Chaotische Einreise nach Panama 🇵🇦

Meine letzten Tage in Bolivien - und Südamerika generell - habe ich im tropischen Santa Cruz bei 30 Grad verbracht. Ein Vorgeschmack auf Panama! Ich war so eine Hitze überhaupt nicht mehr gewöhnt und jegliche Art von körperlicher Aktivität als Tagesgestaltung ist sofort weggefallen. 


Megastadt Panama City

Ich habe die zwei Tage sehr gemütlich mit Tagebuch schreiben, Lesen und minimalem Rumlaufen verbracht. 


Am ersten Abend habe ich noch Tobi aus Deutschland kennengelernt, der am nächsten Tag zurück nach Hause geflogen ist. Wir haben seine 3-monatige Reise in Südamerika zusammen ausklingen lassen, sind durch die Stadt gebummelt, haben Eis gegessen und uns am Abend Pasta mit Blick auf den Plaza Principal gegönnt. 






Santa Cruz de la Sierra - Letzter Stop in Bolivien

In Santa Cruz gab es nicht viel zu sehen und zu machen und da ich ja an meinem vorherigen Stop in Sucre auch schon nicht viel gemacht und vor allem rumgelungert  und mich ausgeruht habe, wurde mir ganz schön langweilig… 

Vor allem aber war ich bereit nach Hause zu fliegen. Das ganze Reiseleben hat sich mittlerweile so sehr normalisiert, dass ich es gar nicht mehr wirklich als Reise empfinde sondern eher als neues Leben. Ich lebe eben jetzt in Hostels. Nur dass ich die kleinen Komforts meines Lebens in Zürich immer mehr vermisse... Mal nicht nur Sachen für 2 Tage einkaufen, die sich sofort verbrauchen. Mal meine Zahnbürste im Bad liegen lassen können und nicht immer alles sofort wieder wegpacken. Mein eigenes Zimmer! 

Und vor allem auch meine Freunde und Familie haben angefangen mir richtig zu fehlen. Ich war zum ersten Mal auf dieser Reise für mehr als 3 Tage alleine unterwegs. Das hat sich unglaublich komisch und irritierend angefühlt. Am Anfang habe ich es Mega genossen aber mit der Zeit wollte ich sowohl die neugewonnenen Freunde der Reise als auch meine Freunde und Familie von zu Hause bei mir haben. Einfach jemanden, der oder die mich kennt. Jemanden, bei dem ich nicht von 0 anfangen und immer erstmal den ewig gleichen Reise-smalltalk im Hostel führen muss. 


An dem Tag an dem ich nach Panama geflogen bin, wäre ich am liebsten nach Hause geflogen. Es ist nicht so, dass ich mich gar nicht auf Panama und Sonne und Meer gefreut habe aber ich kann alles gar nicht mehr so schätzen und wahrnehmen wie ich gerne würde und wie ich das am Anfang getan habe. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben Reisemüde… 

Im Endeffekt war genau das aber das Hauptziel meiner Reise: Ich wollte herausfinden, ob und wann ich a den Punkt komme, dass ich nicht mehr reisen will. Ob ich meinen Alltag jemals dem jeden Tag neuen Reiseleben vorziehe. Und an genau diesem Punkt war ich!


Es ist nicht so, dass mein Heimweh alles überschattet hätte und ich dem Reisen gar nichts mehr abgewinnen konnte. Es war aber auch nicht mehr aufregend und besonders für mich... 

Ich bin also mit sehr gemischten Gefühlen zum Flughafen gefahren.


