen wieder fast reibungslos gerollt. Ich war happy! Auch wenn ich das natürlich am liebsten vor dem Berg gehabt hätte. 😁
Dann folgte eine der besten Abfahrten bisher. Es ging in langen Serpentinen bergab und die Aussicht war fantastisch.
Auf einmal hatte ich einen stechenden Schmerz in der Oberschenkel-Innenseite und musste schnell rechts ran fahren. Ich habe eine Wespe zwischen dem Sattel und meinem Oberschenkel eingeklemmt und sie hat zugestochen! Ich habe sogar den Stachel noch aus der Hose rausgezogen. 🐝
Die Anfahrt dauerte ungefähr 10min und war 10km lang. Die Fahrt nach oben dauerte ungefähr 1h und war 5km lang. 🫣😁
Und es ging auch gleich nochmal hoch. Das war (wie ich dachte) die letzte Steigung bevor es nach Bregenz runterging. Da habe ich dann langsam die Nase voll gehabt. Unter anderem auch deshalb, weil meine App mir Passagen als grün (also flach) angezeigt hat, die mindestens 10% Steigung hatten.
Ganz oben war in allerschönster Lage ein Gasthaus. Und da ich ja immernoch auf meinen Kaiserschmarren hoffte, bin ich eingekehrt. Und sie hatten ihn! Den leckersten der Welt! Und der Kellner war noch einer der seinen Beruf geliebt hat! Es hat sich also gelohnt nach oben zu strampeln.
Mit der festen Überzeugung, dass es das jetzt war mit den Höhenmetern, habe ich mich wieder aufs Rad gesetzt und bin bergab gerollt. Allerdings nicht sehr lange. Kurz darauf kam wieder eine Steigung - und was für eine! So steil, dass ich sogar schieben musste! Ich habe geflucht ohne Ende. Es ist eine Sache Höhenmeter zu machen, wenn man weiß dass sie kommen. Aber eine komplett andere so überrascht zu werden!
Als ich dann ENDLICH die finale Abfahrt nach Bregenz hatte, konnte ich durch die Bäume einen tollen Blick auf den Bodensee erhaschen.
Dann nahte auch schon die zweite Landesgrenze an diesem Tag - die in die Schweiz 🇨🇭Allerdings die Fahrradversion über die Brücke.
Und zu meiner Großen Enttäuschung war ich dieses Mal nicht in der Pampa und es gab trotzdem kein Grenzschild oder gar eine Flagge… Also die Grenzen auf meiner Reise waren echt eine absolute Enttäuschung bisher. In Dänemark hätte ich es gar nicht gemerkt, nach Schweden gab es auch nichts weil wir auf dem Schiff kamen, nach Deutschland zurück genau das gleiche und nur in Tschechien habe ich mal ein Schild gehabt.
Weil ich wiedermal total verpeilt habe dass Sonntag ist und die Läden zu, habe ich an einem Schweizer Shop der immer auf hat noch die nötigsten Sachen (Pesto of course) eingekauft und wurde direkt mal wieder von den Schweizer Preisen geschockt.
Da ich den Bodensee schön fande und ich auch keine Lust hatte, noch besonders weit zu fahren, habe ich entschieden einfach am Bodensee zu übernachten. Und das war richtig! Denn der Campingplatz war einer der schönsten bisher. Mein Zelt steht 3m vom See entfernt und es ist super idyllisch hier.
Ich habe mir ein letztes Mal meine Nudeln mit Pesto gekocht und habe dann noch in meinem Reisetagebuch meine Erlebnisse und Erfahrungen reflektiert und Revue passieren lassen. Ich schreibe dann nach dem letzten Etappen-Blogeintrag wie immer noch einen Abschlusseintrag über meine Erfahrungen und die Reise als solche.
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Das war der Grenzübergang in die Schweiz… nur ganz oben links in der Ecke kann man es erkennen. |
Nachdem ich alles regendes für die Nacht gemacht habe, bin ich (auch zum letzten Mal) in mein Zelt und meinen Schlafsack gekrochen und es hat noch eine Weile gedauert bis ich in den Schlaf gefunden habe.
Route
Kilometer: 62 km
Höhenmeter: 930 hm
Gesamtkilometer: 2981 km
Pünktlich zur letzten Etappe erreiche ich dann die 3000km! 🎉🥳🚴♀️
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