La Paz - Death Road und Gondeltour

In der Häuserflut von LaPaz angekommen, habe ich mein Bett in einem Dorm mit absolut phänomenaler Aussicht über die Stadt bezogen und bin dann die Dachterasse erkunden gegangen. 



Neben der überdachten Dachterasse gab es einen zweiten Bereich im Freien, auf dem geraucht wurde. Ich wollte mir die Aussicht nochmal von ganz oben anschauen und noch als ich den ersten Schritt auf den Aussenbereich mache, dämmert mir dass ich die eine männliche Gestalt, mit dem Rücken zu mir gedreht und rauchend, kenne. Und eine Sekunde später dreht die „Gestalt“ zu mir um und es ist: JORDAN! 

Für alle die verständlicherweise nicht alle Namen die ich hier erwähne auswendig lernen: Jordan ist ein Australier, den ich vor 2 Monaten am Busterminal in Cuenca (Ecuador) kennengelernt habe. Wir sind seit diesem Moment knappe 2 Wochen zusammen weiter und durch Peru gereist und haben uns, als mein Freiwilligeneinsatz startete, verabschiedet. Da ich durch den Einsatz 2 Wochen am selben Ort geblieben bin, habe ich nie im Leben damit gerechnet, dass ich Jordan nochmal einhole und wir uns wieder sehen! Umso krasser die Überraschung für uns beide! Als mir ein „No way!“ entfleucht ist, dreht er sich um und springt direkt strahlend auf und umarmt mich! 😇 Wir haben uns beide sehr gefreut über diesen Zufall! 

Wir haben eine Weile zusammen gesessen und uns über die letzten Monate ausgetauscht. Jordan wollte am nächsten Tag zu einer 6000er Besteigung aufbrechen und somit war das der letzte Abend, an dem wir uns in diesem Hostel hätten treffen können. 


Er hat mir erzählt, dass die zwei Französinnen, die wir ganz oberflächlich in Cuenca in Ecuador im Hostel kennengelernt haben, auch hier im Hostel sind und zwei Minute später kamen sie um die Ecke. Ich habe auch mit ihnen kurz geredet und als sie mir erzählt, haben, dass eine von ihnen schon vor längerem einen Israeli kennengelernt hat und mit ihm zusammen den Salkantay Trek gemacht hat, kam mir die ganze Liebesgeschichte irgendwie bekannt vor… 


In meiner Huayhuash Wandergruppe hatte ich einen Israeli names Roi, der uns von einer Französin erzählt hat, in die er sich verliebt hat und die er so schnell wie möglich wieder sehen will… Die Hälfte meiner Wandergruppe hat ja dann den Salkantay Trek zusammen gemacht (ich hatte ja meine Tour gebucht) und da waren dann eben auch zwei Französinnen dabei, von denen eine die Freundin von Roi war. Etay - der andere Israeli - hat dann wiederum mit der anderen Französin angebändelt, so dass die zwei Israelis mit den zwei Französinnen zusammen waren. 


Als ich Agathe und Juliette - die zwei Französinnen von der Dachterasse in La Paz - nach den Namen von ihren Israelis gefragt habe, waren es tatsächlich die beiden aus meiner Gruppe und die beiden waren DIE Französinnen, von denen schon so oft die Rede war! Und auch sie wussten sofort wer ich bin und haben mir mit erfreut aufgerissenen Augen „You are TINA?“ entgegnet. Offenbar war von mir auch schon mal die Rede. So ein Zufall!!! Ich konnte es gar nicht fassen.


