Wieder zu Hause...
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Im Heimatbahnhof... |
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Wieder im eigenen Bett... |
Noch vor einem halben Jahr hätte ich allen, die mich gefragt hätten, ob ich mal eine 6-wöchige Zugreise alleine durch Europa machen würde, den Vogel gezeigt und jetzt habe ich genau so eine Reise hinter mir. Es war eine unglaublich lehrreiche Erfahrung. Ich kann nur jedem ans Herz legen, sich in seinem Leben mal auf solch ein Abenteuer mit sich selbst einzulassen!
Da für mich heute Abend eine sehr aufregende, eindrückliche, emotionale und intensive Zeit zu Ende geht, habe ich versucht meine Reise auf eine anschauliche Art etwas zusammenzufassen...
Auf meiner Reise habe/bin ich...
- zum ersten Mal in einem Hostel übernachtet.
- dass erste Mal eine Zugreise gemacht.
- die beste Pizza der Welt in Neapel gegessen (aber nicht meines Lebens :D).
- 4 Länder bereist.
- 3.5 Sprachen gesprochen (Englisch, Deutsch, bisschen Italienisch).
- 5219 km mit dem Zug gefahren.
- in 27 Zügen gesessen.
- 51h 48min im Zug gesessen.
- 15 Orte besucht.
- 634.4 km gelaufen. (Fast so weit wie von Chemnitz nach Zürich)
- 13 Postkarten geschrieben.
- 12 Pizzen gegessen. 🍕
- jedes Transportmittel genutzt außer das Flugzeug (Zug, Bus, Vespa, Schiff, Auto, Fahrrad und natürlich meine Füße)
- mich jeden Abend gezwungen, einen Blogeintrag inklusive Bildern hochzuladen (war nicht immer cool).
- an 7 verschiedenen Orten im Meer gebadet (Barcelona, Valencia, Marseille, Nizza, Genua, La Spezia, Neapel)
- dass erste Mal richtig Französisch gesprochen und auch verstanden 💪🏽
- Meine Taucherbrille, ein Top und ein T-Shirt verloren…😬
- dass erste Mal alleine gereist.
- ganz ganz ganz viel über mich und das Leben gelernt...
Besonderheiten auf meiner Reise
Schönste Zugfahrt...
Definitv die von Marseille nach Nizza. Es war wunderschön, die Côte d‘Azur in Sonnenuntergangsfarben vorbeirauschen zu sehen.
Erlebnisreichste Stadt...
Da es unfair wäre eine Stadt weit über die anderen zu stellen, würde ich mal sagen, die drei Städte, in denen ich am meisten erlebt und mich besonders wohl gefühlt habe, waren Paris, La Spezia und Neapel.
Paris hatte den "Erste-Stadt-alleine"-Bonus und war deshalb besonders aufregend für mich. In La Spezia habe ich viele coole Leute kennengelernt und hatte endlich einen naturellen Ausgleich zum ganzen Sightseeing in den Städten und habe das sehr genossen. Und Neapel war einfach der perfekte Ausgangspunkt für tolle Tagesausflüge an die Amalfiküste, zum Vesuv, nach Capri und ist natürlich als Stadt selbst schon ein Erlebnis.
Schönsten Begegnungen...
Natürlich habe ich auf meiner Reise noch viele weitere, kleinere Begegnungen gemacht. Von einer spontanen 100m Vespafahrt mit einem jungen Italiener, dem gemeinsamen Badenachmittag mit Karolina oder meiner ersten Hostelbekanntschaft mit Julia und Bruna in Barcelona (um nur ein paar zu nennen).
Schlimmste Hostelnacht...
Uff da gab es mehrere. Natürlich sind die Mückennächte in Venedig unangefochtene Spitzenreiter in Punkto Wut (und Schweiß-)ausbruch aber ich möchte an dieser Stelle auch mal alle Schnarcher grüßen, die mir diverse Nächte zur Hölle gemacht haben und wegen denen ich meine Ohropax so tief in meine Ohren geschoben habe, dass sie im Anderen fast wieder rausgekommen sind!
Schlimmster Hostelmitbewohner...
