Schwedische Gastfreundschaft
Tag 2 & 3
Am zweiten Tag meiner Radreise haben wir alle (die Chemnitzer Jungs und ich) erstmal ausgeschlafen. Es sollte eh regnen und den Schauer wollten wir gemütlich im Zelt aussitzen. Das hat auch geklappt. Wir haben gemütlich zusammengepackt und dann noch am Strand zusammen gefrühstückt.
Kurz nach dem Start haben sich unsere Wege getrennt. Die Gruppe wollte noch ein Haus - anscheinend eine Sehenswürdigkeit - im Landesinneren anschauen und ich bin weiter entlang der Küste. Sie haben sich ein Shelter für die kommende Nacht ausgesucht, das 100km weg war. Ich habe mich mal auf ungewiss verabschiedet und gesagt, dass ich nur dann bis zum Shelter fahre, wenn ich genug Kraft und Motivation habe. Eigentlich wollte ich solche großen Etappen ja dieses Jahr nicht machen. 🚲
Ich bin los geradelt und erstmal mehrere
Stunden nicht mehr abgestiegen. Ich wollte Meter machen, da ich insgeheim doch den Shelter der Chemnitzer angepeilt habe. Schon bald, nach einigen unerwarteten Hügeln, und wieder mal viel Wind, hatte ich keine Lust mehr und die Aussicht, noch so weit fahren zu müssen hat mich nicht gerade zum weiter machen motiviert.
Ich habe mich gegen 16:00 Uhr an einem super schönen Sandstrand fallen lassen und bin erstmal ins recht kühle Ostseewasser gesprungen. Als ich mich dann von der Sonne wieder warm hab scheinen lassen, fand ich den Platz, an dem ich saß eigentlich sogar als Übernachtungsplatz recht hübsch. In Schweden darf man ja fast überall wild zelten. Allerdings gibt es Ausnahmen und das Strand und Dünengebiet konnte ich mir als so eine Ausnahme vorstellen. Ich hab also die nächste beste Frau angesprochen, die gerade vom Baden kam, ob an diesem Strand wildcampen erlaubt ist. Nicht wirklich, meinte sie, aber es würde auch sicher niemand kommen und mich weg schicken. Als sie meine Unentschlossenheit bemerkt hat, hat sie mir kurzerhand angeboten, dass ich bei ihr und ihrem Man im Garten schlafen kann. Sie haben ein Ferienhaus ein paar hundert Meter hinter dem Strand und sour Hund würde sich auch freuen.
Da sag ich natürlich nicht Nein! Ich bin mit ihr mitgelaufen und habe im Garten mein Zelt aufgebaut.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit ihrem Mann Stefan und dem Hund Ryff, haben sie mich sogar noch dazu eingeladen, mit ihnen Abend zu essen. Ich war super happy! Und zu meinem noch größeren Glück arbeitet Anna - so heißt die Frau, die mich eingeladen hat - als Kochbuchautorin und kocht dementsprechend wahnsinnig gut. Sie hat mir eine ganze Pfanne voll mit Couscous, Bohnen, Hummus und Ei gemacht. Es war unglaublich lecker und unglaublich viel!
Wir haben den ganzen Abend zusammen gequetscht. Die beiden haben mir viel über die Schwedische Geschichte, die enge Verbindung zu Deutschland, Kulinarische Spezialitäten und ihre Kinder erzählt. Sie haben zwei Töchter und einen Sohn, wovon die älteste Tochter in meinem Alter ist.
Es war super angenehm und interessant mit den beiden zu reden und ich konnte mein Glück, direkt am zweiten Tag solch eine Gastfreundschaft erfahren zu dürfen, kaum fassen. Um das bisherige noch zu tippen, durfte ich natürlich auch noch duschen und meine elektronischen Geräte bei ihnen über Nacht laden. Am Abend haben mich dann Anna und Stefan mit einer Tasse heißem Tee ins Zelt verabschiedet.
