Verabschiedungen, Gutes Essen und Surflektionen

Der Wecker klingelte an unserem Morgen in Marrakesh früh, da wir alle extra eher aufgestanden sind, um uns von Campbell zu verabschieden. Er war der erste der 6 Personen, die uns nach dem zweiten Teil der Tour nun verlassen. Wir haben uns alle in der Lobby versammelt und seinem Taxi in Richtung Flughafen hinterher gewunken. Danach sind einige von uns für ein „richtiges Frühstück“ zum Starbucks gelaufen, bevor wir dann gegen Mittag auch Bell verabschiedet haben. Ich fande es einerseits total schön, dass wir uns zur Abreisezeit immer in der Lobby versammelt haben, um Tschüss zu sagen, andererseits fand ich es auch sehr traurig. Unsere Gruppe hat sich innerhalb von 24h halbiert…


Joe und Andrew - zwei Brüder aus Wales - sind noch einen Tag länger in Marrakesh geblieben, sodass wir nochmal gemeinsam losziehen und die Gärten, und damit das einzige Grün in Marrakesh, erkunden konnten. 
Am Abend sind wir alle in die Medina gefahren und durch die unzähligen Gassen gestromert. Am Abend haben wir uns alle in einem Restaurant getroffen und Silkes 30. Geburtstag mit Tee und Kuchen zelebriert.





Zum zweiten Mal im Getümmel von Marrakesh








Marrakesh - Taghazout

Wie wenige wir nun nur noch waren (vorher 14 und jetzt 8) haben wir dann, als wir in den Bus eingestiegen sind, nochmal gemerkt: die Hälfte der Sitze war leer und jeder konnte einen Doppelsitz für sich besetzen. Es ht sich so falsch angefühlt, in einem so leeren Bus aus Marrakesh wegzufahren. Als hätten wir die Anderen vergessen…

Einige meiner Freunde und ein paar aus der Familie wundern sich darüber, dass ich mich in der Reisegruppe so wohl fühle und die Leute so lieb gewonnen habe, wo ich doch sonst immer so eine Einzelgängerin und Autonomie-Liebhaberin bin. Einerseits stimmt das, und ich bin auch selbst von mir überrascht. Keine meiner Befürchtungen bezüglich der Gruppe und der fehlenden Freiheit sind eingetreten. Im Gegenteil! Ich genieße jeden einzelnen Tag des Zurücklehnens und Beisammenseins. Andererseits schätzen glaube ich viele der Leute in meinem Umfeld meine Liebe zum Alleinreisen falsch ein. Nur weil ich gerne alleine bin, heißt das ja nicht, dass ich die Gesellschaft von anderen nicht auch sehr sehr genießen kann. In Zürich merke ich immer wieder, wie wichtig mir meine Freunde sind und wie schnell ich Leute lieb gewinnen kann. Insofern ist es für mich wahrscheinlich weniger überraschend, dass ich mich so in die Gruppe eingelebt habe, als für mein Umfeld. Die Leute müssen einfach stimmen und das tun sie!









Am späteren Nachmittag sind wir in Taghazout - einem Surf Hotspot an der Küste oberhalb von Agadir - angekommen. Nachdem wir die Betten in unserem wahnsinnig tollen Hostel (mit Dachterasse und Wahnsinnsaussicht) bezogen haben, sind wir sofort zum Strand aufgebrochen. Das erste Mal auf dieser Reise konnten wir uns in die Wellen des Atlantik stürzen. Es war unerwartet warm! 
Zum Abendessen wurden wir als Abwechslung zur marokkanischen Küche mal mit Lasagne verwöhnt. Wir waren hin und weg vom Essen - und da wussten wir noch gar nicht, was für ein tolles Frühstück und erwartet! Wenn wir eine Woche hier geblieben wären, hätte ich vermutlich eine Hose mit größerem Bauchumfang kaufen müssen - so lecker war es!





Trotz dem ganzen Positven und der Freude über die neue Location und das gute Essen, war ich an diesem Tag emotional in einem kleinen Loch. Allem voran war ich unglaublich erschöpft und einfach müde. Die Aussicht, noch einmal genau so lange in Marokko zu bleiben, wie ich schon da bin und noch dazu auf einen Berg zu klettern, war gar nicht ermutigend. Außerdem kam es mir so vor, als wäre die Luft raus aus der Gruppe und wir sind nun nur noch die „Übriggebliebenen“. Ich hatte einfach keine Lust mehr und wollte eigentlich auch einfach nur noch nach Hause. 