Da muss ich auch nicht lange überlegen! Definitiv der Typ in Rovereto, der jeden Abend schon 18:00 Uhr im Bett lag, immer nur Unterhosen anhatte, mich, obwohl er aussah als schlafe er, immer einfach angesprochen hat und natürlich schön laut geschnarcht hat (beim Aus- und Einatmen !!?!). Am Morgen war er dafür der Erste der aufgestanden ist und hat auf voller Lautstärke irgendeine Sportschau laufen lassen und auch noch kommentiert ohne Rücksicht darauf, dass die Anderen noch schlafen.
Bestes Hostel...
Da mir Ordentlichkeit und vor allem Hygiene und Sauberkeit sehr wichtig sind, ist das beste Hostel für mich auf jeden Fall das in Valencia! Es war nicht nur sauber sondern auch super schön eingerichtet, gemütlich und hatte eine soziale Atmosphäre.
Die Hostels in La Spezia und in Barcelona waren aber auch sehr gut. Nur hätte in La Spezia das Frühstück und der Preis besser sein können und in Barcelona die Hygiene. Dafür gab es dort aber eine Dachterasse, die nur schwer zu toppen ist. 😉 Ein richtig schlechtes Hostel habe ich zum Glück nicht erwischt!
Längste Zugfahrt...
Die von Paris nach Barcelona mit 6:40h. Die Heimfahrt von Bozen nach Zürich ist aber sehr nah dran (6:18h).
Schlechteste Laune...
Tja da brauche ich wohl auch nicht so viel dazu schreiben. Da der Blogtitel von diesem Tag ja „Halbzeitkrise“ heißt, war ich an diesem Tag auch am miesesten gelaunt und habe innerlich auch ernsthaft darüber nachgedacht, die Reise abzubrechen. Aber diese Phase hat zum Glück nur ein paar Tage angedauert und war in La Spezia, wo ich einen wunderschönen Ausgleich in der Natur hatte, wieder vorbei.
Ansonsten ist meine Laune und Zufriedenheit auf der ganzen Reise eigentlich (mit Ausnahme dieser eben genannten Phase) nur besser geworden. 😌
Schönste Aussicht...
Diese Kategorie muss ich nochmal in Berge und Meer unterteilen. Die mit Abstand schönste und überwältigendste Aussicht auf das Meer hatte ich in Capri, wo ich mit einem Einpersonen-Sessellift zum Gipfel des höchsten Bergs der Insel gefahren bin und auf die ganze Insel und vor allem das riesige Meer blicken konnte.
Die beste Aussicht auf die Berge hatte ich am Seceda, der ersten Wanderung in den Dolomiten mit meiner Mama. Die in den Himmel ragende und von Wolken umgebene Felsspalte war schon ein einmaliger Anblick.
Aussicht auf den Seceda... |
Der beste Picknick-Ort...
Da ich ja so gut wie jeden Tag gepicknickt habe, ist die Auswahl an schönen Picknickorten ziemlich gross. Mit Abstand der beste Ort, wo ich auf meiner Reise im Grünen gegessen habe, war mit meiner Mama an unserem ersten Tag in Bozen, wo wir mit Blick auf den Gipfel des Seceda gefrühstückt haben.
Das beste Essen...
Uh Essen… Mein Lieblingsthema. Ich habe eigentlich immer versucht, die ein oder andere nationale oder regionale Spezialität des Ortes auszuprobieren, in dem ich gerade war. Die einzige Bedingung war, dass es vegetarisch sein musste. Natürlich habe ich verschiedenste, sehr gute Sachen zu mir genommen aber es gibt 3 Dinge, die ich als besonders lecker in Erinnerung behalten werde:
In Nizza habe ich mir zum Frühstück als ich nach Cap-Ferrat gefahren bin, mal kein Coissant, sondern einen in Herzform geformten Blätterteig gekauft, der unglaublich lecker war.
In Neapel hat mir eine mit Orangen-Vanille-Creme gefüllte Blätterteigtasche („Sfogliatella“) besonders gut geschmeckt, die ich mir in meinen anderen Italien-Stops nochmal gekauft habe, die aber nie wieder so gut geschmeckt hat, wie in Neapel.
Zum Abschluss meiner Reise durfte ich dann in einem Restaurant in Bozen noch die bis jetzt beste Pizza meines Lebens geniessen.
Bester Mittagsschlaf...
Da ich im Hostel wegen diverser Störfaktoren (Hitze, Kälte, Schnarcher, rücksichtslose Mitbewohner,…) nicht immer gut geschlafen habe, musste ich meine Schlafdefizite manchmal am Tag ausgleichen.
