Genua - Halbzeit-Krise

Heute war so ziemlich der unspannendste Tag seit ich unterwegs bin. 

Ich habe heute endlich mal richtig lange geschlafen und bin frisch und munter in den Tag gestartet. Nachdem ich meine restliche Wäsche gewaschen und aufgehangen habe, bin ich gegen 10:30 Uhr aus der Tür getreten und Richtung Altstadt gelaufen. Im nächstbesten Supermarkt habe ich mir eine Melone und ein paar Kekse geholt und mich erstmal gestärkt. 


Danach bin ich alle Pins in meiner Google Maps App abgelaufen und habe mich, als die Route viel schneller beendet war, als ich dachte und ich auch überhaupt keine Lust mehr auf Sightseeing hatte/ habe, auf einer Treppenstufe niedergelassen und erstmal etwas verschnauft und nachgedacht. Ich war vorher in der Touristinformation und habe mir Infomaterial über Bootstouren und Kayakausleihe geben lassen, aber das war alles nicht das, was ich wollte. 

Ich habe heute entschieden, dass ich die zweite Hälfte meiner Reise nicht so wie die erste mit laufen, gucken, laufen, fotografieren und baden verbringen möchte. Das war für die ersen drei Wochen sehr schön und es hat mir auch sehr gut gefallen aber ich habe absolut keine Lust mehr, mir in jeder Stadt die Kirchen, die Parks und den Hafen anzuschauen und nichts anderes zu machen. Ich möchte im zweiten Teil meiner Reise mehr erleben! Da ich bis jetzt sehr sparsam war, ist das finanziell auch gut machbar. Das einzige Problem ist, dass ich Orte finden muss, an denen das angeboten wird, was ich machen will - und das ist schwierig. 

Hier in Genua gibt es jedenfalls weder Canyoning noch Rafting...



Nachdem ich wieder etwas Energie getankt hatte, habe ich mich entschieden, zu den weiter ausserhalb liegenden Stränden zu laufen. Der Weg dahin, führte an einer sehr stark befahrenen, dementsprechend lauten und stinkigen Schnellstrasse entlang und war die schlimmste Strecke, die ich bisscher gelaufen bin. Dazu kam - wie immer -dass mir der Schweiss die Stirn runterlief und mein Rucksack an meinem Rücken klebte. Ich war so genervt, gereizt und wütend wie auf meiner ganzen Reise noch nicht. Ich wollte einfach nur noch ins Wasser und ein kleines bisschen auch einfach nach Hause...



Als ich dann nach einer Stunde in praller Sonne neben Autoabgasen und Lärm endlich an einem „Strand“ (eher ein Küstenstreifen voller Sonnenschirme) ankam, wurde ich erstmal böse überrascht: Die Frau am Eingang wollte 15€ von mir für den Eintritt und eine Liege, die diejenige war, die am weitesten weg vom Wasser stand, haben. Ich bin, so sehr ich auch in das erfrischende Wasser wollte, wieder umgedreht und zum nächsten Strand gelaufen. Dort hat der Eintritt auch 10€ gekostet. Der Strand war aber wesentlich leerer und ruhiger. Ich habe bezahlt (immerhin 5€ gespart), habe meine Sachen in meiner eigenen, abschliessbaren Umkleide deponiert (war inklusive) und wollte ins Wasser hechten. Doch um dorthin zu kommen, musste ich erstmal einen gefühlten „the floor is lava“-Boden überqueren: Die Steine waren so heiss, dass ich mir auf dem Weg zum Meer, den ich so gut es ging gerannt bin, fast die Fusssohlen verbrannt habe. Als ich dann endlich am Wasser war und meinen ersten Fuss im Wasser abkühlen wollte, hätte es mich fast hingelegt, weil die Steine unter Wasser total algig und deshalb rutschig waren. Ich habe mich also ins knöchelhohe Wasser gelegt und bin erst im Krebsgang und dann auf den Händen langsam ins Wasser gerobbt... keine schöne Erfahrung! 


Der steinige Strand von heute...


Als ich mich einigermassen erfrischt hatte, bin ich an einer anderen Stelle, an der ich etwas leichter „laufen“ konnte, wieder aus dem Wasser raus und habe mich auf meine Liege fallen lassen. Ich bin sofort eingeschlafen. 

Nach 3h am Strand (ich wollte den Eintritt ja auch auskosten) bin ich dann mit dem Bus zurück in die Altstadt gefahren, weil ich absolut keine Lust hatte, den selben Weg zurück zu laufen. 


Ich habe mir im Supermarkt mein Abendessen gekauft und dann im alten Hafen, in dem ich gestern schon war, mein Caprese-Pesto-Chiabatta à la Italia gemacht. 




Es ist nicht so leicht gewesen, wie es vielleicht aussieht. Man muss darauf achten, dass nichts runterfällt, wegfliegt oder umkippt, ausserdem soll möglichst alles kurz abgelegt werden können und ich darf zwischendurch nichts anfassen, weswegen ich meine Hände nochmal desinfizieren muss. Aber das sind Strapazen, die ich gerne auf mich nehme, wenn ich dafür mit einem leckeren Sandwich belohnt werde. 😋


Nach dem Picknick bin ich durch die Altstadt zurück zum Hostel gebummelt und habe mir auf dem Weg noch ein leckeres und sehr billiges „Gelato“ geholt. 


Der heutige Tag war eigentlich ein Fail auf ganzer Linie: Ich hatte richtig schlechte Laune, keine Lust mehr auf die weitere Reise und wusste nicht, was ich mit dem Tag anfangen soll. Auch wenn diese ganzen Sachen noch nicht überwunden sind, denke ich, dass genau das die Herausforderung ist, die ich auf meiner Reise vielleicht bewältigen muss. Ich wusste ja, dass nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen sein würde... 

Mal sehen, wie die Welt morgen aussieht. 


Kommentare

  1. Tina, laß den Kopf nicht hängen, es kommen auch wieder bessere Tage , so ist das im Leben man ist nicht immer nur auf der Sonnenseite, heute sieht die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus.Wir bewundern dich und sind ganz stolz auf dich.
    Weiterhin Viel Spaß, wir freuen uns schon wieder auf die nächsten Kommentare auch vor allem auf die schönen Aufnahmen. Paß gut auf dich auf lg aus Pratau von Oma und Opa

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