Landeanflug auf Panama City


Nochmal billig Essen gehen in Bolivien bevor in Panama alles teuer wird…

Am Flughafen ging dann das reinste Chaos los:

Ich konnte nicht online einchecken und musste daher meinen Boardingpass ganz oldschool am Schalter abholen. Als ich meinen Reisepass über die Theke schiebe, fragt die Frau am Schalter mich, ob ich das Einreiseformular für Bolivien ausgefüllt habe, wenn ich dann wieder einreise. Ich habe sie verdattert angeschaut und gesagt, dass ich nicht zurück kommen werde. Sie hat mir ihren Bildschirm rumgedreht und mir gezeigt, dass bei ihr ein Rückflug für in zwei Tagen in meiner Buchung enthalten ist. Ich war total schockiert und habe ihr erklärt, dass ich davon bis jetzt nichts wusste. Ich habe ihr auf meinem Handy die Buchung gezeigt und auch sie konnte keine Spur eines Rückflugs finden. Wir waren beide verwirrt. Ich habe gefragt, ob ich den Rückflug stornieren und das Geld zurück bekommen kann (Der Flug war nämlich Arsch teuer und jetzt hat es auch angefangen Sinn zu machen… Es waren ja 2 Flüge). Sie hat gesagt, dass ich den Rückflug nur stornieren kann, wenn ich den Hinflug nicht antrete. Das kam natürlich nicht in Frage und so sind wir ohne Stornierung zum nächsten Punkt gekommen, von dem ich gehofft hatte, dass sie es durch die ganze Aufregung vergessen hat: Mein Gepäck. Ich habe wieder nur Handgepäck gebucht und mein Rucksack passt wirklich nur mit Ach und Krach ins Handgepäck Gitter. Und er war minimal zu schwer! Die Frau hat mir verkündet, dass ich Übergewicht habe und zahlen muss. Dann hat sie offenbar mein - den Tränen nahe kommendes - verzweifeltes Gesicht gesehen und hat mir von sich aus angeboten, den Rucksack gratis einzuchecken. Wahrscheinlich hatte sie Mitleid, weil ich wirklich nicht wissen konnte, dass ich den Flug doppelt gebucht hatte. Ich war super dankbar und habe vor lauter Eincheck-Schreck vergessen, einen Pulli aus meinem Rucksack zu nehmen, weil ich ja dachte ich nehme ihn mit mir ins Flugzeug. 


Noch als ich vom Schalter weg gelaufen bin, habe ich begonnen zu frösteln… 

Als Nächstes kam der Security Check. Alles so weit normal, bis ich, während ich gerade durch den Metall-Check-Bogen laufe, merke dass mein Messer, was ich mir für “Jederzeit-Früchte-Schneid-Unabhängigkeit” gekauft habe, immer noch in meinem Rucksack ist. 2sek später hat der zuständige Typ mich gebeten meinen Rucksack zu öffnen und ihn zu durchsuchen. Ich habe ihm direkt gesagt, dass ich weiß was es ist und habe ihm ängstlich mein Messer hingehalten. In Gedanken habe ich mich schon von 3 Polizisten wegen Terrorgefahr abführen und meinen Flug verpassen sehen. Er hat allerdings lediglich das Messer weg geschmissen und eine Notiz gemacht. Puh! 


Als ich am Gate auf den Flug gewartet habe, lagen mir die Nerven das erste Mal in 4 Monaten Reise richtig blank und zu allem Überfluss war der ganze Flughafen auf gefühlte 5 Grad runter gekühlt und ich nur im TShirt! 🥶


Ich habe meine App nochmal durchscrollt und mit 5 weiterführenden Klicks irgendwann herausgefunden, dass ich tatsächlich ein sogenanntes Wegwerf-Ticket gekauft habe. Einen Einzelflug von Santa Cruz nach Panama gab es offenbar nicht, so dass die einem einfach einen Eubdflug unter der Option „one way“ verkaufen und direkt bei der Buchung schon ausgehen, dass man den Rückflug „wegwirft“, da man ja nach Einweg-Flügen gesucht hat. Ich habe diesen krass teuren direkten (!) Flug hauptsächlich deshalb gekauft, weil die Alternative mit zwei Zwischenstopps gewesen wäre und ich durch Google herausgefunden habe, dass man pro Zwischenlandung 47% mehr Emissionen ausstößt. Ich wollte der Umwelt so wenig wie möglich Schaden zufügen und war bereit dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Wenn ich schon so viel fliege, dann doch wenigstens so Emissionssparend wie nur geht. Mit diesem Wegwerfticket habe ich jetzt genau das Gegenteil getan: Ich habe jemand anderem einen Sitz im Rückflug den ich nicht antreten werde weggelaufen und somit einen leeren Sitz im Flugzeug kreiert. Das hat mich fast mit am meisten geärgert! Dass meine ganze gute Absicht und mein Geld für gar nichts war! 😣😢


Im Flug selber ging der Tobak weiter: 30min nach Start hat der Pilot gefragt, ob ein Arzt an Board ist, da eine Person offenbar einen Kreislaufzusammenbruch und Atmebeschwerden hat. Es war aber keiner an Board. Die FlugbegleiterInnen sind hektisch hin und her gerannt und das Flugzeug immer wieder Mal heftig abgesackt. 

Auf der Hälfte der Strecke ist ein Typ, der wirklich wie das Innbild eines unscheinbaren aber Mega gestörten Serienkillers aussah immer wieder langsam den Gang hoch und runter geschritten und ich dachte wirklich, das war’s jetzt… Meine Phantasie ist echt mit mir durchgegangen. 


Spoiler: Wir sind natürlich nicht gekidnappt worden und sanft und sicher in Panama gelandet! Aus dem Fenster hat mich die in Wolken eingepackte und verregnete Skyline von Panama City empfangen. “Tolles” Wetter für den Start in der Karibik… 🙄☔️


Am Flughafen musste ich eine halbe Ewigkeit zum Gepäckband laufen, habe meinen Rucksack begrüßt und bin in die schwüle Tropenhitze hinaus getreten. Direkt haben mich 10 Taxifahrer belagert, die alle “super billig” waren und mich für “nur” 30$ in die Innenstadt fahren wollten! Haha! Ich war ganz andere Taxi Preise gewöhnt und bin direkt auf die Welt gekommen, was die Preise in Panama angeht. Ganz anderes Pflaster hier! 


Ich habe mich zum öffentlichen Bus durchgefragt und bin in den erstbesten eingestiegen. Allerdings hielt der ganz woanders als ich wollte und hat gesagt, hier ist Endstation. Ich habe jeden weiteren Busfahrer gefragt, wie ich ins Zentrum komme, aber ich wusste leider selber wieder mal (!) nicht genau wo mein Hostel ist, weshalb „ins Zentrum“ das einzige war, was ich den Busfahrern als Ziel beschrieben konnte. Und Internet hatte ich auch wieder keins. Echt nichts gelernt vom letzten Mal! 


Offenbar sah ich sehr lost aus, denn zwei junge Missionare in meinem Alter haben gefragt ob sie mir helfen können und mich zur U-Bahn Station gebracht, die besser sein sollte als der Bus. Ich musste “nur” 2 Mal umsteigen. Die U Bahn war wenigstens schön kalt. 


Ich bin ausgestiegen und zu den letzten 1.5km zum Hostel aufgebrochen. Es war eine komische Gegend und ich konnte auf meinem Handy erkennen, dass ich recht weit außerhalb von Stadtzentrum war. Als mich ein Typ auf der Straße dumm angemacht hat, habe ich entschieden, für die letzten Meter doch noch das Taxi zu nehmen. Sicher ist sicher und ich war auch einfach fertig… 

Ich habe eins angehalten und dem Taxifahrer mein Handy als Navi hingehalten. Wir haben erstmal 5min auf der Stelle gestanden und im Verkehr gesteckt. Ich habe den Taxifahrer, weil mir die Adresse doch recht spanisch (😉) vorkam, nach einem Hotspot gefragt und siehe da: als ich das Hostek auf Google Maps eingebe, kommt eine ganz andere Adresse mitten in der Innenstadt - die RICHTIGE Adresse! 

Ich habe dem Fahrer mitgeteilt dass ich mich vertan habe und wir sind in die Innenstadt abgedüst - wenigstens war da kein Stau. Der Taxifahrer und ich haben bisschen gequatscht und als ich ihm erzählt habe dass ich aus Deutschland bin, hat er mir direkt 10 deutsche Städte mit Fußballmannschaft aufgezählt. Er war totaler Fan von Deutschland und sein größter Traum war es mal zu uns zu reisen. Als ich ENDLICH vorm Hostel angekommen bin und die Tür vom Taxi hinter mir zu fiel, ruft er noch durchs Fenster “Viva Alemania!” 🇩🇪


Ich hab eingecheckt, geduscht, durch die Preise geschockt ein 2$ Abendessen mit Bohnen, Tomatensoße und Mais gegessen und bin ins Bett gekrochen. 

