Planänderung - Flexibilität und Spontanität sind gefragt
Ich sitze im Hostelbett in Dubrovnik in Kroatien. Wie ich hierher gekommen bin und wieso auf einmal Kroatien erzähle ich gleich. Die letzten 72h waren pures Chaos und ständiges Umentscheiden. Ich brauchte so schnell wie möglich einen Plan B und wusste erstmal nicht wohin.
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| Sonnenuntergang in Bari |
Das ging so weit, dass ich in Praja am Bahnhof stand und nicht wusste, ob ich den Zug Richtung Norden oder Süden steigen soll. Ich hatte die Option noch weiter in Italien zu bleiben und es von Neapel aus nochmal mit der Fähre nach Sardinien zu versuchen, aber da wäre das Problem mit den Waldbränden nicht gelöst gewesen. Oder aber die nächsten 3/4 Wochen in Italien rumreisen was mir auch eher etwas eintönig erschien, obwohl Italien ein Land ist, dass das allemal hergibt. Aber ich brauchte noch etwas großes auf das ich mich freuen konnte, einen Cut, einen Höhenpunkt…
Fahrt nach Bari - 04.08.2021
Also habe ich mich kurzerhand entschlossen, nach Bari zu fahren und von dort die Fähre nach Dubrovnik (in Kroatien) zu nehmen.
Das bedeutete aber einen 12-stündigen Reisetag mit drei Umstiegen und viel Wartezeit. Da ich nicht wirklich viel Freiraum hatte, habe ich mich auf nach Bari gemacht.
Ich bin erst nach Sapri und dann nach Salerno gefahren, wo ich mir meine 1.5h Aufenthalt mit Rumlaufen und lesen vertrieben habe. Nördlich von Neapel musste ich nochmal umsteigen und dann saß ich 18:00 endlich in Schnellzug nach Bari, der 21:00 Uhr dort ankam.
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| Anna - die beste Gastgeberin ever |
Weil ich keine bezahlbare Unterkunft in Bahnhofnähe mehr gefunden habe, musste ich von Bari Centrale noch 30min in den Süden in einen kleinen Ort fahren, wo ich zum Glück noch ein Airbnb für die Nacht gefunden habe. Allerdings musste ich auf den Anschlusszug auch nochmal 1h warten, sodass es schließlich 22:45 war als ich endlich vor der Haustür des BnBs stand. Da rief es von hinten auch schon meinen Namen und Anna -mein Host für diese Nacht - begrüßte mich ganz herzlich. Sie kam gerade vom Bahnhof, weil sie mich dort abholen wollte.
Ich war ihr erster Airbnb Gast und sie war sehr aufgeregt und euphorisch, super lieb und herzlich.
Ich habe geduscht und bin sehr schnell ins Bett -oder eher aufklappbare Liege - verschwunden.
Überfahrt nach Kroatien - 05.08.2021
Besonders lange schlafen konnte ich leider nicht, aber dafür durfte ich solange bleiben, dass ich mich über Mittag nochmal hingelegt und 1.5h geschlafen habe.
Beim Frühstück habe ich die andern zwei Gäste, die am Vorabend offenbar noch später als ich angekommen sind kennengelernt und wir haben alle zusammen mit Anna gefrühstückt. Anna war unglaublich zuvorkommend und bemüht uns eine tolle Zeit zu bieten.
Sie hat gesagt, ich darf so lange bleiben, wie ich will und da ich froh war, mal länger an einem Ort zu sein, habe ich das Angebot sehr gerne angenommen und auch ziemlich ausgedehnt in Anspruch genommen.
Ich bin erst 15:30 nach Bari zurückgefahren. Anna hat mich - jedem Aufwand zum Trotz - sogar zum Bahnhof gefahren.
Im Zug habe ich eine NewYorkerin, die seit 30 Jahren in Italien lebt kennengelernt, da sie mich aus den Fängen eines ohne Punkt und Komma in Italienisch auf mich einredenden Mannes gerettet hat. Wir haben uns kurz unterhalten und uns am Bahnhof verabschiedet.
Ich musste mich noch testen lassen, da ich ja in ein anderes Land eingereist und nicht geimpft bin. Ich habe mich aber vorab informiert und wusste, dass es am Bahnhof eine kostenlose Antigenteststation gibt.
Ich laufe also dorthin und frage, ob ich mich hinten anstellen kann, da sagt die Frau vom Roten Kreuz, dass sie heute keine Leute mehr testen und ich jetzt Pech gehabt habe und morgen wieder kommen soll. Ich war komplett geschockt und habe ihr verklickert, dass ich den Test HEUTE brauche und sie für eine Person ja wohl eine Ausnahme machen können. Sie wollte nicht mit sich reden lassen und ich habe - zu müde um meine Wut zu verbergen - meinen Rucksack auf den Boden gefrackt und ziemlich angepisst dagestanden. Ich dachte mir einfach, dass ich solange vorm Eingang stehen bleibe, bis ich jemandem so auf die Nerven gehe, dass sie es sich nochmal anders überlegen.
Diese Strategie hat mehr oder weniger geklappt denn ein paar Minuten später hat die Frau mir zugenickt und ich durfte mich nun doch anstellen.
Und zu meiner sehr großen Verwunderung haben sich hinter mir immer mehr Leute angestellt. So viele, dass, als ich dann schließlich dran war, hinter mir gut 20 Leute standen. Ich kam mir ganz schön verarscht vor.
