Mexico City

Meinen ersten Tag in Mexiko City habe ich auf der Dachterasse des Hostels begonnen, wo ich dem immer heller und röter werdenden Himmel zugeschaut habe und drauf gewartete habe, dass endlich die Sonne aufgeht. Ich war überrascht, wie kalt es am Morgen ist. Tagsüber sind zwar mollige 20-23 Grad aber morgens sind es unter 10. 

Die Sonne hat jedoch schnell ihr Werk getan und sich fleißig Mühe gegeben, alles aufzuwärmen. Nach zwei Kaffees habe ich mich in die Pose des „Kriegers“ und des „herabschauenden Hundes“ begeben und eine Stunde mit ein paar andern im Sonnenschein Yoga gemacht. Gerade nach so langem Sitzen war das genau das Richtige. 


Kurze Busfahrt


Unsere Walking Tour Gruppe







Gegen 10:30 Uhr fand eine vom Hostel organisierte Walking Tour mit circa 20 anderen Leuten aus dem Hostel statt. Von der Stadt habe ich auf der Tour das wenigste mitbekommen, es war vor allem eine „Leute aus aller Welt kennenlernen“ Tour und ich habe im Verlauf der Tour fast mit jedem und jeder Mal mal kurz gequatscht. Natürlich waren in der Gruppe auch um die 5 Deutsche und eine Schweizerin. Die Deutschen sind echt überall.

Ich bin total beglückt durch die Straßen gelaufen und war total in meinem Element. Irgendwie bin ich auf Reisen einfach. Ich mache mir überhaupt keine Gedanken, wie ich auf andere wirken könnte, ob mich jemand komisch finden könnte oder ich was Falsches gesagt habe. Solche Gedanken, wie ich sie in Zürich manchmal habe, sind auf Reisen wie weggeblasen und ich bin einfach ungehemmt ich selbst. Ich fühle mich authentisch und habe mittlerweile das Gefühl, dass meine Psyche das Maximum an Selbstbewusstsein aktiviert, sobald ich ein Hostel betrete. Bis zu einem gewissen Grad ist das natürlich auch funktional, weil ich durch das Alleinreisen einfach auf andere Menschen zugehen muss. Abgesehen davon,  dass ich mich sehr wohl in meiner Haut fühle und das dem Kontakte-knüpfen sicherlich förderlich ist, ist es auch so, dass man mit Reisenden prinzipiell viel schneller connected und irgendwie gleich zwei Kennenlern-Levels überspringt. Im Alltag kommt das ja fast nie vor, dass man einfach mal jemanden anspricht und dann eventuell mit dieser Person den ganzen restlichen Tag verbringt, oder sogar zusammen weiterreist. 

Unsere riesige Gruppe ist also durch Mexiko City gestiefelt. Gegen Mittag haben wir uns auf einem kleinen Markt niedergelassen und zusammen Tacos gegessen - der erste Taco meines Lebens. Er war unglaublich lecker und eine perfekte Premiere.





Später haben sich ein paar von uns abgesetzt und sind zusammen noch in einen grossen Park im Westen der Stadt gefahren.  Dort haben wir ein Schloss besucht, von dem aus man einen super Blick über die Stadt hatte und dadurch dass es etwas höher war, hatte es eine ganz besondere, friedlich-ruhige Atmosphäre. Wir haben zu 8. über der Brüstung gelehnt und ich konnte gar nicht fassen, dass ich direkt am ersten Tag so viele Leute kennenlerne und auch gleich den ganzen Tag mit ihnen verbringe. Ich habe mich sofort gefühlt wie in Marokko in der Gruppenreise. Es war super schön…

Die zweite Nacht (und auch die dritte) war genauso wie die erste: Ich war um 4:00 Uhr morgens wach und konnte einfach nicht wieder einschlafen. Gegen 18:00 (europäische Zeit 1:00 Uhr morgens) kickt dann allerdings schon die Müdigkeit rein. Naja irgendwelche Spuren muss es ja hinterlassen, wenn man so weit weg ist.

