Schönster Shelter und unerwartetes Wiedersehen
Tag 15 und 16
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Shelter direkt in den Dünen und ca. 20m vom Meer entfernt |
Der deutsche Radreisende, an dessen Solar-"Decke" ich mein Handy geladen habe, heisst übrigens Daniel. Er hat am Vorabend einem anderen Pärchen, die nur den Abend am Shelter verbracht haben, aber nicht übernachtet haben, Kaffee abgeschwatzt, sodass wir beide am nächsten Morgen einen gemütlichen, warmen Kaffee trinken konnten. Meine Gaskartusche war seit einem Tag leer und mein Kaffee ist nass geworden, sodass ich ihn wegschmeissen musste. Ich wollte aber für die letzten drei Tage auch keine neue Kartusche kaufen, aber siehe da: Der Kaffee hat mich gefunden, statt ich ihn!
Daniel und ich haben noch ein Weilchen geredet, bevor ich mich in Richtung Süden verabschiedet habe.
Für den ganzen Tag war eigentlich Regen angesagt. Da es aber unerwartet sonnig und trocken war, bin ich ordentlich in die Pedale getreten, um schon ein paar Kilometer zu schaffen, bevor es zu giessen anfängt. Aber es fing nicht an. Die Wettervorhersage wurde immer besser und ich konnte mir wieder Zeit lassen.
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Schwedischer Lifestyle - mit Zimtschnecke 😊 |
Als ich gerade an einem süssen kleinen Hafen Mittagspause gemacht habe, habe ich festgestellt, dass direkt neben mir ein Shelter ist. Eigentlich wollte ich ja bei Anna und Stefan (die mich ganz am Anfang in ihrem Garten schlafen lassen haben) übernachten, aber angesichts des eventuell noch kommenden Regens habe ich es dann so umgemodelt, dass ich doch im Shelter geschlafen habe.
Da es aber erst Nachmittag war, habe ich mich in einm Cafe am Hafen niedergelassen und meine ganzen technischen Geräte zum Laden abgegeben. Ich habe in meinem Reisetagebuch die bisherige Reise Revue passieren lassen und nach circa 1h und vollen Akkus bin ich wieder los.
Ich hatte, da ich ja nicht damit gerechnet habe, schon so bald einen Schlafplatz zu finden, gar kein Essen mehr und bin nochmal 6km zu einem Supermarkt und wieder zurück gefahren. Das eigentlich ja so schlecht vorausgesagte Wetter wurde immer besser, sodass bald die Sonne am blauen Himmel stand. Perfekt!
Der Shelter war der skurrilste, den ich je hatte. Es war eigentlich eher ein Baumhaus und viel viel kleiner, als ich das anhand der Fotos in der App erwartet hätte. Um den Shelter drum herum lagen Planen, Flaschen und es sind überall Fliegen umher geschwirrt, sodass ich mich fürs Zelt auf der Wiese daneben entschieden habe.
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Das war der Shelter |
Wenig später kamen zwei Mädels - Pia und Alina - angerollt, die sich im Shelter eingerichtet haben und mit denen ich zusammen den Abend verbracht habe. Sie waren - wie gefühlt alle, die ich kennenlerne - Deutsche. Wir haben Karten gespielt, gegessen und gequatscht. Ich liebe solche spontanen gemeinsamen Abende am Shelter mit Personen, die man vor ein paar Stunden noch nicht mal kannte. Das ist für mich immer das Beste vom Tag.
Von unserem Schlafplatz aus konnten wir sehen, wie sich auf der dänischen Seite gegenüber eine riesige Gewitterwolke formierte und immer wieder von Blitzen durchzuckt wurde. Wir haben uns ins Zelt/ bzw. die beide ins Shelter zurück gezogen, aber die Wolke ist an uns vorbei gezogen. Zum Glück.
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Herannahendes Gewitter |
Tag 16
Am nächsten Morgen habe ich mit Pia und Alina noch gefrühstückt und danach gings auf zur letzten Etappe dieses Jahr. 30km vor mir lag Malmö. Von dort waren es dann nochmal knapp 50km nach Trelleborg. Also nochmal eine grössere Etappe für den Schluss. Aber die Fähre kam ja eh erst 23:00 also hatte ich alle Zeit der Welt.