Na im Endeffekt war’s mir egal, Hauptursache ich bekomme einen Test und kann nach Kroatien fahren. Es hat auch alles geklappt und ich konnte 17:00 los in die Altstadt schlendern. Allerdings mit mindestens 15Kg an mir dran.
Ich habe meinen letzten Tag sehr brav, typisch italienisch mit Pizza und Gelato zelebriert und bin dann zum Hafen gelaufen.
Auf Google Maps hat es mir einen abartigen Umweg zum Hafen angezeigt, bei dem ich 30min in die eine Richtung, um die Mauer, die den Hafen abgrenzt herum, und wieder 30min zurück hätte laufen sollen. Ich hatte zunächst noch Hoffnung, dass es einen Durchgang gibt aber die verebbte bald.
Irgendwann bin ich an einer, mit Zahlencode abgesperrten Tür ins Innere stehen geblieben und hab mir vorgenommen, einfach zu warten bis jemand raus kommt und dann hinein zu schlüpfen. Das passierte auch schneller als gedacht. Nur dass der Mann - Egoismus in Person - mir verboten hat, hinein zu gehen und als ich ihn regelrecht angefleht habe, mich rein zulassen oder wenigstens zu sagen, wo ich stattdessen rein komme, mich einfach stehen lassen hat und gegangen ist. Ich wäre ihm am liebsten hinterher gerannt und hätte ihn getreten. So ein Eisblock!
Ziemlich panisch, weil die Zeit langsam knapp wurde und ich fürs Außen herum laufen keine Zeit mehr hatte, habe ich dann einen Polizisten angesprochen, der mich durch exakt die selbe Tür reingelassen hat.
Drinnen musste ich am Terminal feststellen, dass ich nur an einem anderen Terminal zu dem man mit einem Shuttle Bus erst hinfahren musste, muss um mein Ticket zu bekommen. Also habe ich das - zunehmendes gereizter - gemacht.
Im Bus habe ich Pamela und Consuela aus Argentinien und Chile, aber wohnhaft in Deutschland kennengelernt, die mit der selben Fähre wie ich gefahren sind und zum selben Terminal mussten. In der Warteschlange haben wir dann noch Camille aus Frankreich und Amy und ihren Freund aus NewYork kennengelernt. Wir haben die Zeit mit Plaudern verbracht und haben uns später auf der Fähre alle wieder getroffen.
Als ich an Deck den unglaublich schönen Sonnenuntergang angeschaut habe und wieder zurück zu den beiden Südamerikanerinnen kam, saß Nicholas mit am Tisch - ein 20-jähriger Belgier. Er ist tatsächlich der erste in meinem Alter.
Amy wollte mir einen Drink (Bier) ausgeben und wir haben uns alle auf der Deck-Bar getroffen wo wir uns über die unglaublich laute Musik hinweg auf englisch angeschrien haben.
Die Fähre hat mit einiger Verspätung abgelegt und wir haben beobachtet, wie die Lichter des Festlandes immer kleiner wurden und wir in die dunkle schwarze Nacht hinaus fuhren.
Zu meiner großen Beunruhigung war das Schiff von Anfang an schief. Ich habe alle gefragt, ob ich mir das einbilde aber nein, sie war wirklich schief. Als ich als Test mein Nasenspray auf den Boden gelegt habe und es auf die Schlagseite gerollt ist, war es bewiesen. Und ich war in dezenter Panik. Ich habe mich dann ziemlich bald in mein Nachtlager verkrochen um mich vom Boot weg zu träumen.
Das hat auch ziemlich gut geklappt.
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| Die Fähre ist eindeutig schief oder? |
Dubrovnik - 06.08.2021
Überpünktlich sind wir heute früh in Dubrovnik eingelaufen. Ich habe mit Pamela und Consuela gefrühstückt und an Deck die Landschaft bestaunt.
Als wir schon von der Fähre runter waren und nochmal für die Passkontrolle Schlange standen haben wir Nicholas wiedergetroffen, der 3 Französinnen aufgegabelt hatte. Wie sich herausstellte, mussten die drei ins selbe Hostel wie ich und ich hab mich ihnen und Nicholas zum Frühstück in einer Bar angeschlossen.
Gegen 10:00 sind wir dann im Hostel angekommen und ich bin sogar im selben Zimmer wie die Franzosen gelandet. Sie reden mit mir Französisch und ich verstehe es auch, aber wir haben uns geeinigt, dass ich heute noch auf Englisch antworte weil meine Synapsen für eine weitere Fremdsprache gerade wirklich nicht mehr ausreichen.
Ich verbringe den Tag heute ruhig und versuche nochmal etwas zu schlafen und mich auszukurieren. Morgen erkunde ich dann Dubrovnik und die Umgebung.
Die letzten 3 Tage waren unglaublich intensiv und anstrengend. Unter normalen Umständen wären sie das auch schon aber durch meine Erkältung ist es nochmal krasser.
Meine Akkus fürs Soziale sind mittlerweile leer und ich brauche erstmal ein paar Tage für mich. Gestern war in Punkto Leute kennenlernen nicht mehr zu tippen.
Also vermeide ich jetzt fleißig jeden Blickkontakt im Hostel damit mich bloß keiner anspricht und sogar noch zu irgendwas einlädt. 😁 Ich brauche erstmal Me-time…
Ich melde mich wieder wenn ich aus Dubrovnik wegfahre.






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