Was für ein Tag! Genau von solchem Transport-Chaos habe ich mittlerweile echt genug! 😬


Erkundung von Panama City 

Am nächsten Morgen bin ich direkt erstmal mit der U-Bahn zum Busterminal außerhalb der Stadt gefahren, um mein Ticket für den Nachtbus zu kaufen. Online ging das irgendwie nicht. Ich wollte noch am selben Abend nach Bocas del Toro - DEM Karibikort in Panama - weiter und endlich an den ruhigen und entspannenden Strand. 🏝️ 



Kontraste in Panama City

Weihnachtsdekoration fühlt sich sooo komisch an hier





Die berühmten Chicken Buses 🚌 



Mit dem Ticket in der Tasche ging es nun auf Stadt Erkundung! Ich habe eine super schöne Promenade mit Palmen rechts und links und einem absurd schönen Blick auf Panama City gefunden und zig Fotos geschossen. Das Beste: die Skyline hat sich mir vor dem Hintergrund des BLAUEN Himmels dargeboten! Obwohl nur Regen gemeldet war für die ganze nächste Woche!


Da es absurd heiß und schwül war, bin ich in die nächstbeste Mall und habe die kühle Luft und die heimische Einheitlichkeit der sich aneinander reihenden, auf der ganzen Welt gleichen, Läden genossen… H&M , Zara, Nike, McDonalds. Eine Einkaufsmall sieht überall auf der Welt immer gleich aus… Schon irgendwie krass, dass man, sobald man sie betritt, seine vorherigen geografischen Standort abzulegen scheint. 


Ich bin wieder zurück zum Hostel gebummelt und habe dort rumgehangen, bis es Zeit war zum Busterminal zu fahren. 

Als ich in den Bus eingestiegen bin, hatte ich zwar meinen Pulli und eine lange Hose dabei, war aber keineswegs auf die eisigen Temperaturen vorbereitet, die im Innenraum herrschten. Ich habe mich mit dem Vorhang am Fenster versucht so gut es ging zu bedecken aber es war einfach Arsch kalt!!! 🥶 Als wir zur absoluten Unzeit von 23:45 Uhr eine Abendessen-Pause gemacht haben, habe ich den Fahrer gebeten, die Klimaanlage runter zu stellen, aber der hat nur missmutig “Ist immer so, muss immer auf xy Grad sein” gemurrt. Ich habe gesagt, dass ich, wenn es weiter so kalt bleibt, meine Jacke aus dem Gepäckraum holen muss und er hat gesagt, das sei ok. Also hat er den Gepäckraum aufgeschlossen und eine Handbewegung nach drinnen a la “Bitte Sehr” gemacht. Ich dachte der hilft mir! Aber nein! Ich konnte meinen Rucksack nirgends sehen, da er unter den anderen Gepäckstücken begraben war und bin in den Stauraum hinein gekrabbelt. Ich habe ihn irgendwann entdeckt und musste gefühlte 100 andere Koffer beiseite hiefen. Ich habe meine Regenjacke und ein Handtuch herausgezogen und mich wieder in meinen Sitz gepflanzt. Wenigstens war mir von der Ausgraberei meines Rucksacks jetzt erstmal warm. Ich habe mein Cap aufgesetzt, meine Jack ausgebreitet und mein Handtuch über meinen Kopf gehangen und bin irgendwann eingedöst. 

Ich war sowas von fertig mit Busfahrten!!! 🚌


Kommentare

  1. Die Herausforderungen des Reisens sind unglaublich, vor allem wenn noch viele auf einmal auftreten. Ich kann nur staunen, wie du das alles meisterst und wegsteckst.. Hut ab!! :-* Mama

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