Teetrinken mit Marrokanerinnen

Die super liebe Frau ist die in der Mitte und ganz links ist Lisa.

An meinem ersten richtigen Tag in Casablanca haben Lisa und ich uns die Moschee Hassan II vorgenommen. Es ist die drittgrößte Moschee der Welt und allein von außen schon sehr beeindruckend. Wir haben eine geführte Tour durch die Gebets- und Waschräume der Moschee gemacht und waren beeindruckt, wie prunkvoll, edel und gigantisch alles ist. 



Ein großer Teil ist mit Teppich ausgelegt, da man ja beim Betreten immer die Schuhe ausziehen muss.


Danach haben unsere Mägen gegrummelt und wir haben Ausschau nach einem Café oder einem kleinen Restaurant gehalten. In jedem Café, an dem wir vorbei gelaufen sind, saßen allerdings immer nur Männer und da es in Marokko tatsächlich spezifische Männer-Cafés gibt haben wir uns in keins davon hinein getraut. Wir sind wieder zurück in die Medina geschlendert und haben uns, als uns drei Herren begrüßt und auf die Stühle ihres Mini Cafés gelotst haben, in einem kleinen Straßencafé niedergelassen. Vor uns sind die Leute entlang gelaufen und haben ihre Erledigungen gemacht und auf einmal tauchte ein bekanntes Gesicht in der Menge auf: die Frau, die uns am Vortag unbedingt zu einem Couscous Stand führen wollte, war zufällig an uns vorbei gelaufen. Wir haben einander sofort wieder erkannt und die Freude war groß. Sie kannte die Cafebesitzer und hat ihnen von unserem Zusammentreffen am Vortag berichtet. Dann ist sie kurz verschwunden und kam gleich darauf mit zwei marokkanischen Gebäckstücken für uns zurück. Wir - immer noch hungrig- konnten gar nicht fassen, wie unerwartet wir nun zu etwas zum Essen gekommen waren. Man darf sich die Medina auch nicht wie einen Markt oder zwei drei Straßen vorstellen. Es ist wirklich ein riesiges Netz aus Gassen. Also die Wahrscheinlichkeit, sich zufällig über den Weg zu laufen ist verschwindend gering!

Wir dachten eigentlich die Kanne ist leer und haben nur so getan als würden wir was ausschenken fürs Foto, aber dann kam doch noch etwas Tee. 😁



Als wir aufgegessen hatten, hat uns die Frau (sie hat uns ihren Namen gesagt, aber er war so exotisch, dass ich ihn gleich wieder vergessen habe) zu ihrer Schwester nach Hause eingeladen. Wir wurden herzlichst empfangen und haben mit den beiden und einer Nachbarin, die spontan vorbei gekommen ist, den typisch marrokanischen Pfefferminz-Tee getrunken. Es war super lecker! Das liegt zwar hauptsächlich daran, dass mindestens 10 Würfelzucker in dem Tee drin sind aber egaaaaal.😁

Wir haben uns etwas unterhalten und ich habe mein ganzes Französisch zusammengekratzt, um auch ein paar Fragen stellen zu können, von deren Antwort ich dann aber leider nur die Hälfte verstanden habe. 😁 Aber hauptsächlich haben die drei Frauen miteinander auf arabisch geredet und ich glaube es ging sehr oft um uns. Hier ist alles immer in beiden Sprschen - Französisch und Arsbisch - abgeschrieben aber mir kommt es so vor als würden die Einheimischen untereinander immer nur arsbisch reden und nur für Formalitäten oder Touristen auf Französisch wechseln. Aber beeindruckend finde ich, dass doch fast alle beide Sprachen fließend beherrschen, obwohl sie ja sogar nicht mal das Selbe Alphabet haben.


An den Ständen der Medina gibt es echt alles. Sogar lebende Hühner werden verkauft. 



Danach haben wir uns verabschiedet und sind zurück ins Hostel gelaufen. Ich kann immernoch nicht fassen, was für ein schicksalhafter Zufall es war, dass wir diese tolle und fürsorgliche Frau überhaupt kennengelernt haben. Lisa hätte am Vorabend jede x-beliebige Person auf der Medina nach einem Couscous Stand fragen können und wir hätten uns am nächsten Tag in jedes andere Café auf der ganzen Medina setzen können - aber wir haben beide Male den Weg gewählt, der uns mit der netten Frau zusammengeführt hat. Fast als hätte es so sein sollen! 😌

Lisa ist gegen Mittag leider schon zum Flughafen aufgebrochen, und zurück nach  Portugal geflogen. Also hiess es schon wieder Abschied nehmen. Die kurze Zeit, die wir miteinander verbracht haben war so ereignisreich, das werde ich nie vergessen. 😃

Ich habe in meinem Zimmer eine kleine Siesta eingelegt und bin dann auf der Medina Obst, Nüsse und Brot einkaufen gegangen. Mit dem Essen als Vegetariererin ist es hier etwas schwierig. Auf den Medina gibt es nur Fleischgerichte auf die Hand und ich habe beim besten Willen nichts gefunden, was ich mir hätte aufs Brot legen können. Also gab’s Brot mit Obst. 😉