Das Wetter war wieder unerwartet gut und ich hatte vie Freude am Fahren. Ich hatte während der Reise immer mal wieder mit Marco und Nina Kontakt, die ich am Anfang am Shelter (wo ich sonst eigentlich hätte alleine schlafen müssen) kennengelernt habe. Wie sich herausstellte, war das auch ihr letzter Tag und sie waren gerade mit den Rädern unterwegs, um Malmös Innenstat zu erkunden. So ein Zufall! Ich dachte die ganze Zeit, sie wären eine Tagesetappe hinter mir, aber es war genau umgedreht. Sie waren sogar eine Nacht vor mir an dem skurrilen Baumhaus-Shelter.
Wir haben uns fürs Mittagessen in Malmö verabredet. Als ich gerdae in der Innenstadt ankam, und Nina gefragt habe, ob sie mir ihre Live-Standort schickt, damit ich sie finden kann, bin ich doch allenernstes in der nächsten Sekunde in sie reingerollt!! Mir ist erst im Nachhinein bewusst geworden, was das für ein krasser Zufall war. Ich meine, sie hätte ja überall in Malmö sein können. Ist ja nicht so, als gäbe es da nur eine Strasse. Wir haben uns natürlich sehr gefreut, einander zu sehen und sind dann zusammen in ein kleines Restaurant gefahren.
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Mit Nina und Marco am Strand - perfektes Timing mit der Möwe. 😉 |
Nachdem wir gegessen und viel über das, was wir in der Zwischenzeit so erlebt haben, erzählt haben, haben wir uns entschlossen, noch baden zu fahren, wenn das Wetter ja schon so toll ist.
Für mich war es der perfekte Abschluss, Nina und Marco nochmal wiederzutreffen. Denn von allen Reisebekanntschaften dieses Jahr, sind sie die beiden, die ich am wahrscheinlichsten in der Schweiz nochmal wieder treffen werde, und die ich auch mit am meisten ins Herz geschlossen habe. :)
Gegen 15:30 Uhr haben wir uns dann verabschiedet und ich bin in Richtung Trelleborg aufgebrochen. Ich bin 40km durchgefahrn, weil ich mir Stress gemacht habe, dasss ich sonst tatsächlich zu spät zur Fähre kommen könnte. Völliger Schwachsinn! Ich hätte laufen können und wäre immernoch rechtzeitig gewesen . ;) Aber als ich dann das Ortseingangsschild von Trelleborg gesehen habe, war ich doch entspannter und konnte den Abend in einem Restaurant ausklingen lassen. Gerade als ich mich niedergelassen hatte, ging ein krasser Platzregen los und es hat sogar gewittert. Na zum Glück habe ich mich beeilt, nach Trelleborg zu kommen, sonst hätte ich das auf dem Rad abbekommen.
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Mal was Frisches zur Abwechslung |
Nach dem Essen bin ich gemütlich zum Hafen gelaufen, wo ich zusammen mit zig anderen Radreisenden mehrere Stunden gewartet habe. Ich habe Adriano - einen sehr sportlich aussehenden Italiener in den 40ern - kennengelernt. Er hat mir in sehr gebrochenem Englisch erklärt, dass er in 24 Tagen vom Gardasee zum Nordkapp gefahren ist und dann wieder zurück. Wow! Ich fande es auf jeden Fall sehr bewundernswert, vor allem weil er vor lauter Regen 10 Tage die Sonne nicht gesehen hat (ich jammer schon bei einem Tag). Aber irgendwie finde ich es dann doch nicht wirklich erstrebenswert, so einen Radmarathon hinzulegen. Ich will ja die Landschaft, die Leute und das Radleben auch irgendwann noch geniessen können. Generell gibt es in der Radreise-Szene auch viele, die recht leistungsorientiert unterwegs sind und immer genau wissen wollen, wie viele km andere am Tag fahren, mit welcher Durchschnittsgewschwindigkeit und so weiter... Ich habe dieses Jahr überhaupt nicht aufgezeichnet, wie viel ich gefahren bin. Ich habe mir einfach einen potenziellen Schlafplatz ausgesucht und los gings.