Den wohltuendsten Mittagsschlaf hatte ich in Avignon auf einer Parkbank. Es war zwar sehr unbequem, aber nach diesem kleinen Nickerchen habe ich mich gefühlt wie neu geboren.
Den entspannendsten und bequemsten Mittagsschlaf hatte ich allerdings in Genua auf einer Strandliege, wo ich im Schatten 1h geschlummert habe.
Spontanste Begegnung...
Nicht aus allen Bekanntschaften sind Freundschaften geworden - Im Gegenteil. Ich habe unzählige flüchtige Begegnungen auf meiner Reise gemacht und möchte zwei von ihnen kurz erwähnen…
Die für mich coolste Begegnung war, als ich mich zu Jean-Paul auf den Bordstein vor das weltbeste Pizza-Restaurant gesetzt habe und wir letzten Endes an einem gemeinsam Tisch gelandet sind und zusammen die berühmte Pizza getestet haben.
In La Spezia habe ich, als ich gerade meine Pizza in den Ofen geschoben habe, Damian (aus Deutschland) in der Hostelküche kennengelernt. Wir haben uns super gut verstanden und sind abends noch ein paar Stunden gemeinsam durch La Spezia gelaufen.
Schwierigste Situation...
Ich kann zum Glück sagen, dass ich auf meiner Reise eigentlich in keine schwierige Situation gekommen bin. Das einzige, was, wenn wir nicht spontan eine Taxi-Fahrgemeinschaft gebildet hätten, kritisch hätte werden können, war die (fehlende) Busfahrt von Positano nach Sorrento. Ich habe 1.5h vergeblich auf den Bus gewartet, bis wir (ich + die 5 Anderen, die auf den Bus gewartet haben) uns entschlossen haben, ein Taxi zu rufen und uns in den Preis reinzuteilen. Das Gefühl, so spontan mit wildfremden Menschen so ein kleines Abenteuer zu teilen, war für mich etwas sehr Schönes und Besonderes.
Backpacker Essentials...
- Taschenmesser
- Campingbesteck
- Powerbank
- Mehrfachstecker USB
- Reisetagebuch
Alleine Reisen...
Als ich das erste Mal darüber nachgedacht habe, alleine zu verreisen, war das eher ein weit entferntes, unrealistisches Hirngespinst in meinem Kopf. Doch je intensiver ich mich mit der Idee auseinandergesetzt habe und mir eine Reise mit mir selbst vorgestellt habe, desto mehr kam ich von dem Wunsch, solch eine Reise selber zu erleben nicht mehr los. Ich hatte bevor es losging natürlich ein mulmiges Gefühl und habe mich in meinen ersten zwei Tagen in Paris auch gefühlt als hätte man mich als 19-jährige im Bällebad vergessen aber mit jeder Woche habe ich mich mehr ins Alleinsein verliebt. Man ist einfach so frei in allem… Man kann zu jeder Sekunde selber und unbeeinflusst entscheiden, was man machen möchte, wohin man geht, was man isst, ob man einfach am Strand liegen bleibt oder eine Wanderung macht und vieles mehr... Man muss sich mit niemandem absprechen und lernt gleichzeitig so viele neue Leute kennen, wie sonst in zwei Jahren nicht. Ich habe es unglaublich genossen, mein eigener Herr zu sein und vor allem der alleinige Herr (oder Herrin) meiner Reisegestaltung. Diese Reise war der Anfang von einem Leben als Soloreisende - da bin ich mir sicher! (Was nicht heisst, dass ich nie wieder mit jemand Anderem reisen würde…) 🛤
Mein Blog...
Auch wenn es mich an manchen Abenden extrem viel Überwindung und Motivation gekostet hat, mich dazu aufzuraffen, den Tag zusammenzufassen und in einen Blogeintrag zu verwandeln, bin ich doch sehr froh, dass ich diese besondere Reise für mich und auch für andere auf diese Weise festgehalten habe. Ich habe pro Eintrag sicher eine Stunde Zeitaufwand gehabt. Das Schreiben, Umformulieren, Bilder auf das iPad ziehen, Bilder bearbeiten und Formatieren des Blogs hat einiges an Zeit und Nerven in Anspruch genommen aber ich habe mich immer riesig gefreut, wenn ich einen Kommentar oder eine liebe Rückmeldung bekommen habe. An alle die meine Reiseerlebnisse täglich verfolgt haben: Vielen lieben Dank für euer Interesse!
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