Und um das ganze noch zu toppen, sitzt im Innenbereich des Hostels ein Deutscher, den ich in Trujillo (kurz vorm Freiwilligeneinsatz) kennengelernt und mega sympathisch gefunden habe! Der Abend der Wiederbegegnungen. Die Welt ist ein Dorf! 🫣😱


Erster Tag in La Paz

In der Nähe von La Paz gibt es eine Schotterstraße, die früher die Hauptverbindung zwischen der Grosstadt und dem Amazonas war und heute zu einer Mountainbike Strecke umfunktioniert wurde, die unter dem Namen „El Camino del Muerte“ (= Der Weg des Todes oder „Desth Road“) bekannt ist und Touristen aus aller Welt anzieht. So natürlich auch mich. Und da ich wusste dass Anna und Lukas (aka Germanys nicest couple 😉) von der Salkantay Wanderung auch in La Paz sind, haben wir beschlossen, uns zusammen in dieses Abenteuer zu stürzten. 


Früh um 7:30 ging es los. Die Deutschen waren wie immer pünktlich, aber da wir laut Guide noch auf eine weitere Person warten mussten, haben wir gerätselt, wer es wohl sein könnte. Ein/e Deutsche/r schon mal nicht, da waren wir uns einig, denn der/die wäre ja pünktlich gewesen 😉. Und Lukas war sich recht sicher, dass Frauen so etwas eher alleine machen würden als Männer. Wir warteten also auf eine nicht-deutsche Frau. Oder auch nicht! Wenig später bog Dario - ein 22-jähriger Schweizer - um die Ecke! So liegen die Klischees also wieder mal falsch. 😃


Kurz vor Start - im Hintergrund erkennt man die Death Road



Anne und ich wieder sicher im Van




Zu viert ging es los und wir sind auf den Startpunkt auf 4700m gefahren und es wurde immer kälter und nebliger! 

Das erste Stück der Strecke fand auf der normal befahrenen Straße statt und wir waren nach 4min erstens nass, zweitens durchgefroren und drittens (zumindest Anna und ich) erstmal fertig mit Fahrrad fahren. Es war einfach zu gefährlich. Ich hatte eine Sicht von 20m, nasser Straße und überholende LKWs. Das musste nicht sein. Irgendwann saßen wir alle wieder im Van und sind weiter runter zum definitiven Startpunkt der Death Road gefahren. 

Also zweiter Versuch! 

In kompletter Mountainbike-Montur ging es nun 65km bergab auf 1200m! 

Ich liebe zwar Fahrrad fahren aber meine Erfahrungen bzgl Mountainbike halten sich sehr in Grenzen! Dementsprechend zaghaft war ich am Anfang. Aus der Schotterstraße wurde ziemlich schnell ein von großen Felsen und Mini Gräben zerrütteter Untergrund und je mehr ich mich an den Lenker gekrallt habe, desto mehr wurde ich selber durchgeschüttelt. 

Und es war wirklich nicht ungefährlich! Neben uns ging es mehrere hunderte Meter nach unten und unser Guide hat alle paar Minuten angehalten um uns zu erklären wer hier schon abgestürzt und beinahe umgekommen ist! Sehr ermutigend! 🫣

(Aber von irgendwo muss die Straße ja ihren Namen haben😬)


Je weiter bergab wir gefahren sind desto besser wurde der Untergrund und insbesondere auf den letzten Kilometern hatte ich den Dreh raus und richtig Spaß!! 🚵🏼‍♀️


Mit den 3500m die wir bergab gefahren sind kam auch wieder ein krasser Temperaturwechsel! Waren wir ganz oben noch in alles eingehüllt was wir hatten und mit Handschuhen an den Fingern und Schlauchtuch über dem Kopf, haben wir auf den letzten Metern alles von uns geworden und waren ganz unten wieder in TShirt und nass geschwitzt. Wir waren wieder im tropischen Gebiet!




Hier mussten wir die Fahrräder rüberziehen weil ein Erdrutsch die Straße weggespült hat




Es gab ein leckeres Mittagsbuffet für uns und dann ging es 3h zurück nach La Paz. Jetzt konnten wir den Landschafts- und Temperaturwechsel wieder rückwärts verfolgen. 

