Toubkal - Auf dem Gipfel Nordafrikas

Tag 3 - Auf dem Toubkal-Highway

Spoiler: Wir haben es alle auf den Gipfel geschafft!

Am dritten Tag unserer Wanderung stand uns die längste Etappe bevor. Über 1300hm und 13km ging es zum Toubkal Basecamp. Da diese Etappe alle machen, die auf den Toubkal wollen, ist sie so hoch frequentiert, dass sie von den Einheimischen „Toubkal Highway“ getauft wurde. Und tatsächlich passieren uns unzählige Wanderer und noch mehr Maultiere. Teilweise ist es kaum zu fassen, wie schwer die Maultiere beladen sind. Angeblich können sie bis zu 200kg tragen, aber ich frage mich ob sie das auch sollten. Immerhin sind sie recht klein und die Tatsache dass sie diese Höhenmeter in diesem Gelände mit so viel Gepäck zurück legen müssen, scheint mir schon recht hart. 
Manchmal sitzt der Treiber auch noch oben drauf…





Da wir schneller waren als gedacht, sind wir schon gegen 13:00 Uhr am Basecamp angekommen. Die Männer mit den Maultieren waren natürlich schon da und haben uns sofort in unserem Essenszelt ein wunderbares Mittagessen aufgetischt. 



Da ich und einige Andere noch Energie und nicht wirklich einen Plan, was wir bis zum Abendessen anstellen sollten, hatten, haben wir uns von Sachid eine Extrawanderung beschreiben lassen, die circa 3h dauert. 
Wir sind zu 5. los und haben schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die uns bevorstehende Steigung am Toubkal bekommen. Nach einer Stunde Zick-Zack bergauf, sind wir an einem Pass mit toller Aussicht angekommen. Sogar den See, von dem uns Sachid erzählt hat, haben wir gesehen. 

Der Eingang vom Toubkal Nationalpark 


Auf dem Gipfel unserer Extra Wanderung


Am Abend gab es wieder Tajine (was sonst 😉) und leckeres Brot und Salat. Mir ist es unbegreiflich wie die Männer immer so leckere Mahlzeiten aus den Maultiertaschen zaubern. Scheint mehr rein zu passen als man denkt. 

Ich habe ja schon geschrieben, dass ich die Kälte nicht so gut abgekonnt habe und am Basecamp habe ich mir wirklich den Arsch abgefroren. Beim Abendessen habe ich meine Schuhe ausgezogen und meinen ganzen Unterkörper in den Schlafsack gesteckt, weil ich so gefroren habe und geschlagen habe ich mit Unterhemd, Tshirt, Langes Shirt, Ultra warmes Funktionsshirt, Strickjacke und Regenjacke. Und dann natürlich noch der Schlafsack obendrüber. Ich habe mein Halstuch ins Gesicht gezogen, hatte mein Stirnband auf und meine Kapuzen tief in die Stirn gezogen. Noch nie hatte ich zum schlafen so viel an. 


Unser Zeltlager: Die großen Weißen waren jeweils Küche und Esszimmers 




Am Basecamp haben wir in Zelten geschlafen, die leider so schlecht und instabil waren, dass sie sich durch den immensen Wind so sehr deformiert haben, dass die Zeltwand fast bis zu meiner Nasenspitze runtergedrückt wurde… Noch dazu war es unglaublich laut in der Nacht. 

Als ich mich in dieser Montur gerade eingemummelt und hingelegt habe, habe ich realisiert, dass ich nochmal aufs Klo muss. Ich habe mich wieder aus dem Schlafsack geschält und habe mir eine Stelle einige Meter weg von den Zelten gesucht, weil ich nicht nochmal zum Bad laufen wollte. Was ich allerdings im Dunkeln nicht gesehen habe, ist dass den ganzen Tag über ein Schlauch auf der Wiese lag und dementsprechend die 10m^2 unterhalb des Schlauch unter Wasser standen und reinster Sumpf waren. Ich bin mit meinen niegelnagelneuen WEISSEN Wanderschuhen komplett im Matsch versunken und bin sicher 4-5 Mal darin herumgetragen weil ich im dunklen nicht erkannt habe, wo es wieder trocken und befestigt ist. Als ich wieder draußen war konnte ich nicht fassen, was gerade passiert ist. Meine Schuhe waren 1. ruiniert (wobei ich das Ausmaß im Dunkeln gar nicht erkennen konnte und ich mich gehütet habe mit der Taschenlampe drauf zu leuchten) und 2. - und viel schlimmer - klitschnass. Und das am Tag vor der großen Gipfelbesteigung. Da konnte ich die Tränen echt nicht mehr verhindern. Total deprimiert bin ich zurück zum Zelt gestapft, habe meine alten Wandersocken wieder angezogen, um trockene Füße zu haben und bin mit nassen Hosenbeinen und ziemlich übel riechendem Matschgeruch zurück in den Schlafsack gekrochen. Ich habe eine Weile wach gelegen und das Missgeschick verarbeitet und musste mich schwer davon abhalten mir auszumalen wie nass und dreckig die Schuhe am nächsten Morgen sein werden.
Noch dazu ist beim zurückkommen der Reißverschluss des Außenzelts gerissen, was bedeutete dass die Aussenplane im Wind geflackert hat und dadurch gar keine Wärme mehr im Zelt gespeichert wurde…

