Puerto Escondido (2) - Surfen im Pazifik

Wahnsinn wie schnell diese eine Woche hier in Puerto Escondido vorbei ging… Als ich vor einer Woche hier angekommen bin, dachte ich, ich bin eine Ewigkeit hier, aber kaum ist man richtig angekommen und eingelebt, geht’s wieder weiter. 

Surfen im Pazifik

Mercado Benito Juarez

Mein Alltag unter der Woche bestand immer aus einem Vormittag mit Sprachunterricht und einem Nachmittag mit Surfen. Am Freitag Mittag wurden wir dann alle mit einem Zertifikat beschenkt auf dem unsere Leistungen - sogar mit Noten - der Woche bescheinigt waren. Obwohl ich mich dem freien Samstag ohne Sprach- und Surfunterricht entgegen gesehnt habe, um mal die Stadt zu erkunden, fand ich es dann doch schade, zu wissen, dass ich nicht nochmal in unserem niedlichen kleinen Klassenzimmer sitzen werde. 



Am Samstag bin ich früh in Richtung Stadtzentrum aufgebrochen, wo es neben einem typisch mexikanischen Markt auch viele kleinere - buchtartige - Strände gibt. Das Surfcamp ist ganz am Ende von Puerto Escondido und daher bin ich bisher auch nur hier geblieben, da man nur mit einem Collectivo ins Zentrum kommt. Vom Collectivo -Fahren hatte ich nun schon viel gehört: man stellt sich einfach irgendwo an die Hauptstraße, vorzugsweise dort wo schon andere stehen, und wartet auf einen Pickup Truck, der seine Ladefläche mit einer Plane überdacht und mit Bänken ausgestattet hat. Der hält dann an, man steigt auf, und los geht’s. Wenn man runter möchte - es gibt ja keine Haltestellen - drückt man eine Klingel und der Fahrer fährt bei der nächsten Gelegenheit rechts ran. Die Fahrt kostet, egal wie lang sie ist, 12 Pesos, was umgerechnet vielleicht 60 Cent sind. Also super billig. Und die Fahrt alleine ist schon ein Erlebnis. 








Ich bin zum perfekten Zeitpunkt an die Hauptstraße gekommen und konnte direkt auf ein gerade haltendes Collectivo aufspringen. Die anderen Mitfahrenden haben mir dann mit dem Timing vom klingeln geholfen, sodass ich genau da aussteigen konnte, wo ich auch wollte. Ich bin zuerst mal in den - ersten und bisher einzigen - Supermarkt, den ich hier in Mexiko gefunden habe gegangen. Es gibt massenweise Tante Emma Lädchen mit ungesunden Snacks in allen Formen und Farben aber einen richtigen Lebensmittelladen sucht man hier lange. 

In diesem Supermarkt gab es dann wirklich alles und wenn alle Supermärkte hier so riesig sind, verstehe ich auch warum sie so selten sind. In 8m hohen Regalen reihten sich Müsli, Konserven und Nudeln aneinander. Ich habe mir in der Selbstbedienungs-Gebäck-Abteilung (à la Louis in Schweden) zwei Teilchen geholt und mich dann ins Getümmel des Stadtzentrums gestürzt. 



Bei meinem morgendlichen Strand-Tagebuch-Schreib-Ritual hat mir dieser haarige Kollege Gesellschaft geleistet.

Der Aufenthaltsbereich in der Surfschule


Auf einmal verdichtete sich die Menschenmenge und ich war am Eingang des Marktes Benito Juárez angekommen. Meine Landeskunde hält sich dermaßen in Grenzen, dass ich es bisher nicht geschafft habe, diesen Typen mal zu googeln, obwohl hier gefühlt alles - inklusive dem Flughafen in Mexiko City- nach ihm benannt ist. Scheint wichtig gewesen zu sein.

Drinnen erwartete mich ein zwischen Obst-, Gemüse-, Fleisch- und Krempelständen stattfindender Trubel. Es war interessant es mit anzusehen. An den kopfüber herabhängenden, gehäuteten Ziehenkörpern und Scheineköpfen bin ich mit angehaltenem Atem und starr nach vorn gerichtetem Blick vorbeigehechtet und habe mir einen Saft gegönnt. 

Mein Ziel für den Vormittag war ein sehr beliebter, türkisblauer Strand. Dort angekommen war es noch schön leer, sodass ich eine Weile mit Lesen, Baden, Lesen, Baden,… zugebracht habe. In der Mittagshitze bin ich dann zurück zur Hauptstrasse gelaufen, aufs Coolectivo aufgesprungen und zurück nach La Punta gefahren. 



Die Palmen sind mein Fotomotiv Nr.1, ich kann mich gar nicht satt sehen…




Dort habe ich mich mit Janine - einer deutschen Reiselustigen, die nach ihrem Sabbatical ihren Job gekündigt hat und nun unbegrenzt und ungebunden auf Reise durch Lateinamerika ist. Wir haben uns in einem schattigen Restaurant niedergelassen und sind erst 4h später wieder aufgestanden. Selbst die Kellner haben zwischendurch die Schicht gewechselt, so lange waren wir da. Wir haben uns im Quatschen verloren, was ich aber sehr schön fande, weil man das nicht mit jedem/r kann. Ich habe es sehr genossen. Wir sind gegen Abend vom Restaurant an den Strand umgezogen und ich habe mit einer kalten Cola in der Hand und mit Janine quatschend den letzten Sonnenuntergang in Puerto Escondido genossen. Abends waren wir dann noch gemeinsam Tacos essen. Wie sich das in Mexiko gehört. 😉 

Am nächsten Morgen hatte ich meine letzte Surfstunde und zur Feier des Tages gleich noch ein Photoshooting. Die Wellen waren miserabel: zu wenige und die meisten viel zu klein. Wir lagen fast nur auf den Brettern rum und haben gewartet. Bei den guten war der Druck, jetzt auch die Welle komplett auszunutzen umso größer, weil ja der Fotograf am Strand saß. Zum Glück hat er im richtigen Moment abgedrückt und ein paar coole Aufnahmen gemacht. Surfen ist ein viel größeres Geduldsspiel als ich das erwartet hätte: man sitzt auf dem Brett und scannt den Horizont nach guten Wellen und wenn dann mal eine kommt, kann es auch noch sein, dass man sie nicht nutzen kann, weil jemand anderes im Weg ist. Generell ist das „voneinander umgefahren werden“ das größte Risiko beim Surfen wie ich finde. 

Nach diesem Surfabschluss bin ich mit Janine und ein paar anderen - teilweise gerade angekommenen - Mädels aus der Surfschule essen gegangen und danach haben wir uns - und ich vorerst zum letzten Mal - in die Wellen gestürzt und gebadet.






Als ich dann mit Sack und Pack im Collectivo Richtung Busstation saß, überkam mich schon eine gewisse Traurigkeit. Im Laufe der Woche haben sich schon noch einige Begegnungen ergeben, die mir ans Herz gewachsen sind und deren Abschied mich melancholisch gestimmt hat. Es war wieder mal ein Fall von „Man soll dann gehen wenn’s am schönsten ist.“ Ich hatte mich erst jetzt so richtig eingelebt und schon war die Zeit wieder vorbei. 

Vor allem in Punkto „Erster Eindruck und erstes Urteil“ habe ich einiges gelernt. Soziale Kontakte brauchen Zeit und ein 2min Smalltalk Gespräch sagt rein gar nichts darüber aus wie sich diese Bekanntschaft noch entwickeln  kann. Ich habe am Anfang von den sozialen Kontakten her direkt gedacht, dass für mich niemand dabei ist, aber das war falsch. Jede und Jeder in Puerto Escondido war auf seine/ ihre Weise wieder eine wertvolle Bekanntschaft. Ich hatte in mir unbewusst aber doch recht starke die Erwartung, in der Sprachschule Leute fürs gemeinsame Weiterreisen kennenzulernen. Mit so einer hohen Erwartungen blockiert man dich vor allem selbst und genau das habe ich am Anfang gemacht. Ich konnte nicht wissen, dass in der Schule wo ich war, vor allem Leute nach dem Abi einen mehrere Monate langen Freiwilligeneinsatz machen und dann wieder nach Hause fliegen. Also nichts mit gemeinsamen Weiterreisen… Aber solche spontanen Reisegemeinschaften kann man eh nicht planen, sie passieren einfach wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet. 

Diese eine Woche hier hat mich gelehrt, dass es durchaus einen großen Reiz hat, länger als 3 Nächte an einem Ort zu bleiben. Ich verfalle beim Reisen mehr als sonst der „Fear of missing out“ (der Angst was zu verpassen) und will - wenn ich schonmal da bin - alles mitnehmen was geht. Aber mit wird immer mehr bewusst, dass man zwar viel mitnimmt aber nichts wirklich gesehen hat. Man kommt mit dieser Hostel-jumping Reiseart quasi nur mit Reisenden und nie mit Locals in Kontakt und Hostels selber sehen auch irgendwie immer ähnlich aus. Wenn man aber die Kultur kennenlernen will muss man länger da bleiben um auch außerhalb vom Hostel mit Leuten in Kontakt zu kommen und was von ihnen über ihr Land zu lernen. Man kann nie überall alles gesehen haben. Das ist für ein Menschenleben einfach zu viel. Deshalb will ich auf meinen zukünftigen Reisen lieber sorgfältig auswählen aber dann länger verweilen.

Mein nächster Stopp ist San Cristobal de las Casas, ein kleinerer Ort mitten in den Bergen im Süd-östlichen Inland Mexikos. Ich habe sehr viel Gutes über diese Stadt gehört und freue mich sehr, auch mal wieder etwas kühlere Temperturen zu haben. Denn San Cristobal liegt wie Mexiko City auf über 2000m. 

Jetzt heißt es erstmal 12h Nachtbus fahren. 🚌

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