Am Abend als wir in unsere nun kleinen aber dadurch such sehr persönlichen Runde beisammen saßen, konnte ich diese neue Art der Gruppe aber wieder schätzen lernen und die bevorstehende Surfstunde am nächsten Tag hat mich wieder motiviert… Diese Stimmungsschwankungen haben mir wieder mal gezeigt, dass es keinen Sinn hat, an Dingen, Personen oder Zuständen festhalten zu wollen. Die Gruppe ist nun eben anders und die Leute sind nicht mehr die selben, aber nur weil es anders ist ist es nicht schlecht. Die intimere Runde gibt mir die Chance, die Personen, die noch dabei sind nochmal auf eine andere Weise kennenzulernen und auch ich traue mich mehr zu erzählen, weil ich es nicht in einer Gruppe von 14 Leuten tun muss…

Surfstunde in Marokko 🏄‍♀️🌊

Nach einem unglaublich üppigen und leckeren Frühstück haben wir unsere Neopren-Anzüge geschnappt und sind mit den Surflehrern an den nächstbesten Strand gefahren. Nach einer kleinen Theorielektion, wie man von der Bauchlage in die Surfposition kommt, ging’s auch schon ins Wasser. Am Anfang hat es mich erstmal ganz schön frustriert, weil viel zu viele Leute im Wasser waren und ich Angst hatte, irgendjemanden über den Haufen zu Surfen. Außerdem waren die Wellen für den Anfang viel zu groß und ich habe gefühlte 100l Salzwasser geschluckt. Das anstrengendste am Surfen ist das permanente „gegen das Wasser anlaufen“, wenn man wieder weiter raus möchte. 




Der Surflehrer hat mich motiviert es immer und immer wieder zu versuchen und dann bin ich endlich auf meiner ersten Welle entlang geglitten. Ab da war ich im
Bann des Surfens gefangen! 
Nach einer Stunde haben wir erstmal aufgehört und am Strand Mittag gegessen. Ich war total fertig, wollte aber nach dem Essen unbedingt weiter machen. Also sind wir wieder ind Wasser und dieses Mal ging es schon viel viel besser! Ich habe es sogar hinbekommen, meine eigenen Wellen zu „fangen“ (wie sagt man auf deutsch dafür…?). Ich habe innerlich sofort Pläne geschmiedet, wann ich sobald wie möglich wieder Surfen gehen kann. Ich fand’s mega toll!

Zurück im Hostel haben wir im Sonnenuntergangslicht alle gemeinsam eine Yoga Stunde auf der Dachterasse gemacht. Die Yoga Lehrerin entpuppte sich als Deutsche, die vor der Leistungsgesellschaft nach Marokko geflüchtet hat. 
Am Abend haben wir wieder unglaublich lecker und viel gespeist. 
Gegen 10:00 Uhr abends ging es dann nochmal mit unseren Bus und zu einem schönen Strand, an dem ein Lagerfeuer für uns vorbereitet wurde. Schon auf dem Parkplatz wurden wir von zwei streunenden Hunden empfangen, die uns bis zu unserem Feuerplatz begleitet haben und zu denen sich dann noch 3 weitere dazu gesellt haben. Die Hunde haben sich in höflichem Abstand neben uns gelegt und quasi darauf gewatet dass wir sie endlich streicheln. Das haben wir dann auch und sie haben sich zwischen uns gelegt und die Massage genossen. 
Es gibt hier in der Küstenregion unglaublich viele Streuner. Allerdings haben wir nie wieder so etwas erlebt, wie mit Campbell in Aït Benhaddou. Im Gegenteil, es schien so als wollte die Streunende-Hunde-Community ihr Image bei uns wieder aufpolieren, indem sie sich do lieb und rücksichtsvoll zu und gesellt haben. Mir ist auch aufgefallen, dass die Streunenden Tiere von den Einheimischen weniger als lästige Plage sondern eher als tierische Nachbarn wahrgenommen werden. Nicht selten sieht man Menschen eine Katze streicheln oder mit einem Hund spielen.

Wir haben über unsere vergangenen und hoffentlich zukünftigen Reisen gequatscht und sind gegen Mitternacht wieder im Hostel angekommen.
Unglaublich, dass nun schon der letzte Tag anbricht und sich unsere Gruppe bald komplett auflöst…

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