La Ponderosa - Dschungel Paradies

Nach zwei Nächten haben wir uns wieder vom Strandort Palomino verabschiedet und sind in Richtung Dschungel aufgebrochen. 

Das Hostel was wir uns ausgesucht haben, liegt ein gutes Stück im Innen- oder besser - im Hinterland. Die Anreise wurde Wiedikon beschrieben: 

Von der Hauptstraße unten an der Küste nehmt ihr ein Motortaxi 40min in die Berge, dann lauft ihr durch einen kleinen Fluss, überquert eine Farm und kommt dann an einen weiteren Fluss, den ihr mit einem Hostelmitarbeiter via Floß überquert. Und dann seid ihr auch schon da! 

Allein die Anreise klang so abenteuerlich, dass wir beide Feuer und Flamme waren uns für ein paar Tage in de vollkommene Abgeschiedenheit und mitten in die Natur du begeben. 







Wir haben hinter dem Begriff „Motortaxi“ so etwas wie ein Tuc-Tuc vermutet aber wie sich herausstellte, waren es tatsächlich einfach ganz normale Off-Road Motorräder, auf die hinten unsere Rucksäcke drausgeschnallt wurden. Aufgestiegen und los geht’s. Die Straße war steil, uneben und einfach so wie man eine Straße mitten im Hinterland Kolumbiens erwarten würde. Ein Auto könnte sie gar nicht befahren. Gab es aus Sicherheitsgründen einen Helm für uns oder die Fahrer? Natürlich nicht! 

Es war eine spektakuläre Fahrt über Stock und Stein, die sich aber, als die ersten 20min des Abenteuergefühls vergangen waren, ganz schön gezogen hat. Der Fahrer hat mich mehrmals angewiesen mich um ihn du Klammern und mich nicht am Motorrad festzuhalten. Dann hieß es immer wieder „muy fuerte“ (fester) und ich bin mir im Nachhinein nicht so sicher, wie nötig diese Umarmung von hinten für meine Sicherheit tatsächlich war. Er fand’s wahrscheinlich einfach cool. 


Eine spärliche spanische Konversation und einige Berg- und Talfahrten später wurden wir an einem Fluss abgesetzt. Wir haben unsere Schuhe ausgezogen und sind durchgelaufen. Als wir bei der Farm der Nachbarn ankamen wurden wir direkt freudig von einem kleinen Hund, einem kleinen Jungen und seiner Mama begrüßt. Wir mussten auf den Typ der uns mit dem Floß rüber schifft warten und der Junge hat uns verklickert, dass er Verstecken mit uns spielen will. Gesagt getan! Einmal hat Julius und einmal ich gezählt und die jeweils andere Person hat sich mit dem Jungen und dem Hund versteckt. Es war zuckersüß wie sehr der kleine Junge sich gefreut hat. Das ging einige Runden so bis wir abgeholt und über den Floss gebracht wurden. Aus der Ferne konnten wir den Jungen weinen hören- er war wohl traurig, dass seine neuen Spielgefährten so schnell wieder weg mussten. 








Im Hostel angekommen, haben wir eine Tour von diesem wunderbar abgelegenen und besonderen Ort bekommen. Es gab ein Gebäude mit den Schlafsäle und eine Bar weiter unten am Fluss, wo man einige Meter hinlaufen musste. Auf dem Weg da hin gab es noch ein kleines Yoga-Gebäude. Von der Bar ging es runter zu einem kleinen Strand direkt am Fluss, der sogar ein Beschvolleyballfeld hatte. Das Hostel versorgt sich größtenteils selbst: Es gibt viele Gemüsebeete, Ananassträucher, Bananenstauten und jede Menge Tiere wie Hühner (für die Eier), viele Hunde, Pfaun und Schweine, die allerdings dazu da sind, alle zu Vegetariern zu machen durch ihre Niedlichkeit. Früher war das Hostel eine Cannabis und Kokain-Plantage. 3 britische Freunde haben vor 4 Jahren das Land gekauft und nur bepflanzt. Das Hostel selber gibt es erst seit 2 Jahren.

