Etappe 25

Etappe 25 - 26.07.

Wow was für ein Tag! Er kann sich mit ganz vorne einreihen bei den schönsten Tagen meiner Reise. 


Los ging es ganz gemütlich am Campingplatz mit dem mittlerweile sehr routinierten zusammenpacken und abbauen des Zelts. Es war zwar nicht mehr so nass aber trotzdem überall voller feuchtem Sand. 



Ich konnte es kaum erwarten, wieder auf dem Sattel zu sitzen und als ich mich vorm Zeltplatz aufgeschwungen habe, hat es sich angefühlt als würde ich fliegen. Die 10km bis Zingst bin ich an allen vorbei gedüst und hatte sicher 30 km/h. Es hat unglaublich Spaß gemacht. 

In Zingst habe ich mir ein Plätzchen am Waldrand gesucht, um zu telefonieren und wurde erstmal vom Regen überrascht. Da meine Regenjacke ganz unten unser Tasche war musste meine Picknickdecke als Regenschutz herhalten. 


Nach dem Telefonat ging’s dann wie der Wind weiter Richtung Süden. Ich habe einen letzten Blick über die Schulter Richtung Ostsee geworfen, in Gedanken Abschied genommen und bin los geradelt. Ich habe die neue Kraft in meinen Beinen durch die Ruhetage sowas von gespürt. 🚴‍♀️


Erstmal war die Strecke unspektakulär und hat mit ihrer Eintönigkeit und den endlos langen Baumallen etwas an Norddeutschland an der Nordsee erinnert… 








Als ich dann in irgendeinem Kaff im Edeka war, um meine Vorräte aufzufüllen, wollte ich eine Fleisch Alternative für meine Wraps kaufen aber es gab tatsächlich nichts, was auch nur ansatzweise brauchbar gewesen wäre! Kein einziges vegetarisches Rügenwalde-Produkt in diesem ganzen Laden!! Ich konnte es fast nicht glauben. Wenn man die Abgeschiedenheit eines Ortes anhand des vegetarischen Sortiments messen will, dann hatte der Ort 10/10. 

Obwohl es schon eine extreme Besonderheit ist, dass ein Ort, durch den ich durchfahre überhaupt einen Laden hat. Normalerweise sind Ortsein- und Ausgangsschild 100m voneinander entfernt und maximal 20 ausgestorbene Häuser dazwischen. 


Ab diesem Ort wurde es landschaftlich immer schöner. Es kamen immer mehr Bäume und es wurde hügeliger, sodass sich die Felder wie im Auenland bei den Hobbits durch die Landschaft wellten. Immer mal kamen ein paar Kühe, die mich komisch gemustert haben, aber Radfahrer so gut wie keine. Auch Autos gab es wenige, sodass ich die oftmals perfekt asphaltierten Straßen für mich alleine hatte. Ich habe es total genossen. 


Ich habe gerade mit meiner Mama telefoniert, die mir mitgeteilt hat, dass ganz in meiner Nähe das alte Ferienhaus von Nils’ Familie steht und es sein könnte, das gerade jemand dort Ferien macht und ich dort sogar schlafen könnte. Sie hat die Einzelheiten abgeklärt und wir haben erstmal aufgelegt. Als ich gerade auf “beenden” gedrückt habe, sehe ich eine Meldung von meiner Uni-App aufploppen: Neue akademische Leistungen verfügbar! 


Ich wäre vor Schreck fast vom Weg abgekommen und musste erstmal anhalten. Diese Meldung bedeutet, dass die Prüfungsergebnisse von meinen mit 6-Monaten Lernen und Vorbereitung verbunden Propädeutikums-Prüfungen in Psychologie da sind! Eigentlich waren die erst für den 1. August angekündigt und ich war überhaupt nicht drauf eingestellt, sie jetzt schon zu sehen. Ich habe mich erstmal aufgeregt, dass uns die Dozenten nicht wenigstens noch den ganzen Juli in Unwissenheit gönnen können und wurde dann immer nervöser. Ich habe nicht geguckt und bin erstmal weitergefahren. 



Natürlich hat mich von der Sekunde der Gedanke an die Ergebnisse nicht mehr losgelassen. Ich bin 12min nachdem die Meldung kam, rechts ran gefahren, habe mich an einen Feldrand gesetzt und mich emotional aufs Nachschauen vorbereitet. 

Diese Ergebnisse haben so eine krasse Auswirkung auf meine Zukunft, dass mir das Herz bis zum Hals schlug. Ich hab schließlich all meinen Mut zusammen genommen und habe auf die Meldung geklickt. Ich habe fast den ganzen Bildschirm zugehalten und habe nur zwei grüne Punkte gesehen… Ich habe beide Prüfungen bestanden!!! Ich habe innerliche und auch echte Freudensprünge gemacht und dann kamen mir vor Erleichterung sofort die Tränen. Ich hab’s tatsächlich geschafft. Ich war soooo happy. 



Voller Elan und Glück bin ich weitergedüst - jetzt mit noch mehr Kraft als vorher. Ich wollte mir im Rewe etwas gönnen zur Feier des Tages aber nichts in diesem Laden hätte meine Freude noch steigern können. So ist es bei einer Packung Happy Hippos (wie ich 😁) geblieben. 






Das mit der Schlafgelegenheit the sich inzwischen geregelt und ich konnte zum Bootshaus aufbrechen. 

Ich bin die restlichen 10km mit Seitenwind gefahren und es war dann ganz schön anstrengend. Immerhin war ich schon bei 120km. 


In der Einfahrt stand bereits Christian auf mich und hat mir dann meinen Platz fürs Zelt und das Bootshaus gezeigt. 

Nach dem Essen haben wir noch mit den Nachbarn am Lagerfeuer gesessen und gequatscht. 


Völlig k.o. aber auch komplett zufrieden bin ich in meinen Schlafsack gekrochen und brauchte noch eine ganze Weile bis ich endlich in den Schlaf gekommen bin. 



Route 


Kilometer: 125 km

Gesamtkilometer: 1988 km 

(Morgen knacke ich die 2000km ! 🫣😃)


Kommentare

  1. Liebe Tina, Du glaubst gar nicht wie ich mich mit Dir freue! :-) Ich bin sehr stolz auf Dich! Deine bestandenen Prüfungen und die wahrscheinlich schon geknackten 2‘000 km. Sehr cool! Ich bin sehr gespannt was Du zum Bootshaus sagst ;-). Ich wünsche Dir noch ganz schöne Tage im Sattel und freue mich schon auf weitere, wirklich sehr gelungene Reiseberichte und Fotos. Liebe Grüsse - Nils

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  2. Hallo Tina wir sind stolz auf dich und freuen uns mit dir .Eine große Last fällt ab weiterhin viele schöne Erlebnisse bis zu unseren Wiedersehen lg.aus Pratau Oma und Opa

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