Im Auto haben wir wieder gequatscht und als Lukas Dario ganz unschuldig nach seinem Beruf zu Hause in der Schweiz gefragt hat, entpuppte er sich mal eben als Vize-Weltmeister und 7 facher Schweizer Meister im Mountainbiken!  Da heben wir drei anderen nicht schlecht geguckt. Dass er nicht zum ersten Mal auf einem Mountainbike saß haben wir alle gecheckt, aber er hat gesagt Zitat „Er fährt zu Hause schon viel Mountainbike.“. Das das bedeutet dass das sein Beruf ist, war darin aber nicht impliziert. Wir haben ihn ausgefragt und waren beeindruckt! Noch mehr als von seiner sportlichen Karriere war ich aber von Dario’s bodenständiger, bescheidenen und lieben Art! Andere hätten sofort zeigen wollen, was sie alles krasses drauf haben!! 




Zurück in La Paz war ich dermaßen k.o. dass ich direkt ins Bett gefallen bin. Ich dachte irgendwie man „fährt ja nur bergab.“ aber man spannt gefühlt jeden Muskel an auf so einer Strecke! Und ich war auch etwas ängstlich am Anfang was mich nochmal verkrampfter gemacht hat… Also erstmal ausruhen…


2€ Abendessen 


Zweiter Tag in La Paz 

Am zweiten Tag wollte ich eigentlich eine Walking Tour machen, aber da ich am Morgen so schlapp war, habe ich die auf den nächsten Tag verschoben und mich stattdessen ins nächst beste Café gepflanzt. Dort habe ich dann bisschen später Dario fürs Frühstück getroffen und mir die besten Pancakes ever mit ihm gegönnt. Er ist am selben Nachmittag weiter nach Cusco geflogen und wir sind, bis er los musste, noch zusammen durch die Stadt und über den gigantischen Markt gebummelt. 


Da ich nicht so energiegeladen war und trotzdem was von La Paz sehen wollte, habe ich mir ein 24h Ticket für La Paz‘ bestes Transportmittel gekauft: Die Gondel 🚠! 













Es gibt so viele Gondellinien, dass ich die Stadt einmal komplett umrunden konnte! Das war ein tolles Erlebnis. Eine der Linien fährt in der Mitte einer sehr befahrenen Hauptstraße entlang, die rechts und links von Hochhäusern gesäumt wird. Ich konnte auf Höhe des 14. Stockwerks mit der Gondel an den Wohnzimmern der Leute vorbei fahren. Das war sehr bizarr 😃


Am höchsten Punkt der Tour habe ich mit Ausblick auf die dahinter liegende Stadt einen Kaffee getrunken und mit meiner Oma gefacetimet. Dann ging es zurück zum Hostel. 










Das ist die Straße mit den Hochhäusern



Am Abend habe ich Anna und Lukas zum Pizza essen getroffen und es war ein super schöner Abend. Die Pizza war super lecker und gigantisch groß und Anna und Lukas waren mir in Cusco schon auf den ersten Blick sympathisch und sind es nur noch mehr geworden in der Zeit die wir gemeinsam verbracht haben. Ich habe glaube ich noch nie ein Pärchen getroffen, wo ich mit beiden so gut gevibet habe. Wir konnten sowohl so sehr Lachen, dass mir die Tränen gekommen sind als auch persönliche und tiefe Gespräche führen. Zwei sehr sehr tolle Menschen! 😇


Am Abend nach der Pizza sagt Lukas auf einmal „Mir geht’s gerade gar nicht gut.“ Das war der Anfang der Magen-Darm-Odysee die die beiden in den kommenden Tagen durchlaufen haben und weshalb sie noch ein paar Nächte in La Paz geblieben sind statt, wie gedacht, mit mir zusammen weiter nach Uyuni zu fahren. 

Ich hätte es super toll gefunden, die Salzwüsten Tour mit den beiden gemeinsam zu machen aber da hatte das Leben wohl andere Pläne…




♥️

Dritter Tag in La Paz

Für meinen dritten und letzten Tag in La Paz stand nun endlich die Walking Tour an! Den Morgen habe ich wie immer in einem Café mit schreiben und telefonieren verbracht und bin dann zum Startpunkt der Tour geschlendert. 