Am zweiten Tag in Mexiko City waren auf einmal alle vom Vortag weg. Viele haben eine Tour mit dem Hostel gebucht oder wieder an der Walking Tour teilgenommen. Die findet jeden Tag in einem anderen Stadtviertel statt. Ich wollte mal bisschen durch den Teil der Stadt, in dem das Hostel steht schlendern und mir noch einen Pulli kaufen. Ich habe echt unterschätzt wie kalt es am morgen und Abend ist. Mittags waren die Leute von der Hosteltour zurück und ich bin mit Nora, Felix, Paul und Brad (drei davon Deutsche) Tacos essen gegangen. 

Paul hat im Internet den „witch market“ (= Hexenmarkt) aufgegabelt und vorgeschlagen, dort mal hinzulaufen. Also sind wir eine gute halbe Stunde gelaufen und dabei in ein ziemlich anderes Viertel der Stadt gekommen. Das Zentrum ist wirklich makellos. Es ist so sauber, wie ich es von den wenigsten europäischen Städten kenne und wirklich absolut sicher. Aber sobald man sich aus dem touristisch-zentralen Teil wegbewegt, wird es chaotischer, die Häuser sind in schlechtem Zustand und es wimmelt nur so von irgendwelchen Mini-Shops, die irgendwelchen Krempel verkaufen, den wirklich kein Mensch jemals brauchen wird. Ich habe bisher keinen einzigen Supermarkt gesehen und auch Frucht- und Gemüsestände sind - im Gegensatz zu Marokko - eine Rarität. Aber kunterbunte Haarspangen, Springseile, Take-away Becher in allen Größen und Farben und Hulahup Reifen kann man alle 10m kaufen. Es ist wirklich absurd. Noch absurder finde ich allerdings, dass wir in Europa mittlerweile ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir Ohrenstäbchen aus Plastik, Strohhalme oder eine nicht ökologisch abbaubare Zanbürste benutzen und hier leben die Menschen regelrecht in einem Meer aus Plastik. Marokko war auch bunt, aber irgendwie war das ein kulturell-bedeutungsvolles Bunt und in Mexiko ist es einfach ein Weichmacher-Plastik-Krempel-Bunt. Es ist mir absolut unklar, wie diese ganzen mini Läden überhaupt genug Umsatz machen können, um zu überleben. Das Zeug ist echt unbrauchbar!



Unser fancy Restaurant. Leider total schief gebaut.

Ach und was ausserdem noch bunt ist, sind die unzähligen Chipstüten, Riegel und Snackverpackungen jeglicher Art von Junk Food. Abgesehen vom Essen in Restaurants ist es fast unmöglich, sich eine gesunde Mahlzeit to go zu holen. Mexiko hat auch ähnliche Probleme mit Übergewichtigkeit wie die USA und ist das Land des höchsten Coca-Cola Konsums weltweit (nicht Cola zero!). Das ist wirklich ein krasser Unterschied zu zu Hause.

Am Abend haben wir 4 Deutschen noch in einem recht feinen Restaurant gegessen, was wir ausgesucht haben, weil es als eines der wenigen Salat auf der Karte hatte. Der Abend war super schön und gerade weil wir alle unsere Muttersprache sprechen konnten, hat es sich wirklich angefühlt, als würde man mit langjährigen Freunden reisen. Ich kann’s nur immer wieder sagen: Reisebekanntschaften sind zwar kurz aber intensiv!







Ich habe im Hostel ausserdem Brad und Sean - zwei Amerikaner - kennengelernt, die auch nach Oaxaca weiterreisen wollten und mit denen ich mich zusammengetan habe. Wir haben den selben Bus und sogar das selbe Hostel in Oaxaca gebucht und so war ich für meinen ersten Bustrip in Mexiko nicht allein. Überhaupt war ich seit meiner Ankunft so gut wie gar nicht allein. Es ist wirklich der Wahnsinn dieses Jahr. Aber anders als in Zürich, wo mir das Soziale auch schnell mal zu viel wird, gehe ich hier in jeder einzelnen Interaktion total auf und liebe es einfach mit den Leuten zu sprechen, ihre Reiseerlebnissse zu hören und mir Tipps zu holen, wo es am schönsten ist. 😊

Am nächsten Morgen ging es dann nach Oaxacea. Aber davon mehr im nächsten Eintrag…. 

Kommentare

  1. Was für ein Auftakt!! Freue mich sehr für dich. Weiterhin ganz viel von den guten Gefühlen wünscht dir von Herzen Mama :-*

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