Etappe 11
Etappe 11 - 08.07.
An diesem Morgen hat mein Hinterreifen erstmal das Geschehen bestimmt. Ich wollte nochmal Luft aufpumpen bevor ich losfahre, da ja durch das Loch immer wieder welche rausgeht. Allerdings ist das Ventil so blöd, dass ich den Pumpaufsatz immer gleich am ganzen Ventil festdrehe, wenn ich nicht ganz penibel drauf achte und beim abdrehen geht dann die komplette Luft aus dem Reifen raus.
Das ging 3 mal so: mühsam aufpumpen und alle Bizepsmuskeln anspannen, Ventil abschrauben, alles umsonst, nochmal von vorne.
Zum Glück war Larissa noch da und wir haben uns dann abgewechselt mit dem Pumpen.
Irgendwann hielt es dann und ich bin wie der Wind 10km bis zum nächsten Fahrradshop gerast. Dort habe ich aber erstmal nur einen Schlauch für den Notfall gekauft, weil das Loch, als wir den Reifen dort aufgepumpt haben, plötzlich dicht hielt.
Zufrieden über so wenig Aufwand bin ich weiter gefahren. Aber nach dem ersten kleinen Schotterstück höre ich auf einmal „Pfffffff“ und das Loch ist wieder aufgegangen. Ich bin mit halbem Luftdruck zu einer Tanke zurück, dort habe ich die „Tubeless Art einen Reifen zu reparieren“ (nämlich indem man ihn zersticht) ausprobiert, bin grandios gescheitert und habe mein Rad dann - das Hinterrad hochhaltend, damit es nicht auf der Felge rollt - zurück zum Bike Shop geschoben. Dort hat mir der selbe Mann der mir noch ein paar Minuten vorher den Schlauch verkauft hat, diesen ins Rad eingezogen und nicht mal was dafür berechnet.
Jetzt bin ich hinten klassisch und vorne „tubeless“ unterwegs.
Nach meinem kurzen Nervenzusammenbruch wegen des Reifens, habe ich mir beim nächst besten Bäcker eine Zimtschnecke geholt und bin losgeradelt. Eva und Alex mussten ja schon sehr weit vor mir sein…
Der Wind kam zum Glück wieder von hinten und so bin ich, mit Musik im Ohr, dahin geglitten. Es hat riesigen Spaß gemacht.
Im schlimmsten Sturm am Meer habe ich dann Mittag gegessen. Durch den starken Wind hat man nie Lust, sich länger irgendwo aufzuhalten… Erstens ist es kalt und zweitens verbreitet der Wind solch eine Unruhe, dass man sich geradezu zum Weiterfahren gehetzt fühlt. Das habe ich dann auch ziemlich bald getan…
Allerdings vorne am Strand entlang. Es war eine der wenigen Strandabschnitte, an denen der Untergrund so fest war, dass man dort sogar Fahrradfahren konnte. Aber wirklich Spaß gemacht hat es nicht… und meine Kette hat den restlichen Tag geknackt.
Außerdem bin ich durch meinen Strandausflug vom eigentlichen Weg abgekommen und es hat mich insgesamt mindestens 1h gekostet wieder dorthin zurück zu finden.
Das Shelter, wo ich mich mit Eva und Alex treffen wollte, war 80km vom Letzten Campingplatz entfernt. Wie sich herausstellte war das allerdings eine Luftlinien Angabe! Die Strecke zog sich gefühlt endlos und wurde überhaupt nicht kürzer…
Die letzten zwei Stunden bis zum Shelter waren der Horror. Ich wusste nicht, ob die beiden schon dort sind oder überhaupt kommen, weil ich Eva nicht erreicht habe. Gleichzeitig war ich noch mindestens 20 km weg und es war schon 17:30 Uhr. Ich habe mich außerdem noch ziemlich oft verfahren, weil es einerseits blöd beschildert war und ich andererseits die Schilder in meinem Frust nicht gesehen habe.
Ich habe zwei/ drei Wutausbrüche auf dem Fahrrad gehabt, was positiver dazu beigetragen hat, dass ich sehr schnell gefahren bin. Ich bin in die Pedale getreten wie eine Bekloppte weil ich einfach nur noch ankommen wollte.
5 km vor dem Shelter schreibt mir Eva dann dass sie da sind und - das hat mir einen kleinen Freudenschwall beschert - „Louis ist auch da.“. Ich konnte es kaum fassen und bin nochmal einen Zacken schneller gefahren. Meine Oberschenkel waren on Fire. 🥴🔥
Ein paar Biegungen und Hügel später war ich dann ENDLICH da. Und der Shelter war sehr gut belegt. Eva und Alex, Louis und noch zwei Frauen waren schon am kochen und essen. Es war mittlerweile 19:30 Uhr!
Ich fande es so unfassbar dass wir Louis überhaupt nochmal wieder treffen und dann auch noch an diesem Shelter! Ich dachte er wäre weit hinter uns. Wir haben uns ausgetauscht und festgestellt, dass wir mittlerweile alle dieselben Leute kennen und getroffen haben. Ale kannten Lisbeth - die Frau die so interessiert an und war und mal im Shelter gegenüber geschlafen hat - und das deutsche Bikepacker Pärchen kannten sie auch. Es ist wirklich wie auf dem PCT eine richtige Community geworden. Das fande und finde ich so toll und eigentlich das beste am ganzen Trip!!
Ich habe mein Zelt aufgebaut - es gab nur einen einzigen Shelter und der war voll - und dann haben wir alle zusammen gegessen. Louis fährt seit ein paar Tagen mit Nicole - eine Frau Anfang der 50er aus Bonn - und die beiden haben uns am folgenden Tag bis nach Skagen begleitet.
Apropos Skagen: Unser aller Ziel für den nächsten Tag stand fest! Wir wollten es bis in den Nordzipfel Dänemarks schaffen. Das waren nochmal so ca 60 (eher 70 😉) km von unserem Shelter aus.
Fix und fertig vom Tag und vor allem den wechselnden Gefühlen (erst Reifen futsch, dann tolles Fahren mit Musik, dann Frust über die Strecke, dann Wiedersehen mit allen) bin ich in meinem vom Winde durchgeschüttelten Zelt eingeschlafen.
Route
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| 123 km (!!!) |
Gesamtkilometer: 953 km

















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