Ruhetag & Etappe 5

01.07. - Ruhetag

Wie schon geplant, haben Laura und ich den Regentag im Zelt und in der Campingplatz-eigenen Sauna verbracht. Um uns kurz die Beine zu vertreten, haben wir einen Spaziergang zum Deich gemacht aber ansonsten wirklich einen ruhigen und erholsamen Tag gemacht. Geregnet hat es gar nicht so viel und  Abend kam sogar die Sonne wieder raus. 


Am Abend wollte ich die Luft aus meinen Reifen etwas aufpumpen, aber die Pumpe hat sich am Ventil festgedreht, sodass ich sie nicht mehr abmachen konnte, ohne das Ventil gleichzeitig aufzuschrauben und die Luft rauszulassen. Ich habe den Zeltplatz nach Leuten mit Rad abgesucht und gefragt ob mir jemand helfen kann. Ein älteres Ehepaar hat mir dann geholfen indem der Mann erstmal einfach die Pumpe abgeschraubt hat und damit die ganze Luft aus dem Reifen gelassen hat (das wollte ich genau vermeiden) und dann nach einigen Hin und Her und mit Hilfe eines weiteren Paars aus der Schweiz mit den Reifen mit einer elektrischen Luftpumpe wieder aufgepumpt hat. Ich hatte wirklich Panik dass ich nicht mehr fahren kann, weil wir den Reifen nicht mehr aufgepumpt kriegen aber es hat sich ja - wie schon so oft - alles zum Guten gewendet. 😊👍🏽



02.07. - Etappe 5

Heute ging es wieder auf die Räder! 

Wir haben unsere 7 Sachen gepackt und sind gegen 9:30 Uhr am Zeltplatz in Richtung Husum gestartet. 

Dort haben wir erstmal eine Post angesteuert, weil ich einige Sachen („feine“ Shirts für Abends, ein Sportshirt, eins von meinen ZWEI (!) 600 Seiten Büchern und noch GoPro Zubehör) zu meinem Papa zurückschicken wollte, weil ich es eh nicht benutzten werde. Ich fahre seit Tag 1 in den selben Sachen und wasche lieber ein Mal öfter und nehme mehr Essen mit als die sinnlose Kleidung. 


Als das Paket abgeschickt war, habe ich einen Intersport gegenüber entdeckt und bin schnell hinein und mit einer neuen Fahrradhose wieder hinaus gesprungen. Es war ein Blitzkauf, aber die Hose sitzt perfekt. Ich habe sogar 30% Rabatt bekommen, weil der Verkäufer einen guten Tag hatte. 😉


Dann haben wir uns im EDEKA noch mit Proviant für 3 Tage ausgestattet und sind dann endlich gegen 11:30 Uhr richtig losgefahren. 








Heute haben wir den starken Nordseeküsten Wind richtig zu spüren gekommen und es war teilweise, als würde man gegen eine Wand antreten. Die Böen haben uns die Räder immer wieder bisschen weggerissen und wir sind leicht ausgeschwenkt. Zum Glück ging der Weg hinter dem windgeschützten Deich weiter, wo es sich dann wiederum angefühlt hat, als würde der Asphalt unter uns hinweg gleiten und wir sind mit 30km/h davon gesaust. 


Heute hatte ich das erste Mal keine Rückenschmerzen und nur sehr wenig Schmerzen am Popöchen. Ich denke das liegt an der neuen Fahrradhose, da die alte immer verrutscht ist und ich daher mehr auf einer Seite und nicht mittig saß, was in den Rücken hoch gezogen ist. 

Ich war heute generell richtig im Flow und das Fahren hat Spaß gemacht wie noch nie auf der bisherigen Reise. 


Wir haben im nächsten Ort Pause gemacht und bei einer Portion Pommes die weiteren Pläne beratschlagt. 

Laura wollte den morgigen letztes vollen Sonnentage gerne in Sylt am Strand verbringen und ich gerne im Sattel. Die kommende Woche soll vom Wetter her nämlich eher durchwachsen werden. 

Ich habe beschlossen, heute noch über die dänische Grenze zu fahren und so haben sich heute Lauras und meine Wege nach 4 gemeinsamen Tagen getrennt. 



Ein Radler für die Radler 😁









Ich habe sie noch bis zum Bahnsteig begleitet (es fährt ein Zug über den Damm nach Sylt) und dann hiess es Abschied nehmen…

Als ich vom Bahnhof weggefahren bin, war es schon ein komisches Gefühl, jetzt wieder komplett auf mich allein gestellt zu sein.


Kurz vor der dänischen Grenze habe ich im Café Zollhaus noch einen Cappuchino und ein Stück Kuchen gegessen und den Abschied von Deutschland und die gemeinsamen Zeit mit Laura zelebriert. 😇


Dann habe ich mich auf die Suche nach meinem ersten „Shelter“ gemacht. In Dänemark gibt es nämlich quasi überall kleine Hütten, in denen man gerade so sitzen kann, wo man seine Matte und Schlafsack ausrollen kann und dort schlafen darf. Sie sind in der Regel kostenlos und mit Wasser, Feuerstelle, Bank und teilweise sogar Duschen ausgetauscht. Es kann jeder kommen, der will. 


Als ich am zweiten Shelter an dem ich vorbei gekommen bin einen Mann gesehen habe, habe ich angehalten und gefragt ob er für die Nacht bleibt und ich mich zu ihm gesellen darf. Ich fande es schön, nicht gleich beim ersten Mal alleine zu sein. 


Der Mann heißt Albrecht, kommt aus Deutschland, wohnt aber in London und reist seit einigen Monat mit dem Rad durch Deutschland. Er ist sehr alternativ drauf und ähnlich wie für Michael - der Wanderer aus Kroatien vom letzten Jahr - ist minimalistisches Reisen für ihn ein absolutes Fremdwort. Er hat an jedem Rad jeweils 2 40l Taschen und noch einen riesigen Rucksack dabei. Ein krasser Gegensatz zu meinem Gepäck!! 


Wir haben eine ganze Weile geredet und nach einer Zeit war es schwer, ihn dazu zu bringen, wieder aufzuhören. Er war ganz begeistert von meiner Reise und wollte alles wissen: von der Art des Kochers, über Proviant bis zum Zelt. 


Morgen fahre ich weiter die dänische Küste entlang und schaffe es eventuell - wenn die Beine und der Rücken durchhalten - bis zu einem schönen Dünen-Campingplatz. 

Heute ist die Reise so gewesen, wie ich sie mir gewünscht habe und ich bin heute richtig in Reisestimmung und Abenteuerlust. 🏕🚴‍♀️


Route 


Gesamt Kilometer: 441 km







Kommentare

  1. Echt beeindruckend und inspirierend!
    Freue mich auf jeden neuen Eintrag und über deine neuen Bekanntschaften :)

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  2. Soviel „Chunt scho guet!“ - so schön!!!

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  3. Der Kommentar ist von mir, Mama, nicht von Nils ;-) Ich sehe leider nicht, wo ich mich ent-anonymisieren kann..

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