Wir waren beide begeistert! 


Wir sind gerade rechtzeitig zum Mittagessen gekommen und die Hostel-Bewertungen bzgl. des Essens hier waren nicht übertrieben: Es ist wirklich unglaublich lecker! Da man hier so abgeschnitten ist, dass man eh nicht einkaufen gehen und selber kochen kann, gibt es ein Küchenteam, was jeden Tag 3 leckere Mahlzeiten für alle zubereitet! 

Alle im Hostel sind also die ganze Zeit beieinander und auf Strand, Bar und Hängematten verteilt, was ein sehr familiäres und vertrautes Gefühl erzeugt. 



Das zuckersüße Schweinchen ist wie die Hunde einfach überall rumgelaufen und hat sich streicheln lassen


Den restlichen Nachmittag haben wir lesend in den Hängematten verbracht, weil es geregnet hat. Es war aber sehr gemütlich! 


Erster Tag im Dschungel  

Am ersten Morgen hatte ich endlich wieder meine volle Energie zurück. Nach dem Yoga und dem Frühstück habe ich Julius überzeugt, mit mir eine kleine Wanderung zu einer Gumpe (kleines Wasserbecken in einem Fluss zum Baden) zu machen. Schon bevor es losging, sind wir unter Sonne der Sonne zerflossen und waren mit einer „leckeren“ Schicht aus Sonnencreme, Schweiß und Anti-Mücken-Spray bedeckt. Das muss einem hier egal sein. 

Wir sind hoch und runter durch die tropischen Wälder gelaufen, haben mal kurz aus der Baumkrone hervorgelugt und sich gerade als wir angefangen haben an der Existenz der Gumpe zu zweifeln, unser Ziel erreicht. Wir haben die Klamotten von uns gerissen und uns direkt ins Wasser gestürzt. 

Es war ein sehr idyllischer kleiner Platz und wir haben uns im eigentlich fast schon zu warmen Wasser gealt. Der Rückweg kam uns tausend mal kürzer vor und als wir wieder da waren gab es schon Mittagessen! Obwohl ich zur Zeit überhaupt nicht hungrig bin, sind die Mahlzeiten hier einfach zu gut um eine auszulassen. 










Ich war ganz schön erschöpft von unserem kleinen Abenteuer und wir haben gemeinsam mit den anderen aus dem Hostel den restlichen Tag mit Beachvolleyball, Quatschen und Lesen am Strand verbracht. 🌴🧉🍇🍉🍄‍🟫


Zweiter Tag im Dschungel 

Zum Glück hat Julius auch noch eine Nacht verlängert, sodass wir beide ingesamt 3 Nächte hier geblieben sind. Wir haben an unserem zweiten Morgen wieder Yoga gemacht, gegessen und den vom Hostel veranstalteten Big-Tree-Walk (Grosser Baum Wanderung) mitgemacht. Wir sollten Schuhe anziehen die nass werden können und sind im Endeffekt alle barfuß gewandert. Ich habe regelrecht drauf gewartet, dass ich in irgendwas reintrete, aber überraschender Weise war der Waldboden sehr sehr weich und überwiegend aus Sand oder alten Blättern.  Wir sind einen kleinen Bach stromaufwärts gelaufen und die Wanderung war trotz der räumlichen Nähe ganz anders als die vom Vortag! Aber wir fanden es schön zwei verschiedene Erfahrungen zu machen. Ich habe mich richtig wie Mogli gefühlt; barfuß durch die Wildnis. Wir sind zu 9 gewandert und haben am wirklich sehr sehr großen - 300 Jahre alten - Baum verschnauft. Unglaublich sich vorzustellen wie lange es diesen Baum schon gibt! Seine Wurzeln waren höher als wir und um seinen Stamm zu umarmen hätte man mindestens 5 Leute gebraucht! 


