Toulouse - Canal Du Midi

Heute war mein zweiter und auch schon mein letzter Tag in Toulouse. Ich habe wieder relativ gut geschlafen und bin gegen 9:30 in die Stadt aufgebrochen, um mir ab um 10 Uhr ein Fahrrad auszuleihen.

 

Beim Fahrradverleih angekommen, habe ich mich wegen einem dubiosen und sehr hohem Deposit fürs Fahrrad dagegen entschieden, das Fahrrad dort auszuleihen. Zum Glück standen gleich auf der anderen Strassenseite Fahhräder, die man einfach nehmen und irgendwo in der Stadt an einer anderen Station wieder abstellen kann - natürlich kostet das auch was. Ich habe mir am Automaten durchgelesen, wie das Ausleihen funktioniert und als sie mir dann wieder erstmal 150€ von meiner Karte als „Pfand“ abbuchen wollten, habe ich den Vorgang genervt abgebrochen und erstmal überlegt, wie mein Tag ohne Fahrrad aussehen könnte. 

Es ist natürlich klar, dass mir niemand ein Fahrrad ohne Pfand gibt und jeder eine Sicherheit haben will, dass das Rad auch seinen Weg zurück zum Vermieter findet aber wo ich mir während meiner Reise jeden Euro dreimal überlegt habe, ist mir das Risiko, dass ich mein Depositbetrag nie wieder sehe einfach zu hoch. 


An diesem schönen Ufer habe ich gepicknickt.


Ich habe mich dann entschieden, den Bus zu einem Supermarkt an einem südlichen Punkt der Stadt und am Ufer des Canal du Midi zu nehmen, dort Essen einzukaufen und dann den Kanal in den Norden der Stadt abzulaufen. Schwerer gesagt als getan! 

Weil ich nicht richtig auf meine Google Maps Anweisung geguckt habe, sass ich 10min an der falschen Bushaltestelle und habe mich, als die Abfahrtszeit ran war, gewundert, warum der Bus nicht kommt. Als ich dann festgestellt habe, dass ich woanders hin muss und der Bus, der mir natürlich gerade weggefahren ist, erst wieder in 20min kommt, war ich noch zustätzlich genervt. Als ich dann endlich im Bus sass, war ich erstmal froh.


Canal du Midi

Der Supermarkt, in dem ich dann einkaufen war, war der pure Himmel: Überall Sonderangebote für leckere aber ungesunde Sachen und die längste Theke für Süssgebäck und Törtchen der Welt. Ich musste mich schwer beherrschen, nicht alles in meine Tasche zu stecken und ein Vermögen auszugeben. Ich bin mit tropfendem Zahn die Regale abgelaufen bis ich alles hatte, was ich wollte. 

Um nicht an der Strasse zu essen, bin ich den Kanal etwas entlang gelaufen, bis ich eine super schöne Stelle gefunden hatte. Dort habe ich mich niedergelassen und mein viel zu spätes Frühstück genossen: Brot mit Marmelade, ein Croissant und Apfelsaft. 


Als ich gegessen hatte, habe ich mich noch etwas am Kanalufer ausgeruht und war erstmal für die Strapazen vom Morgen entschädigt. 

Später bin ich dann losgelaufen, musste aber gleich darauf feststellen, dass ich am vermutlich schönsten Stück des Ufers gepicknickt habe und ich zu einem sehr grossen Teil an der lauten Strasse neben dem Kanal entlang laufen muss. 


Die Strecke war nicht so, wie ich sie mir erhofft hatte und meine Laune ist wieder schlechter geworden. Ausserdem wusste ich auch nicht so recht, wie ich meine restliche Reise verbringen wollte. Das ganze Laufen, Anschauen, im Park sitzen und wieder Laufen ist ja schön und gut, aber dass das nun die Beschäftigung für jeden weiteren Tag meiner Reise werden soll, wollte/ will ich nicht. Ich war also etwas deprimiert und habe aus Frust auch gleich noch mein anderes Croissant gegessen. ☺️


Der Japanische Garten...


Mein Ziel war der Jardin Japonaise (Japanischer Garten) direkt neben dem Kanal im Norden der Stadt. Als ich dort nach reichlich 1,5h laufen ankam, war ich froh, mich ins weiche Gras legen zu können. Ich habe etwas Hörbuch gehört, meine Karten und mein Reisetagebuch geschrieben und etwas für die nächsten Etappen geplant. 

Auf einmal hat mich ein junger Franzose angesprochen und gefragt, was ich denn da vorhin in mein Büchlein gekritzelt hätte. Ich habe ihm erklärt, dass es ein „journal“ ist und wir sind ein bisschen ins Gespeäch gekommen. Er war sehr nett und zur Abwechslung mal überhaupt nicht aufdringlich. Er  hat sich bald verabschiedet und ist gegangen. Diese kleine Begegnung hat meine Laune und Energie wieder hochleben lassen. Ich war auf einmal sehr viel optimistischer und positiver gestimmt. 


Die schönen Strassen der Altstadt

Ich bin vom Japanischen Garten in die Altstadt gelaufen, wo ich durch die Gassen geschlendert bin, die in der Abendsonne natürlich nochmal ganz anders aussahen. Als ich bei der Tramstation von gestern rausgekommen bin, bin ich kurzerhand eingestiegen und zurück zur Unterkunft gefahren. Allerdings habe ich offensichtlich so in Gedanken vertieft aus dem Fenster gestarrt, dass ich glatt eine Haltestelle zu weit gefahren bin. Auf die Strassenbahn zurück in meine Richtung musste ich dann dummerweise nochmal 10min warten. Naja ein Weltuntergang ist es nicht aber hätte auch nicht sein müssen. 


Place du Capitole in schönem Licht


Im Zimmer angekommen, habe ich dann gesehen, dass ich nicht mehr alleine bin und eine ältere Frau als Mitbewohnerin bekommen habe. Sie ist aber sehr nett und nun kann ich nur noch hoffen, dass sie nicht so laut schnarcht, wie sie telefoniert. 😉


Morgen geht es in einer knapp vierstündigen Zufahrt mit einmal Umsteigen nach Avignon. Ich habe meine Sachen gepackt und mein Essen vorbereitet. Es kann also losgehen! 🚄

Kommentare

  1. Liebe Tina, Oma ist begeistert von deinen Beitragen, das machst du ganz toll, man kann es gar nicht glauben, dass du soviel Selbstbewusstsein hast das alleine durch zuziehen, aber du kannst eben dein Programm alleine gestalten, mach weiter so und paß schön auf dich auf ganz lg von Oma & Opa

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  2. Wirklich schade, dass die Fahrradtour vereitelt wurde.. da hättest du sicher noch andere schöne Abschnitte des Kanals entdeckt.
    Dennoch: sehr schöne Eindrücke, mit perfektem Himmel ;-)
    Bin gespannt, wie du dir die Frage der weiteren Reisegestaltung beantwortest.. nicht zuletzt deshalb bist du unterwegs.. :-**

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