Chefchaouen - Die blaue Stadt
Mittlerweile haben wir die steppenartige, ausgetrocknete Hügellandschaft verlassen und sind ins Riff Gebirge im Norden Marokkos weitergefahren. Direkt am ersten Tag früh um 8:00 ging’s los.
Wir haben einen kurzen Stop in Rabat, der Hauptstadt Marokkos, gemacht und wurden dann alle wieder eingesammelt.
![]() |
Rabat |
Aus dem Bus heraus habe ich viel von der Landschaft gesehen und wenn wir durch Ortschaften hindurch gefahren sind auch ein bisschen davon, wie die Menschen leben. Aufgefallen ist mir auf jeden Fall, dass die Sauberkeit zwischen der Medina in Casablanca und Rabat wie zwei Welten sind. In Cassblanca lag überall Müll auf den Straßen, Fischköpfe, Essensreste und ich will nicht wissen wovon die ganzen nassen Spuren kamen. In Rabat dagegen haben die Bauarbeiter sogar hinter sich gefegt und alle Grünflächen (dass es überhaupt welche gab ist schon ein Wunder) wurden vom minimalen Laub befreit. Ein krasser Unterschied!
Ein anderer Unterschied ist das meiner Beobachtung nach sehr große Stadt-Land-Gefälle. Mir ist aufgefallen, dass neben unserer Straße immer ein Weg, entweder Trampelpfad oder Schotter, entlang ging und recht oft habe ich Menschen entlang laufen oder auf Eseln reiten sehen. Sie haben Karren gezogen oder haben die Menschen getragen. Auf jeden Fall war auf diesem Wegen viel los. Nicht jeder scheint sich ein Auto leisten zu können und dann bleibt nur noch der Weg zu Fuß oder zu Esel durch die Hitze. In den Städten dagegen gibt es dann wieder alle Annehmlichkeiten, die wir nach westlichem Standard gewohnt sind: Cafés, Läden, Hotels. Mich hat manchmal ein ungutes Gefühl beschlichen, weil mir bewusst geworden ist, dass wir in unserm top modernen Reisebus wie eine abgeschottete Blase durch Marokko rollen. Wir fahren von Hotel zu Hotel und essen nur in gehobeneren (aber immer noch einfachen) Restaurants. Dort wo wir sind sind nur die Touristen. Wir bekommen gar nicht wirklich mit, wie die Einheimischen leben. Wir bleiben unter uns, und wir kommen alle aus wohlhabenden Ländern.
Und trotz all dem Wohlstand, den die Reisegruppe bietet, habe ich am ersten Abend mein ursprüngliches, absolut einfaches und auch nicht zu komfortables Hostel in der Medina vermisst. Ich habe mich dort so wohl gefühlt, dass ich es angesichts der Lage und der doch sehr sehr bescheidenen Lebensweise der Menschen sehr schön fand. Man hat die Gemeinschaft, in der die Menschen dort leben richtig gespürt - sogar als Touristin.
Dass die Menschen hier noch sehr aufs Miteinander orientiert sind, merkt man aber auch an allen anderen Stellen. Wenn ich aus dem Bus schaue, sehe ich so gut wie nie eine einzelne Person, die unterwegs ist, in allen noch so abgelegenen und spartanischen Cafés sitzen fröhlich Teetrinkend Menschen beisammen und abends spielen die Kinder auf den Straßen.
Jeder scheint mir irgendwie gelassen, nicht so getrieben, der Effizienz entgegen hetzend und Optimierungswahnsinnig wie ich es in Zürich und Deutschland manchmal beobachte. Das Leben hier scheint mir recht simpel. Viel simpler als wir es uns oft machen.
Das alles sind natürlich meine Eindrücke nach den ersten Part Tagen. Mal sehen was sich daran noch ändert oder dazu kommt….
So jetzt zur eigentlichen Reise: wir sind gegen Nachmittag in Chefchaouen - der blauen Stadt - angekommen und wenn man sie sieht, weiß man woher der Name kommt. An den Wänden der Häuser sind alle erdenklichen Blautöne angestrichen.
Wir haben uns Abends für einen kleinen Stadtrundgang mit Hassan - unserem Guide - getroffen und haben danach in einem Restaurant mit spektakulärer Dachterasse marrokanische Spezialitäten genossen. Der super nette und hoch motivierte Kellner ist bei der Menge an Bestellungen ganz schön ins Schwitzen gekommen, sein Lächeln ist dabei aber nie verschwunden.
Das ist auch etwas, was mir immer wieder auffällt: die Menschen sind einfach immer freundlich und vor allem total zuvorkommend. Kauft man eine Briefmarke, bekommt man sofort einen Tee eingeschenkt und ein Hocker wird herbei geschafft. Läuft man mit zwei losen Dingen in den Händen herum, kommt ein Ladenbesitzer mit einer Tüte herbeigelaufen. Die Leute scheinen die Freundlichkeit einfach im Blut zu haben.
Am nächsten Tag hat die Hälfte der Gruppe eine Wanderung gemacht, die man dazu buchen konnte. Ich habe mich angesichts des hohen Preises und der Hitze dagegen entschieden. Stattdessen habe ich mit den ebenfalls dagebliebenen die Stadtmauer erklommen und wir haben danach nochmal die blauen Gassen ohne Menschenmengen fotografiert.
Das Zusammenleben in der Gruppe wird von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde, vertrauter. Ich lerne jeden Tag Dinge über die einzelnen Mitreisenden, die ich nicht erwartet hätte und merke wie wenig man trotz des angeblich wichtigen ersten Eindrucks von Menschen sagen kann. Alle sind sympathisch und alle haben wir das Reisen gemeinsam. Und doch sind wir alle irgendwie auch grundverschieden.
Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl mit allen und alle meine Ängste, die ich vorher bezüglich der Gruppenreise hatte, haben sich verflüchtigt. Wir schlendern gemütlich durch die Gassen, sodass ich genauso viel - wenn nicht sogar mehr - Zeit und Muße habe, die Umgebung aufzunehmen. Denn wenn ich alleine bin, kann ich mich meistens nicht so treiben lassen. Hier laufe ich jetzt einfach immer nur mit und ich genieße es total, mich um rein gar nichts kümmern zu müssen. Bis jetzt habe ich auch immer ein Einzelzimmer gehabt, weil wir 5 Frauen sind und damit eine das Los das Doppelbetts für sich alleine zieht.
Heute geht es weiter und zurück in den Süden nach Fes. Die Fahrt wird ungefähr 4h dauern und mittags machen wir in einem marrokanischen Dorf halt und bekommen ein dreigängiges Mittagessen aufgetischt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen