Puerto Escondido (1) - Zwischen Palmen und Pazifik

Am Sonntag Morgen bin ich gemeinsam mit Emma und Mathilde in Puerto Escondido - einem gehypeten Surfspot an der Pazifikküste - angekommen. Da sich meine Surfschule am anderen Ende des Strandes befindet, haben sich unsere Wege leider direkt an der Busstation getrennt, was ich sehr schade fand. 


Ich bin die knapp 5km bis zur Surfschule, wo ich auch wohne, gelaufen und dabei ordentlich ins Schwitzen gekommen. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen um die 30 Grad haben mich - vor Schweiss triefend - circa 1h später ankommen lassen. 

Wie sich herausstellte, sind in der Schule vor allem Deutsche, die einen der vielen angebotenen Frewilligeneinsätze hier machen und in der Regel mehrere Monate bleiben. Außerdem sind es zu 90% junge Mädels, die direkt nach dem Abi in die Wärme abgedüst sind. Ich bin zwar nicht sehr viel älter als die meisten von ihnen (so 3-4 Jahre) aber ich merke diesen kleinen Altersunterschied deutlich. Nicht, dass sie sich irgendwie unangebracht oder kindisch verhalten würden, aber einfach so vom Gefühl her, sind sie gerade frisch der Kindheit entschlüpft und ich stehe schon etwas mehr auf eigenen Beinen. Das meine ich überhaupt nicht herabschauend, sondern einfach feststellend. So richtig geklickt, wie ich das am Anfang im Hostel in Mexiko City direkt mit vielen habe, habe ich hier mit (noch) niemandem, was aber auch okay ist, da ich so die Zeiten in denen nicht volles Programm ist (Sprachunterricht, Surfen oder Yoga) für mich habe und kontemplativ am Strand entlang wandern oder lesen kann. Also richtig Urlaub machen 🌴😇.

Apropos Spanisch! Nachdem ich den Sonntag, an dem ich angekommen bin mit Pina Colada und Eiskaffee am Strand verbracht habe und mir mal richtig gegönnt habe, startete dann am Montag Morgen die Sprachschule. Ich habe den Intensivkurs gebucht, was bedeutet, dass ich von 9:00-11:45 Uhr Grammatikunterricht und von 12:20-14:00 Uhr nochmal Konversation hatte, wo vor allem das Sprechen geübt werden soll. 



Am ersten Morgen haben wir mit den LehrerInnen gefrühstückt und einer der Lehrer hat mit jedem von uns ein kleines Gespräch angefangen, um zu sehen, wo wir spanisch-mäßig so stehen. Wie gesagt: Ich habe bisher nie Spanischunterricht gehabt und nur 3 Monate auf Duolingo meinen Streak am Leben erhalten. Ich konnte aber dennoch auf einige seiner Fragen parieren und vor allem viel verstehen. So musste ich einen Einstufungstest machen, der mich und meine Fähigkeiten dann in die Level 3 Gruppe gesteckt hat. Ich sass also nun in einer Gruppe mit zum Beispiel meiner Zimmermitbewohnerin, die 5 Jahre Spanischunterricht in der Schule hatte. Der Lehrer hat mich gewarnt, dass es eventuell ein Level zu hoch für mich ist, aber ich es einfach mal probieren soll. Ich habe mich einerseits extrem geehrt gefühlt, direkt zwei Level überspringen zu dürfen, andererseits hatte ich auch grossen Respekt. Weil reden kann ich wie gesagt so gut wie gar nichts. Aber am meisten profitieren tut man ja immer dann, wenn der Anspruch kurz über den eigenen Fähigkeiten liegt.

Zumindest was die Grammatik anging, hat sich aber in den folgenden drei Tagen herausgestellt, dass ich sehr gut mitkomme und meine Französischkenntnisse (wenn sie nicht gerade dazwischenfunken und alles durcheinander bringen) sehr hilfreich sind und mir ein gutes Sprachgefühl für Lateinische Sprachen mitgegeben haben. 

In der Konversationsstunde komme ich dann schon mehr an meine Grenzen, aber hier sind alle Levels gemischt und auch einige andere dabei, die noch nicht sehr viel mehr als einen Satz herausbringen. 






