Etappe 1 & Hamburg

Etappe 1 - 26.06.2022

Die erste große Etappe liegt hinter mir. Gestern bin ich 110km von Bremen nach Hamburg gefahren. Da Bremen ja ursprünglich gar kein Ziel war und ich eigentlich mit dem Zug direkt nach Hamburg fahren wollte, wollte ich die nun um 110km verlängerte Strecke gleich am ersten Tag hinter mich bringen. In meinem Kopf geht meine Reise nämlich erst ab Hamburg richtig los. Und um mal eine Hausnummer als Vergleichsgrösse und Anstregungsreferenz zu haben, war es auch ganz gut. 




Ich bin mit einem mulmigen Gefühl und nicht der größten Euphorie in Bremen gestartet. Am Bahnhof habe ich beim Starbucks gefragt, ob ich in ihrem Aussenbereich schnell mal mein Fahrrad abstellen darf, um beim einziehen offenen Laden (Es war Sonntag) etwas zu essen einzukaufen. Das Problem bei so einer Fahrradtour ist, dass das Fahrrad inklusive allen Taschen wirklich alles ist, was man hat und dementsprechend gehütet werden muss wie ein Augapfel. Unbeaufsichtigt abstellen geht quasi nicht oder nur unter sehr großem psychischem Stress (= alle 2sek wie eine Paranoide von der Kasse aus durchs Fenster starren, um das Fahrrad abzuchecken). 


Als ich aber erstmal auf dem Rad saß und es erstaunlich leicht rollte, stieg meine Stimmung und meine Reisevorfreude etwas an. Insgesamt war ich aber noch nicht wirklich super drauf. 

Es gibt gar nicht so viel zu erzählen über die Etappe… Es sah fast 90% der Zeit gleich aus: Links und Rechts Feld, vor mir ein Fahrradweg neben der Landstraße, daneben wiederum eine Baumallee. So ging das sicher 50km. Immer wieder bin ich durch Gottverlassene und wirklich trostlose Dörfer gefahren, bei denen ich mir immer gedacht habe “Gott sei Dank, muss ich hier nicht wohnen.” 


Ich möchte wie gesagt, keinen Marathon aus der Reise machen und die Fahrradtour unter der Überschrift “Entschleunigung und Genuss” antreten. Auf meiner ersten Etappe ist genau das eingetreten, was ich von mir befürchtet habe: ich hatte nur noch das Ziel “Hamburg” vor Augen und habe dementsprechend fast non-stop in die Pedale getreten. Ich wollte nirgends anhalten und bin eigentlich durchgefahren. 





Ich schiebe das jetzt aber mal noch auf die Tatsache dass wie gesagt Hamburg mein wirklicher Reisestartpunkt ist. 

Aber morgen bemühe ich, mich nicht zu stressen. 


Hamburg - 27.06.2022


Ich konnte erstaunlich gut schlafen und bin ausgeruht und fit zu meiner ersten Stadterkundung mit Fahrrad aufgebrochen. Meine erste Station war die Elbphilharmonie und von dort bin ich - mein Rad schiebend - durch die Stadt gelaufen.  





Da ich mir noch einen neuen Helm kaufen wollte, bin ich circa 20min in einen außerhalb liegenden Decathlon gefahren und habe dort die letzten Dinge inklusive Helm besorgt. Meinen alten Helm wollte ich aber nicht einfach in den nächsten Müll schmeißen, da er mich nun fast 10 Jahre begleitet hat und er nun auch eine emotionale Bedeutung hatte. Ich habe die Verkäuferin von Decathlon daher gefragt, ob ich ihn ihr zum entsorgen geben darf und sie hat ihn genommen. 


Danach bin ich zur Ausseralster geradelt und fast einmal drum herum gelaufen. 

Das war endlich mal ein schöner Fleck in Hamburg. Ich muss nämlich zugeben, dass ich nicht so begeistert bin von der Stadt. Überall Krähen, Frachter, Schleusen, irgendwelche Industriegeräte und Baustellen… Ich fande die Stadt auch total industriell und unidyllisch. Ihr Aufbau widerspricht meiner ganzen Intuition und Orientierung. Ich habe ewig gebraucht bis ich das richtige Stadtzentrum gefunden habe und selbst das war mir irgendwie nicht zufriedenstellend… Das hört sich jetzt schlechter an als ich es finde, aber kurz und knapp: meine Lieblingsstadt ist es nicht! 


Ich bin noch ein paar Stunden abwechselnd gelaufen und gefahren und habe so recht viel von Hamburg und auch den etwas außerhalb gelegenen Vierteln gesehen.  

Ich habe recht früh am Rathausplatz gegessen und bin dann Richtung Hostel zurück. Auch weil der - sowieso den ganzen Tag bewölkte- Himmel sich weiter zu zog und verdunkelte und ich trocken ankommen wollte. 






Vom Hostel aus bin ich dann nochmal zum nahegelegenen Rewe Center gelaufen um dort in aller Ruhe alles zu inspizieren und mir schonmal vorzumerken, was ich später mal kaufen kann, wenn ich es wieder eilig habe, weil man Fahrrad vor der Tür steht. Ich schlendere also gemütlich durch den Rewe, nehme die ein oder andere Sache mit und als ich beim self-checkout stehe, alles gescannt habe und in meine Bauchtasche greife, stelle ich fest: “kein Portemonnaie da.” ich hab’s tatsächlich im Rucksack, den ich im Hostel gelassen habe, gelassen. Ich habe eine Verkäuferin gefragt, ob ich morgen vorbei kommen kann, und bezahlen kann und sie in der Zeit meinen Einkauf irgendwo aufbewahrt und sie hat zugestimmt. 



Mein Speiseplan für die nächsten Wochen…


Morgen fahre ich also erstmal zum Rewe und bringe meinen Einkauf zu Ende. 😁 

Generell ist der Platz für Essen und Trinken am Fahrrad ein Problem, wo ich mir noch was einfallen lassen muss… Es gibt nämlich keinen. 👀


Ich melde mich in 2-3 Tagen wieder! Dann vermutlich aus dem Zelt.  

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