Ziemlich schnell bin ich extrem müde geworden, sodass vor allem der politisch-historische Teil der Tour nicht wirklich hängen geblieben ist. Aber das waren die interessantesten Infos:


  • Die Bolivianer/innen sind sehr abergläubisch und verehrten die Mutter Erde oder auch Pachamama; zu besonderen Anlässen bringen sie Opfergaben in Form von Babylamas oder anderen keinen Tieren dar und früher war es bei sehr gläubigen Familien üblich, einen Menschen unter dem Fundament des Hauses lebendigster bewusstlos zu begraben um gute Energien in das werdende Haus zu entlassen 
  • In La Paz gibt es mitten in der Stadt das SanPedro Gefängnis, wo sich die Insassen komplett selbst verwalten; sie haben Restaurants, kleine Wohnungen und ihre Angehörigen gehen dort ein und aus; lediglich die Eingänge werden von Wärtern bewacht
  • Es gab eine Zeit in der das Gefängnis zur Touristenattraktion wurde und man innen drin übernachten konnte und die wildesten Partys geschmissen wurden. 
  • Das Gefängnis ist eine kleine Kokain-Fabrik und verkauft auch an besagte Touristen; teilweise leben die Insassen da drin wie kleine Könige…
  • Auf dem Markt hat jeder Local eine eigene Verkäuferin, zu der sie immer einkaufen gehen. Sie werden so eine Art Freunde und es ist sehr viel Loyalität gefragt. Wechselt man die Verkäuferin, wird man von der vorherigen keines Blickes mehr gewürdigt
  • Die traditionell gekleideten Frauen, die man in der Stadt überall sieht, nennt man Cholitas; sie tragen einen Hit, mehrere Schichten an Röcken, eine Art Woll-Bluse, kleine Bommel an den geflochtenen Zöpfen und eine bunte Decke über der Schulter, in dem sie verschiedenste Gegenstände transportieren.


Nach der Walkingtour habe ich meine - eigens für mich angefertigte - Fake Patagonia Jacke abgeholt. Das ist hier voll das Ding unter Touristen. Jede/r rennt mit so einer Jacke rum. Ich meine der Preisunterschied zwischen den 17€ die ich gezahlt habe und den 200€ die das Original kostet ist gigantisch und die Qualität ist echt gut! Nur mein Packvolumen sprengt es total! Ich hatte gerade einiges aussortiert und nun habe ich eine riesige Fleece Jacke, die ich immer anziehen muss, weil sie nirgends rein passt! 🫣 Aber ich liebe diese Jacke jetzt schon! 😇


Sehr komfortabler Nachtbus dieses Mal; sogar mit Decken

So wird hier das Brot verkauft



Eine traditionelle Opfergabe




Am Abend ging es mit dem Nachtbus weiter nach Uyuni - der Ort im Süden Boliviens, von dem aus man die bekannten Salzwüsten besichtigen kann. Am Terminal habe ich ein Pärchen kennengelernt, die mir erzählt haben, dass sie am nächsten Tag 10:00 Uhr direkt ihre 3-Tages Uyuni Tour gebucht haben. Da es in Uyuni außer diesen Touren nichts gibt, habe ich kurzerhand aus dem Nachtbus auch die selbe Tour - allerdings für 4 Tage - gebucht und würde somit direkt am nächsten Tag direkt starten! 🫣


Ich war schon recht k.o. aber für diese Tour musste ich nun nochmal alle Kraftreserven zusammen kratzen. 😬 

Nun erstmal Augen zu und in den Süden rollen… 🚌

Kommentare

  1. Ach Tini, deine Worte sind zu süß 🥺🫶🏼 wir haben es auch total genossen mit dir und finden es sehr schade, dass wir es nicht nach Uyuni mit dir geschafft haben 😐 aber umso mehr freuen wir uns auf Zürich mit dir! 🥰
    LG Anna und Lukas 🫶🏼🫶🏼🫶🏼

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