Eintauchen in eine neue Kultur

Es geht da weiter, wo der letzte Eintrag endete: Im Flugzeug. Beim Landeanflug wurde es dann etwas holprig und wir sind mehrmals etwas abgesackt aber im Endeffekt sind wir gut gelandet. 

Aus dem Fenster konnte ich schon die rote, ausgetrocknete und staubige Landschaft sehen. Da habe ich gemerkt, dass ich jetzt wo ganz anders bin. Das habe ich dann auch gespürt, als ich aus dem Flugzeug und rein in die Sauna getreten bin. Mir schlug eine unglaubliche Hitze ins Gesicht! In Marrakesh sind zur Zeit jeden Tag über 45 Grad!!!

Ich musste nach meiner Landung direkt weiter ins kühlere Casablanca, also bin ich erst mit dem Bus zum Bahnhof, dann mit dem Zug nach Casablanca und dann nochmal vom Bahnhof in Casablanca in die Medina, wo mein Hostel ist. Im Zug habe ich mir ein Abteil mit zwei Marokkanern und einer Marrokanerin geteilt und es war mit direkt sympathisch, wie sie - ohne sich jemals vorher gesehen zu haben - freudig drauf los geplaudert haben. Auch jeder neue Gast im Abteil wurde ins Gespräch aufgenommen. Ich hab leider nichts verstanden, weil es in arabisch war. 

Ich spring jetzt einfach mal zu dem Teil, wo es interessant wird: die Fahrt und der Weg zum Hostel. Ich konnte im Bus ganz vorne stehen, sodass ich alles im Blick hatte und OMG! Der Fahrer muss echt Nerven aus Stahl haben! Überall kommen Roller, die sich durchschlängeln, Fussgänger überqueren die Straße wo sie wollen und überhaupt werden aus 2 Spuren 3 gemacht. An der Ampel kamen Jugendliche, die kurz die Frontscheibenwischer geputzt haben und etwas Geld dafür haben wollten. 


Auf dem Dach des Hostels. Über den Dächern der Medina. Es ist unglaublich…

Generell sind mir schon so unheimlich viele Dinge aufgefallen, die hier komplett anders sind: die Männer laufen oft in langen Gewändern rum, die Frauen sind verhüllt (aber das war mir bewusst), bei der Busfahrt durch Marrakesh zum Bahnhof standen immer wieder Kamele am Straßenrand, alle Häuser sind rötlich und der Lebensstil ist glaube ich einfach ein gaaaaanz anderer. 

Als ich vom Bus durch die Medina (die riesigen, sehr chaotischen Gassen mit unzähligen Ständen am Rand) laufen musste, dachte ich erstmal: Hallelujah. Ich war einerseits total fasziniert und begeistert, wie anders hier alles ist. Aber ich wusste auch nicht so richtig wie sicher es ist, da voll bepackt alleine als Frau durch diese engen Gassen durchzulaufen. 

In einer winzigen Nebengasse habe ich dann zum Glück mein Hostel gefunden, was sehr einfach aber gerade dadurch sehr authentisch ist. Ich habe mein Einzelzimmer bezogen - ein Luxus den ich mir vor den nächsten Wochen in Gruppenzimmern nochmal gönnen wollte - und habe mich kurz frisch gemacht. Beim einchecken ist mir eine andere junge Frau aufgefallen, die ich gleich angesprochen habe, ob wir zusammen die Medina erkunden wollen. Und siehe da: sie ist Deutsche, heißt Lisa und hat gefühlt in jedem Ort Europas schonmal studiert. Wir sind zusammen los und wussten da noch nicht wie toll dieser Abend werden würde. 

Ich habe ihr erzählt, dass ich mega gerne mal marrokanischen Couscous essen möchte und sie hat kurzerhand eine Einheimische angesprochen, um zu fragen, wo es den besten gibt. Die Frau hat es sich zur Mission gemacht, und glücklich und satt zu kriegen, hat uns durch die Gassen geführt, andere Leute nach gutem Couscous gefragt und hätte uns sogar zu sich eingeladen, wenn sie welchen zu Hause gehabt hätte. Schließlich stellte sich heraus, dass es auf der ganzen Medina keinen Couscous-Stand gab. Aber sie hat uns marrokanische Sandwiches empfohlen und diese auch kurzerhand für uns beide bezahlt! Unglaublich! Ich war total perplex! Für uns- und gerade mich mit Schweizer Studentenlohn - ist es hier total billig und das Sandwich hätte nur 1€ gekostet aber für sie als Einheimische ja nicht. Wie lieb, offen und aufgeschlossen kann man nur sein? 



Aber dabei blieb es gar nicht! Als wir kauend am Straßenrand standen, hat uns der Medina-Polizist lächelnd zu sich rüber gewunken und uns seine Stühle angeboten. Kurzerhand saßen wir zwei Deutschen, mit unseren Sandwiches in der Hand vor dem „Polizeibüro“ eher „Polizeibaracke“ und der Polizist selber hat gestanden. Er hat uns allerlei erzählt, wovon ich leider recht wenig verstanden habe aber Lisa hat es mir dann erklärt. Ich kann mich mit meinem Französisch zwar verständigen, aber für wirkliche Gespräche reichts dann doch irgendwie nicht. Vielleicht reden die hier aber auch etwas anders und es liegt daran, dass ich nicht viel verstehe… 

Immer mal wieder haben wir Freunden von ihm, die hinter irgendwelchen Ständen Dinge verkauft haben, zugewunken und generell fanden es glaube ich viele lustig, dass da zwei europäische Mädels vorm Polizeihaus sitzen und essen. 

Nach dem Essen haben wir noch Kaktusfeigen gegessen und uns Wasser gekauft. Das ist hier echt in hoher Nachfrage bei der Hitze. Wobei es in Casablanca durch die Atlantikfrische recht angenehm ist. 

Wir sind zurück ins Hostel gelaufen und haben uns auf dem Hausdach noch ein paar Stunden unterhalten. Der Muezin hat gerufen und ich konnte es immer noch nicht wirklich fassen, wo ich bin und wie toll mein erster Eindruck von Marokko ist. Ich freue mich so sehr auf das was kommt. 😊🇲🇦

Kommentare

  1. Es tut richtig gut, das zu lesen.
    Miteinander reden im Zugabteil - wieviel menschlicher ist das als unser distanzierter Umgang?!!
    Frontscheiben putzen an der Ampel - ich musste lachen, doch ist es sicher eher traurig, dass Jugendliche so etwas Geld zu verdienen versuchen.
    „Lieb, offen, aufgeschlossen“ beschreibst du die Menschen - das Gegenteil von unseren Vorurteilen, und auch von uns, scheint mir..
    Auf den Stühlen der Polizisten Sandwiches essen, die euch von einer fremden Frau geschenkt wurden - einfach nur unglaublich! :-)
    Ich wünsche dir viele weitere Erlebnisse dieser Art! Alles Liebe, Mama :-**

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