Tropea - Schöne Bekanntschaften


Bevor ich erzähle, wo ich jetzt bin und wie es dazu kam, möchte ich erstmal über die letzten paar Tage in Tropea berichten…


Am Abend von meinem Anreisetag in Tropea habe ich noch die Inhaber der kleinen Zeltinvasion neben mir kennengelernt: eine 11-köpfige Studentengruppe aus Florenz. Eine von ihnen hat mir ein Stück Melone angeboten, nachdem ich sie angesprochen habe und mich zu ihnen in den „Sitzkreis“ eingeladen. Dort wurde ich sehr freundlich und mit tausend Fragen von Rechts und Links empfangen. Wir haben eine ganze Weile geredet bis sie gegen 23:00 Uhr in die Stadt aufgebrochen sind, um mal was zu essen. Ich werde nie mit dem italienischen Tagesablauf klarkommen. 😬😁


Tropea -  01.08.2021

Am nächsten Morgen, als mein Wecker um 6:00 geklingelt hat, bin ich mit komplett verstopfter Nase und Luftzufuhr =0 aufgewacht, mein Kopf hat bei jeder kleinen Bewegung gedröhnt und ich habe alles irgendwie mit einem Verzerrungsfilter gesehen. Als ich langsam meinen Kram zusammen gepackt habe und mich fertig gemacht habe, wurde es aber besser. 


Heute war ja meine Bootstour nach Stromboli, Lipari und Vulcano geplant. Ich bin zum Hafen gelaufen, wo das Auflugsboot abgefahren ist und habe einen Platz an Deck ergattert. Die Fahrt nach Stomboli war ganz schön lang (1.5h) und man hat von den Inseln aus das Festland gar nicht mehr gesehen.

Die Vulkaninsel war sehr grün im Gegensatz zum Festland, was am fruchtbaren Vulkanboden lag. Ich bin ein bisschen rumgelaufen, aber meine Nase, mein Kopf und die Hitze haben es mir nicht gerade angenehm gemacht, weshalb ich es nicht übertrieben habe und wieder zurück zum Hafen gelaufen bin. Dort war ich schnell noch zur Erfrischung im Wasser. Sobald ich wieder umgezogen war, habe ich jedoch schon wieder genauso geschwitzt wie vorher.



Der Vulkan auf Stomboli




Die Altstadt von Lipari



Auf der Bootsfahrt nach Lipari - der nächsten Insel - hat mich die Müdigkeit überrannt und ich bin bestimmt 20 mal mit dem Kopf irgendwo abgerutscht, als ich immer wieder kurz eingenickt war. 


In Lipari hat meine Erschöpfung dann ihren Peak erreicht und ich wollte nur noch irgendwo im Schatten sitzen und warten bis die Fahrt weitergeht. Ich habe mich gezwungen wenigstens ein bisschen die Stadt anzuschauen aber bin dann ziemlich schnell in eine Bar eingekehrt und habe etwas gegessen. 


Der letzte Stop war Vulcano - noch eine Vulkaninsel. Wir wurden wieder alle ausgekippt und hatten 1.5h Zeit zum Baden und erkunden. 16:30 sind wir wieder in Richtung Tropea abgefahren und sind 2.5h später dort angekommen. Auf der Rückfahrt waren alle an Deck so kaputt von der Hitze dem Wasser und den Eindrücken, dass fast alle - in den komischsten Positionen - geschlafen haben. Das war ein sehr friedlich und vereinender Moment… 😴


Es klingt jetzt vielleicht so, als konnte ich der Bootsfahrt gar nichts abgewinnen, weil ich so krank war - so war es aber nicht. Ich habe es schon genossen und bin auch froh dass ich es gemacht habe. