Fes - die größte Medina der Welt

Unsere Fahrt nach Fes war sehr kurzweilig und ich habe mit der Nase wieder mal an der Scheibe geklebt. Es fasziniert mich total wie anders einfach alles aussieht und vor allem, dass überall Menschen sind. Selbst mitten in einem trockenen, verlassenen Feld läuft jemand in der Hitze. 


Gegen Mittag sind wir in einen kleinen Ort eingebogen und in einer von außen sehr tristen und armen Gegend fürs Mittagessen ausgekippt worden. Aber sobald wir das Haus betreten haben, war alles total nobel und schick. Die Tische waren schon gedeckt und wir saßen noch gar nicht richtig da wurde  schon der erste Gang serviert. Linsen, Auberginensalat, Oliven, Kartoffeln, Rote Beete und viel viel Brot gehören hier immer dazu. 




Die klassische Vorspeise



Da mein Vegetarierin-Sein nicht angemeldet war, musste kurzfristig eine Alternative für mich her, da alle anderen eine Hähnchen Tajine bekommen haben. Ich habe eine „veggie“ Tajine bekommen, die allerdings nachdem einige Kartoffelscheiben weggegessen waren ein großes Fleischstück offenbart hat. Also doch nichts mit veggie. Immerhin musste ich aufgrund dieses Fehlers nichts bezahlen. 

In Fes angekommen hatten wir Freizeit bis Sonnenuntergang. Am Abend wurden wir zu einer marrokanischen Show mit Dinner ausgeführt. Der Fahrer hat uns vom Hotel abgeholt und wir wurden direkt vor das Restaurant gefahren. Purer Luxus! Wir saßen in einem tollen, beeindruckend bemalten Raum und auf der Bühne spielte schon die Band. Es gab wieder sehr sehr reichlich zu Essen und eine extra - dieses Mal wirklich vegetarische - Tajine für mich. Die Show war toll: erst gab es nur Musik, dann wurden immer wieder Leute auf die Bühne geholt zum mittanzen - sogar einige aus unserer Gruppe haben sich getraut - dann kam eine professionelle Tänzerin, Trommler, ein Magier (so faszinierend!) und dann noch marokkanisch verkleidete Frauen. Es war wirklich sehr abwechslungsreich. 

Nach dem Essen wurden wir wieder ins Hotel gebracht und sind erschöpft ins Bett gefallen. 









So sehen die fertigen zusammengesetzten Mosaiks aus



Am nächsten Tag ging’s früh los zu unserem langen, geführten Stadtrundgang durch die Medina von Fes. Nach einem kleinen Blick auf den Palast des Königs - bzw seine Mauer, denn niemand weiß wie es innen aussieht - ging es auf einen Aussichtspunkt und danach in eine Töpferei. Ich bin ja sonst nicht so der Besichtigungstyp aber die Töpferei hat mir super gut gefallen. Die Menschen machen wirklich alles selbst. Einer töpfert, einer brennt, die Männer malen die Muster und die Frauen malen sie mit Farbe an, weil sie angeblich mehr Farben sehen als Männer. Besonders beeindruckend war die Mosaikkunst. Die Männer saßen auf dem Boden und haben eine farbige Platte in Sterne, Quadrate, 6-Ecke, Herzen und allen möglichen Größen und Farben gehackt, die dann zu einem riesigen Bild zusammen gesetzt werden und verspachtelt. Die Teile haben auf dem Millimeter genau ineinander gepasst, was kaum zu fassen war. 

Danach ging’s in die Medina. Es war ganz anders als in Casablanca: viel engere Gassen, teilweise mit Sonnenschutz oben drüber, viel größer und hinter den Gassen haben sich immer mal Moscheen oder sogar eine Universität verborgen. Es ist die größte und älteste Medina der Welt mit über 9000 Gassen ! Die Verirrungswahrscheinlichkeit ist daher so hoch, dass Touristen nur mit einem zertifizierten Guide durchlaufen dürfen. 











Außerdem ist Fes für seine Leder Gerberein bekannt, die wir natürlich auch besucht haben. Am Eingang haben wir alle einen Stängel Minze in die Hand bekommen, der uns vor dem Gestank schützen sollte. Wir hatten von einer Tersse aus einen tollen Blick auf die verschiedenen Becken der Lederproduktion. Das was den Gestank verursacht hat, war übrigens Tauben-Sche*** die durch ihren Ammoniumgehalt zum bleichen benutzt wird. 

Der Job der Männer, die in diesen Flüssigkeiten Tag für Tag auf das Leder einstampfen und unter der prallen Sonne zu arbeiten, ist ganz schön hart. 





Zum Mittagessen ging’s wieder in ein marrokanisches Restaurant und, wer hätte es gedacht, es gab natürlich die klassische Vorspeise und Tajine. Wir speisen hier echt wie die Könige. Mehrmals am Tag ein 3-Gänge Menü, das hatte ich noch nie in meinem Leben. Allerdings ist das Essen immer selber zu bezahlen, wodurch die  Reise teurer wird als gedacht. Aber ich weiß nicht, ob ich jemals wieder in Marokko bin also will ich auch nicht zu sehr aufs Geld schauen, immerhin kostet hier ein 3-Gänge Menü so viel wie in der Schweiz die Vorspeise. Also lieber hier reinhauen und zu Hause sparen. 😉😁

Nach dem Essen haben wir noch einen Tuchladen besucht und uns einen Turban binden lassen. Eigentlich wäre das der perfekte Sonnenschutz für die Wüste, aber ich habe dann doch keinen gekauft. 

Zurück im Hotel haben einige der Gruppe ein Hammam Wellnes Ritual im Hotel gebucht. Ich werde mich auch noch abrubbeln und massieren lassen, aber erst am Ende der Tour. Das Essen war an diesem Abend und selbst überlassen. Da der Sandwichstand nebenan nichts vegetarisches hatte, waren die anderen 4 Mädels so lieb und haben sich mit mir nach etwas anderes umgesehen. Wir haben schließlich im Supermarkt eingekauft und auf einem der Zimmer gepicknickt. Wir haben also einen Mädels Abend gemacht und viel gequatscht. Bzw alle anderen haben gequatscht und ich eher zugehört, da ich durch das perfekte Englisch von dem ich hier immer umgeben bin meinen deutschen Akzent mega nervend finde und vor allem nicht so flüssig reden kann wie alle anderen was mich dann wieder nervt. Aber ich denke das wird mit jedem Tag nur besser. Und ich bin Ultra stolz auf mich, dass ich sowohl britisches, amerikanisches, kanadisches und mittlerweile auch australisches Englisch fast problemlos verstehe. Zuhören und Verstehen kann ich also immer. 

Nun ist die erste Woche unserer Tour schon fast rum und einige verlassen und in Marrakesh und es kommen einige dazu. Dann war’s das mit meinem Einzelzimmer 😁 aber ich bin ganz froh weil ich dann nochmal die Gelegenheit bekomme zu zweit mit meiner „Mitbewohnerin“ zu reden wo ich mich im englischen sicherer fühle. 






Die Fahrt nach Marrakesh war ganz schön lang: 7h mit Unterbrechung für die Mittagspause. Wir sind im 6 aufgestanden und um 7 abgefahren. Zum Mittag gabs den westlichen Ausgleich zum marrokanischen Essen: Pizza und Burger. 😁

Heute Abend laufen wir noch in die Altstadt, bekommen eine kleine Tour von Hassen (Guide) und essen dann noch ein letztes Mal in der jetzigen Gruppenkonstellation zusammen. 

Die Zeit vergeht sehr langsam, was sehr schön ist. Mir kommt es vor, als wäre ich schon 3 Wochen hier, obwohl es erst eine ist. Jetzt bekomme ich erst so richtig ein Gefühl darf wie lange ich in Marokko sein werde. Noch 3 ganze Wochen ! Aber ich bin sehr froh, das ich so viel von diesem aufregenden und so völlig anderen Land sehen darf. 🇲🇦😊


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