Gegen 23:00 Uhr durften dann alle Radler endlich auch auf die Fähre. An Deck habe ich auf der Suche nach einem Schlafplatz Christian kennengelernt. Er war schon etwas älter und war auch einer von den Radreisenden. Er wollte auch auf dem Boden schlafen und wir haben uns hintereinander auf dem Teppich eingerichtet. Sogar direkt neben dem Fenster!
Nun ging es wieder zurück nach Deutschland... Ich war noch nicht unbedingt melancholisch, aber ch habe mit Betreten des Fährgeländes die Natur bzw. das Leben in der Natur vermisst. Das ist generell das, was mir beim Radreisen am besten gefällt: das ununterbrochene Draussensein. Aber zu meinen Reiseerfahrungen und Eindrücken kommt heute oder morgen noch ein ausführlicher Bericht.
Rückreise (Ein Loblied auf die Schweizer Züge und das Fahrrad)
Eigentlich wollte ich den Blogeintrag an dieser Stelle beenden, aber meine chaotische Rückreise verdient dann doch noch eine (hoffentlich) kurze Erwähnung.
Christian und ich sind gemeinsam vom Hafen bis in die Rostocker Innenstadt gerollt, was alles in allem nochmal eine Stunde dauert. Dort haben wir gemeinsam einen Kaffee getrunken und noch bisschen gequatscht. Ich habe für die Rückfahrt einen Flixbus gebucht, der aber erst 11:30 Uhr abfahren sollte. Da die Fähre schon 6:00 Uhr ankam, war das noch unglaublich lange hin...
Als Christian sich dann zum Banhof verabschiedet hat, habe ich spassenshalber auch mal nach Zügen geschaut und auch eine super Verbindung gefunden. Allerdings schon in 20min! Ich bin zum Bahnhof abgedüst, wo ich sofort Christian wieder getroffen habe. Nach einigem hin und her mit einer sehr genervten Ticketverkäuferin habe ich kurzerhand Christian sein Deutschland Ticket abgekauft, da für alles andere keine zeit mehr blieb.
Als ich mich gerade noch rechtzeitig in den Fahrradwagon gehechtet habe, staune ich nicht schlecht: Adriano - der krasse Italiener mit den 24 Tagen zum Nordkap - sass schon im Wagon. Er hat nicht mal die selbe Fähre genommen wie ich!
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Oma hat im perfekten Moment abgedrückt |
Um jetzt nicht zu sehr ins detail zu gehen einfach ganz kurz: Meine super Verbindung hätte mich eigentlich 5h eher in Chemnitz abgesetzt als der Flixbus. Im Endeffekt bin ich nicht mal eine Stunde eher als der Flixbus - also 18:00 Uhr - in Chemnitz angekommen. Teils war es meine Schuld, weil ich doch nur Regionalzüge nehmen durfte, aber vor allem habe ich bei meinen 4 Umstiegen jeden einzelnen Anschlusszug, den ich hätte nehmen wollen, verpasst. Entweder ein Zug ist ausgefallen, einer auf dem Gleis hängen geblieben, wir musten warten, bis wir überholt wurden oder der Gegenzug musste erst durch. Irgendwas von alldem ist bei der deutschen Bahn doch echt immer. Ich hatte Wut ohne Ende und war mehrfach kurz davor einfach auszusteigen und mit dem Rad weiterzufahren. Aber das war auch nur eine Schnapsidee, da ich ja nie im Leben auf die Art und Weise noch am selben Tag in Chemnitz angekommen wäre.
Lange Rede kurzer Sinn: Nach einem sehr langen Reisetag bin ich gut angekommen und habe mich direkt unter die langersehnte Dusche gestellt.
Nun bleibe ich 4 Tage hier, fahre dann nach Zürich und nächsten Mttwoch (09.08.) geht es schon wieder nach Paris, von wo ich in mein nächstes grosses Abenteuer starte: Marokko.
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