Am Abend habe ich mit Radik gequatscht - einem Russen, der aus Russland in die Türkei abgehauen ist und nun in Casablanca gestrandet ist, weil nur hier sein Pass neu ausgestellt werden kann. Er ist schon einen Monat im Hostel und hatte eine interessante Geschichte. Er fühlt sich in gefühlt jedem anderen Land willkommener und anerkannter als in Russland und wollte einfach nur noch weg…

Später habe ich noch Érica kennengelernt - eine junge Brasilianerin, die schon seit über einem Jahr am reisen ist, sich unterwegs mit kleinen Jobs oder Freiwilligeneinsätzen im Austausch gegen Kost und Logie über Wasser gehalten hat. Beide waren super lieb und mit Erica habe ich wieder noch auf dem Dach gesessen und gequatscht bis es dunkel und kühler wurde. 






Der Turm im Hintergrund ist der Minarett der Moschee.


Am nächsten Morgen habe ich - auf Empfehlung von Radik - das Frühstück aus dem Hostel probiert. Es bestand aus marrokanischem Tee, einem Omelette, Brot, einer Art Crêpe (den hat uns die Frau am Vortag auch gekauft) und einer Art Croissant. Es war lecker aber ein bisschen trocken - mit Brotaufstrichen haben sie es hier nicht so.😁 Ich könnte echt in diesem Pfefferminz Tee baden. Wenn man den Zuckeranteil mal kurz ausblendet, ist es echt ein Hochgenuss. 😊

Ich habe mit Radik gegessen und gequatscht und mich dann sowohl von ihm als auch von Erica verabschiedet. Die beiden und auch Lisa sind mir wieder mal in kurzer Zeit direkt ans Herz gewachsen. Die Begegnungen mit den Menschen sind wirklich das, was das Reisen so besonders und schön macht. 

Unten links ist die kleine Schluppe die hoch aufs Dach geführt hat. Und unter dem Wäscheständer war mein Zimmer.

Marokkanisches Frühstück


Mit Radik im Hostel

Nun ging’s zu Fuß ins Hotel, wo ich am Abend meine Reisegruppe treffen werde. Es war eine halbe Stunde zu Fuß und ich habe danach von oben bis unten getropft. Ich war anscheinend die erste und habe zu meiner großen Freude das einzige Einzelzimmer (alle Doppelzimmer waren noch nicht fertig) bekommen, konnte schon aufs Zimmer und dadurch direkt duschen! 

Nach einer kurzen Pause bin ich wieder runter in die Lobby und habe ein Mädchen, die aussah, als warte sie auch auf ihre Gruppe, angesprochen und gefragt ob wir zusammen bisschen erkunden gehen wollen. Sie - Rose aus Australien- war sofort dabei.

Ein krasser Gegensatz zu meinem Hostel - sehr nobel für das was ich gewöhnt bin.

Wir haben rausgefunden, dass ihre Tour erst morgen startet und sie nicht in meiner Gruppe ist, aber das macht ja nichts. Sie wollte Geld holen und siehe da, am Geldautomat ein paar Hundert Meter vom Hotel entfernt standen 5 junge Leute und sie waren alle von der Reiseagentur, bei der wir unsere Touren gebucht haben. Zwei davon sogar von meiner Tour. 

Als Gruppe sind wir kurz durch die Stadt geschlendert und haben uns etwas kennengelernt. 

Es ist so anders mit Leuten durch die Stadt zu laufen. Meine Konzentration ist viel mehr beim Gespräch als bei der Umgebung und ich kriege gar nicht wirklich mit wo ich lang laufe. Mal sehen wie das noch wird. 

Heute Abend treffen wir uns alle in der Lobby und dann werden wir ins Lieblingsrestaurant von unserm Guide ausgeführt. Ich bin sehr gespannt auf den Rest der Gruppe. 

Morgen früh geht es nach dem Frühstück zuerst nach Rabat (die Hauptstadt Marrokos) und dann nach Chefchaouen - die blaue Stadt. Ich melde mich wieder!

Kommentare

  1. Die drittgrösste Moschee der Welt - wow!!
    Gleich zum Tee nach Hause eingeladen werden - undenkbar bei uns (und erst in der Schweiz ;-) Sind die einfacher lebenden Menschen die sozialeren Wesen (geblieben), entfernen wir uns immer weiter davon, und ist das tatsächlich Fortschritt?? Stoff zum Nachdenken..
    Marokkanische Minze mit (viiiel) Zucker - dein neues Leibgetränk? :-)
    Es ist immer wieder beeindruckend, wie fremdsprachenkundig andernorts viele Durchschnitts“bürger“ sind..
    Mama (es ist diesmal nicht mit meinem Google-Konto verknüpft..?)

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