Am nächsten Morgen, wurde ich direkt mit einem Radlerfrühstück empfangen. Anna wusste durch ihren Beruf genau, welche Nährwerte ich am meisten brauchte und hat was zusammen gezaubert. Sogar Kaffee gab es. Wir haben wieder gequatscht, wurden dann jedoch vom plötzlich einsetzenden Schauer unterbrochen. Ich habe ganz schnell alles unter den Schirm geschafft aber mein Zelt konnte ich nicht mehr abbauen. So ist es komplett eingeregnet und ich musste es nass einpacken.
Ich habe mich von meinen zwei super lieben Gastgebern und Ryff verabschiedet und bin aufgebrochen. Allerdings bin ich nicht weit gekommen, denn nach 10min hat es wieder angefangen aus Eimern zu schütten und ich habe mich in meinen - sonst als hässlich und peinlich verschmähten - Einweg-Regenponcho geschmissen und mit dem Rad unter einem Baum ausgeharrt. Man kann ja über die Optik sagen was man will, aber ich bin nicht nass geworden und konnte mit dem riesigen Poncho sogar noch mein halbes Fahrrad abdecken. 🌧️
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Hier denkt man wieder, es ist doch weit und breit keine Regenwolke am Himmel, aber hinter mir sah es anders aus. |
Als der Regen nachgelassen hat, bin ich losgefahren und wollte bis zum nächsten Schauer viel Weg hinter mich bringen. Also bin ich recht schnell losgedüst und aus dem Düsen gar nicht mehr rausgekommen. Mit einem kurzen Zwischenstopp beim Supermarkt, wo es, als ich gerade IM Supermarkt war, nochmal geschüttet hat (Glück gehabt), bin ich bis 17:00 Uhr durchgefahren. Das mit dem “Ich nehme es dieses Jahr easy und fahre nur ganz kleine Etappen” ist nicht so leicht, da die Shelter manchmal nur in 100km oder 80km Abständen sind. Ich habe nicht wirklich viel Spielraum und muss die Etappe eben so lang machen, wie der nächste Shelter weg ist.
Oder ich gehe mal auf einen Campingplatz, die gibt es hier wie Sand am Meer.
Die letzten 5km vorm Shelter habe ich gebetet, dass ich dort nicht alleine sein werde und noch andere Radler da sind. Aber als ich ankam, wurde ich enttäuscht: Niemand da. Ich war erstmal unsicher. Ich kenne das Gefühl, jedes Geräusch in der Nacht aus Angst überzubewerten und hinter jedem Busch ein Monstrum zu vermuten, noch gut aus den vergangenen Jahren und hatte wenig Lust, so ängstlich und nervös alleine am Shelter zu schlafen. Allerdings ist der Shelter ja auf drei Seiten begrenzt, die Lage super schön direkt am Meer und in 200m Entfernung ist ein Camper-Stellplatz wo mindestens 4 Camper ebenfalls für die Nacht bleiben. Ich bin also nicht abgeschieden und die nächsten Menschen sind gar nicht weit weg.
Ich hab es mir also so gemütlich wie nur möglich im Shelter gemacht und mich eingerichtet. Mit einem Stock, an dem noch Blätter hingen, habe ich, quasi wie als Besen, den Shelter ausgefegt und mein Zelt als Unterlage hineingelegt. So habe ich eine schöne Fläche auf der ich mich auch mal drehen kann ohne direkt auf Shelterboden zu liegen. Ich fühle mich mittlerweile sicher und denke ich kann einigermaßen ruhig schlafen. 💤
Ich melde mich dann in ein paar Tagen wieder! 😊
Dass es mal soweit kommt und du das Poncho anlegst, wer hätte es gedacht.. :-))
AntwortenLöschenDer Hund sieht sooo lieb aus, er macht das Setting im schwedischen Ferienidyll perfekt.
Sounds like you are meeting great people Tina. Very nice! Hopefully you slept well in the shelter. I had a few nights in shelters that I was the only one there on that stretch of Sweden. I only went as far north as Vaxjo (nice shelter with other cyclists) before heading west back to the coast. Would love to go back! Louis
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