Wieder zurück im Hostel sind wir direkt erstmal ins Wasser gesprungen und dann gab es Mittagessen! 😋














Am Nachmittag hat der Regen meinem  „Chillen am Beach“ Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht und es ist von einer Sekunde auf die andere ein massives Gewitter und sintflutartiger Regen über uns herein gebrochen. ⛈️

Wir haben uns in die Hängematten verkrochen und uns mit lesen, Billard spielen und Nickerchen die Zeit vertrieben. Am späten Nachmittag gab es eine Yoga Nidra Stunde, die komplett im liegen stattfindet. Es war unglaublich schön im Kreis mit so lieben Menschen um einen herum unter einem kleinen Dach zu liegen und dem rundherum fallenden Regen zu zuhören. Eine ganz spezielle Atmosphäre. Und perfekt fürs Yoga Nidra! 🧘 


Beim Abendessen haben wir wieder viel gequatscht und über vergangene, kommende und aktuelle Reisen ausgetauscht und auch über das Leben und unsere Weltbilder generell geredet. Ich kann nicht jeden der Leute hier erwähnen, aber ich finde man wächst in diesem aussergewöhnlichen Hostel sehr schnell zusammen. Man kann ja nirgends hingehen und alle hängen den ganzen Tag zusammen im Hostelgelände rum und kommen für die Mahlzeiten zusammen. Es hat nicht lange gedauert und wir haben alle gekannt und ich glaube dass die Anreise zu diesem Ort als Selbstselektion für besonders coole Leute wirkt! 😉


Ein paar erwähne ich trotzdem noch kurz: Zum Beispiel Sophia; eine Deutsche, die aber, wie sie selbst sagt und wie man auch merkt, Lateinamerikanisches „Fuego“ in sich hat und nun nach Kolumbien auswandern will. Sie ist Pädagogin und möchte hier das Schulsystem verbessern. In Deutschland musste sie ihre Energie immer nur züglen und seit sie hier ist, fühlt sie sich irgendwie angekommen und zu Hause.

Oder Michal, ein Neuseeländer, der schon seit einem Jahr unterwegs ist, in Europa gestartet ist und nun seit 9 Monaten in Südamerika seinen Weg nach Norden bahnt. Er hat zu Hause alle Zelte abgebrochen und zieht wenn er zurück kommt wieder bei seinen Eltern ein und sucht einen Job. 

Und dann gibt es noch jede Menge Freiwillige, die Wochen oder Monate hier bleiben und in der Küche aushelfen. Eine Australierin, die sich vom Leben treiben lässt und Jana, auch aus Deutschland, die am Ende ihrer Reise ist und auch zwei Wochen hier mithilft. Dann noch Lucie (aus Argentinien) und ihr Freund (mal ein Kolumbianer), die schon sehr sehr lange reisen und über einen Monat dort bleiben werden. 


Dritter Tag im Dschungel

Julius hat sich entschieden noch eine Nacht länger zu bleiben und so haben wir uns vorerst getrennt. Wir werden uns aber höchstwahrscheinlich entweder in Minca - meiner nächsten Station - oder in Cartagena wiedersehen. Also nur ein vorübergehender Abschied. 


Beim Frühstück habe ich mit Mats (Belgien) gequatscht und es hat sich herausgestellt, dass wir beide abreisen und auch ins gleiche Hostel fahren. Also schon wieder eine Reisebegleitung gefunden! 




Am Frühstückstisch haben wir in einer kleinen Gruppe unter Lucies (Argentinierin) Aufsicht versucht, die Konversation in Spanisch zu führen und ich muss sagen, es wird bei mir immer besser. Ich traue mich mehr es zu probieren und verstehen kann ich erstaunlich viel. Für die kommenden zwei Wochen habe ich eine Sprachschule in Cartagena gebucht, um dann hoffentlich kleine Gespräche in Spanisch führen zu können. 


Für mich (und Mats) geht es weiter und zurück Richtung Westen in einen Ort in den Bergen namens Minca. Das Hostel ist auch wieder sehr in der Natur aber bei weitem nicht so abgelegen wie das aus dem wir kommen. 

Bis bald! 🌴😇🚌

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rückblick auf 5 Monate in Südamerika

Boquete - Eine Lektion in Frustraionstoleranz

San Blas - 5 Tage im Paradies