Zwei Mexikaner die sich unbedingt fotografieren lassen wollten. 😃


Unsere Unterkunft

Nach dem Sprachunterricht heisst es dann schnell was kleines essen und Surfbrett schnappen. 15:00 Uhr geht es nämlich schon weiter ins Wasser. Am ersten Tag hatte ich per Zufall sogar eine Privatstunde mit einem kleingewachsenen und super freundlichen Mexikaner namens Juan. Er wird auch für die kommenden Stunden mein Lehrer sein. Es ging ins Wasser und ich war zunächst etwas nervös, ob ich meine Surferinnerung aus Marokko wieder mal etwas zu sehr ins positive verzerrt habe oder ob es wirklich so gut geklappt hat, wie ich es in Erinnerung habe. Zeit es rauszufinden! Juan hat mir im richtigen Moment einen Schubs gegeben und voila: Ich stand. Das ist ja gerade am Anfang die erste Hürde - einfach aufstehen und nicht durch die Bewegungen der Welle das Gleichgewicht verlieren. Meine Surf-Begeisterung war wieder entfacht und mit jeder Welle ging es besser. 

Am nächsten Tag hatte ich die Stunde zusammen mit Armand, der auch in meiner Spanischgruppe ist, und noch dazu ein anderes Board. Ein kleineres! Juan hat mir nur gesagt, dass kleinere Bretter leichter in der Welle zu bewegen sind und ich habe gedacht „Klingt gut, nehme ich.“. Er hat mir allerdings verschwiegen, dass sie auch viel wackeliger sind und auf jede Bewegung - die gewollten und die ungewollten - viel schneller reagieren. Das habe ich dann auch gemerkt, als ich mich draufgelegt habe und angefangen habe, zu paddeln. Ich lag schon mal prinzipiell viel tiefer im Wasser und mit jedem Paddelschlag hat sich das Brett beträchtlich zur jeweiligen Seite geneigt. Ich war direkt genervt und habe meine Surfstunde schon verschwendet gesehen, weil ich dachte, dass ich auf diesem Brett unmöglich zum stehen kommen werde… Aber siehe da: Auch das ging. Und ich konnte sogar zum ersten Mal versuchen nicht einfach linear die Welle abzureiten, sondern das Board immer wieder in die Welle reinzulenken und dadurch quasi längs zur Welle und länger zu surfen. Ich war total begeistert. Allerdings waren die Wellen an den ersten beiden Tagen sehr rar gesägt und ich habe für den dritten Tag erstmal eine Pause eingelegt und stattdessen Yoga auf der Dachterrasse im Sonnenuntergang gemacht. 

Unser Klassenzimmer


Yoga auf der Dachterasse











Unsere Surschule bzw. Meine hostel-artige Unterkunft ist 300m vom Strand entfernt, sodass ich wann immer ich möchte einfach im Bikini loslaufen kann und in 5min im Wasser bin. Das ist echt purer Luxus. La Punta - der Teil von Puerto Escondido in dem ich bin - ist ein Toursiten Hotspot. Eine Strandbar an der Anderen und Restaurants aller Nationalitäten. Palmen ragen überall zwischen den Häusern empor und ab und zu fällt mit einem lauten Knall irgendwo eine Kokosnuss aufs Dach. Jede 5. Person läuft mit einem Surfbrett unter dem Arm herum und es ist wirklich absolute Strand-Surf-Urlaubs-Atmosphäre.

Am zweiten Abend bin ich mit zwei Schweizerinnnen (aus Zürich!!) Tacos essen gegangen und zurück im „Hostel“ gab es dann noch eine kleine spontane Gitarreneinlage mit einem Spanischlehrer und einem anderen Deutschen, der schon 4 Monate hier ist. 

Ich bin also nicht alleine - bin ich fast nie - aber mein eigentlicher Plan, hier Leute zum weiterreisen aufzugabeln, wird nicht aufgehen. Ich habe an der ersten Woche hier in Mexiko schon wieder gemerkt, wie viele Erwartungen wir unbewusst oder bewusst IMMER haben (ich zumindest 😉). Ich dachte ich reise so Plan- und Erwartungslos wie noch nie, aber weit gefehlt. Planlos vielleicht schon, aber Erwartungen hat man ja immer irgendwie. Ich hatte zum Beispiel absolut keine Lust auf Mexiko City, wollte die Stadt am liebsten am nächsten Morgen nach der Landung wieder verlassen, und bin dort in den Kontakten zu neuen Leuten aufgegangen wie noch nie. Also genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet habe. Und für Puerto Escondidio habe ich mir gedacht, dass ich jeden Tag 24/7 mit den Leuten aus der Sprach- und Surfschule rumhänge, wir abends gemeinsam den Sonnenuntergang schauen, am Strand Abend essen und Gitarre spielen. So richtig wie im Film. Und Siehe da: die Leute passen hier einfach noch nicht so und ich mache all diese Dinge nun alleine. Auch wieder das Gegenteil von dem, was ich erwartet habe. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Aber sowohl im Mexiko City, als auch hier, ist die Version, wie es im Endeffekt wirklich gekommen ist, total okay und ich komme immer mehr dahinter, dass die wahre Kunst im Leben ist, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun mal sind. Und ihr wisst ja auch alle, dass ich auch sehr gerne mal alleine bin und gerade nach der ersten Woche mit immens vielen neuen Kontakten, ist es vielleicht genau das, was ich hier brauche. Kurzum: Mir geht es gut. Und wer weiss, vielleicht kommt ja in den nächste Tagen wieder eine unerwartete Wendung. Das ist das schöne am Reisen: das Leben spült einem mehr den je unerwartete und meistens genau die richtigen Dinge vor die Füße…

Zum Thema Planlos: Ich bin dieses Jahr wirklich mit so gut wie gar keinem Plan losgefahren. Ich wusste nur, dass ich ich hier in Puerto eine Woche Spanisch und Surfen lernen will, aber sonst stand nicht viel fest. Ich wollte mir alles offen halten, für eventuelle Reisebekanntschaften along the way… 






Nun stehe ich aber doch vor einer Planungsfrage: Fahre ich über Guatemala nach Belize und dann wieder nach Mexiko bzw. Yucatan oder bleibe ich in Mexiko und nehme die Route übers Inland? 

Da ich gleich zu Beginn dieser Reise unglaublich viel Gutes über Guatemala gehört habe, stand eigentlich schon fast fest, dass ich mich für die erste Version entscheide. Allerdings kommen dadurch nochmal 3-4 Stops zu meiner Route dazu, für die ich gar nicht genug Zeit habe. Ich habe gemerkt, wie ich innerlich schon etwas in Stress verfallen bin, weil ich die ganze Zeit das Gefühl habe, nicht genug Zeit für alles, was dann auf der „To See List“ liegt zu haben und die Reise nicht voll auskosten zu können. Zu viel Stress! 

Ich habe mich jetzt entschlossen, doch in Mexiko zu bleiben, mir eventuelle Probleme und Gebühren an den Grenzübergängen zu ersparen und die Route über San Cristobal de las Casas (wo ich nach Puerto Escondido mit dem Nachtbus hinfahre) und dann an der Westküste Yucatans fortzusetzen. Mich erwarten so oder so viele Stunden und auch Nächte im Bus, was aber einfach der Grösse Mexikos geschuldet ist, die ich - durch meine Planlosigkeit - massiv unterschätzt habe. Viele fliegen auch Inland um die Distanzen schnell zu bewältigen, aber ich möchte das Fliegen auf ein Minimum reduzieren. Allerdings werde ich nicht drum herum kommen, am Ende der Reise von Cancun oder Tulum nach Mexiko City zurück zu fliegen, da ich sonst nochmal 5 Tage reine Busfahrt zurück nach Mexiko City hätte, was wirklich in keinem Verhältnis steht. 

So jetzt seid ihr up to date. Der nächste Post kommt dann in so 2-3 Tagen auf spanisch. Haha nur ein Witz, wenn ich’s schon so gut könnte wäre ich froh… 😉

So wird meine Route dann in Etwa aussehen….

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