Tag 4 - Toubkal ! 🇲🇦⛰️🥾 

Am nächsten Morgen ist mir nach dem Weckerklingeln direkt das Dilemma vom Vorabend in den Kopf geschossen. Widerwillig habe ich mir meine Schuhe angeschaut und habe erstaunt festgestellt, dass sie zwar dreckig aber immerhin trocken sind. Der Wind hat also doch auch noch einen positiven Effekt. Ich habe den gröbsten Schmutz beseitigt und war wieder optimistischer gestimmt…


Nach einem typisch marrokanischen Frühstück (sogar Pancaked haben die drei Männer aus ihrem Kochzelt gezaubert) ging es auf Richtung Gipfel. Für mich ist die erste halbe Stunde des Tages immer die anstrengendste und ich muss immer erstmal wieder reinkommen. 
Die letzte Etappe vom Basecamp auf den Toubkal geht auf 2km Länge 1000hm nach oben. Das heißt wir konnten uns drauf einstellen, dass jeder nächste Schritt ungefähr auf Kniehöhe ist. 









Wir sind losgewandert und haben uns mir vielen Pausen und Snacks Stück für Stück den Weg nach oben gebahnt. Je höher wir kamen, desto stärker wurde der Wind. Teilweise mussten wir anhalten und uns hinhocken, damit wir nicht umgehauen werden. Noch dazu hat der Wind es natürlich noch kälter gemacht. Ich die ich schon alle meine Klamotten anhatte, die ich dabei hatte, habe einfach bibbern dagehockt und gewartet bis es weiter ging. 

Das sah dann ungefähr so aus…

Ich muss die ganze Besteigung natürlich hier sehr Zeitraffers erzählen aber es hat sich echt gezogen. Nach 5h (!) haben wir den Gipfel erreicht. Wir konnten das Gipfel“Kreuz“ erst 15min bevor wir oben waren sehen und diese letzten Minuten gingen dann schnell. 
Oben angekommen haben James und ich - wir waren die ersten - erstmal Bilder gemacht und dann festgestellt, dass eine Hündin ganz gemütlich in der Sonne liegt und döst. Da fühlt man sich so stark und krass, dass man sich da hochgeschnellt hat und dann liegt da ein Hund! Und wenig später kam sogar eine Ziegenherde vorbei. Du haben voll die Experience ruiniert 😉😁


Toubkal - 4167m




Nach einem kleinen Picknick und seeeehr vielen Fotos ging es zum ersten Mal - und nun auch nur noch- bergab. Der Abstieg war zwar physisch weniger anspruchsvoll aber dafür mental. Man fokussiert sich zu 100% auf den Meter vor einem und klebt mit den Augen total am Boden. Für mich persönlich ist es sogar anstrengender als bergauf zu wandern. Ich muss mit meinen instabilen Bändern natürlich nochmal besonders aufpassen. 




Die drei Maultier-Männer in ihren schicken Roben mit uns am Basecamp

James und ich sind vorneweg und haben dann irgendwann auch nicht mehr gewartet. So viel kann man schließlich beim Abstieg nicht verfehlen. 
Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder am Basecamp angekommen und 1:30h später waren auch die letzten da. 
Da es eigentlich so geplant war, dass wir im Basecamp Mittag essen, sobald wir wieder da sind, wir aber nun so lange gebraucht haben, haben uns die drei Männer einfach um 17:30 das Mittagessen und um 20:00 Uhr das Abendessen serviert. Nachdem wir alle satt waren und uns wie gemästet gefühlt haben, sind wir zufrieden über unsere vollbrachte Leistung in unsere windschiefen Zelte gekrochen und ein letztes Mal in der Bergkulisse eingeschlafen. 


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