Etappe 13

Etappe 13 - 12.07.

Die Nacht auf dem teuersten Campingplatz der Welt war gut. Wir wurden von bewölktem Himmel geweckt und haben uns daher nicht gehetzt und in Ruhe alles zusammengepackt. 

Ich war ziemlich müde und generell musste ich mich mental erstmal ordnen und realisieren, dass ich nun schon in Schweden bin und die Zeit in Dänemark verarbeiten. 

Außerdem rede ich mit Louis ja die ganze Zeit Englisch, was ungewohnt und daher auch ein wenig anstrengend ist auf Dauer. 

Also habe ich ihm gesagt, dass ich tagsüber gerne getrennt fahren würde und wir uns gerne am Abend an einem Shelter treffen können. Er war sehr verständnisvoll und ich bin vor ihm losgeradelt. 






Das ist das Schild für meinen Weg: der Kattegattleden


Nach circa 1h kam direkt am Weg ein Supermarkt und ich bin eingebogen. Und wer stolziert 10min nach mir durch die Eintrittstür? Louis! 


Frisch bepackt und versorgt bin ich wieder vor Louis gestartet und habe bald ein schönes Plätzchen fürs Mittags-Picknick gefunden. 

Der Weg ging leider nicht am Wasser entlang, dafür ist hier aber wirklich jeder Weg perfekt asphaltiert. Generell ist das Fahrradnetz in Schweden perfekt! Man muss so gut wie nie auf der Straße fahren und die Autofahrer halten immer ab, wenn man die Strasse überqueren will. 


Gegen Mittag bin ich an einem schönen Badeort vorbeigekommen, wo ich mich erstmal in die Sonne gelegt habe und mich dann im Wasser erfrischt habe. Allerdings nur bis zum Knie da das Wasser doch recht kühl ist. 


Später habe ich auf einer Parallelstrasse zur Küste immer wieder durch Seitenstraßen einen Blick zum Meer erhaschen können. Es sah super toll aus! Ich dachte mir bei jeder Einfahrt dass ich eigentlich mal abbiegen und bis zum Ufer fahren müsste um alles zu sehen. Nach der gefühlt 10. Einfahrt habe ich es dann gemacht und bin zu einem schönen Steg gekommen. 

Auf einmal quatscht mich eine alte Frau auf schwedisch an. Ich habe gestikuliert, dass ich nichts verstehe und sie hat ihre Tochter geholt. Sie hat auf Englisch übersetzt: Wer ich bin, was ich mache, wo ich herkomme, wo ich hin will, wie alt ich bin, ob ich keine Angst habe und ob ich irgendwas brauche wollte sie wissen. Ich brauchte eigentlich nichts bis auf Wasser. Ich hätte auch in der nächsten Stadt was kaufen können aber wenn ich der alten Frau eine Freude machen kann, indem sie mir weiterhelfen kann, dann doch gerne…


Die Tochter hat mich ins Haus geführt und mich meine Flaschen auffüllen lassen. Da Haus war innen wie außen wie aus dem Bilderbuch! Sehr traditionelle Einrichtung, perfekter Blick aufs Wasser und innen in ein tolles, gemütliches Licht getaucht. 

Wir haben noch eine Weile geredet bis ich mich mit vollen Wasserflaschen verabschiedet habe. 

Was für ein Zufall, dass ich in jede andere Einfahrt zuvor schon hätte einbiegen können und ausgerechnet in dieser so einen nette Begegnung auf mich wartete…


In der nächsten Stadt - Kungsbacka - musste ich erstmal wieder zum Fahrradladen, um zwei/ drei Sachen reparieren und kontrollieren zu lassen. Dann bin ich weiter in Richtung Shelter bzw Louis. 


Der Shelter lag dieses Mal an einem See. Es war allerdings alles andere als leicht, dorthin zu gelangen. Es gab nur einen kleinen Trampelpfad mit sehr holprigem Untergrund und schon ziemlich zugewuchert.   












Als ich ankam, dass Louis schon dort und hat sich eingerichtet. 

Alleine wäre ich niemals an diesem Shelter geblieben. Es war im Wald, zwar mit kleinem Schlupfloch zum See aber schon sehr wild und der Shelter selber war dunkel und stinkig. Und - das gruseligste - es ging eine Hängematte in den Bäumen, ein Schlafsack am Shelter, Schuhe standen daneben und es lag eine Tasche herum. Als ob jemand sehr schnell weg musste… oder unfreiwillig weg musste… Naja ich hab versucht diese Dinge auszublenden und habe aus Wohlfühlgründen (und Mückenschutz) mein Zelt aufgebaut. Louis hat im Shelter geschlafen. 


Es gab dieses Mal auch kein fließendes Wasser, sodass ich das ganze Wasser von den netten beiden Frauen vorher gebraucht habe. Wie sich doch immer alles wieder fügt…

Es gab Pasta mit Pesto: mein neues Lieblingsessen! Es ist relativ leicht zu transportieren, Pesto nimmt nicht viel Platz weg und muss nicht warm gemacht werden und man kann das Pesto variieren. Es war sehr sehr lecker. Das gibt es jetzt die nächsten 4 Tage. Denn die Nudeln müssen alle werden - sinnloses Gewicht. 🍝


Nach dem Essen bin ich sehr schnell ins Zelt verschwunden und bin nach einem langen und anstrengenden Tag eingeschlafen. (Spoiler: ich habe sehr viel besser geschlafen als erwartet.)





Route

82 km


Gesamtkilometer: 1175 km

Kommentare

  1. Wirklich ein unglaublicher Zufall mit der Frau! Einige Fotos erinnern mich gleich an Pippi Langstrumpf :-) Liebe Grüsse, Mama

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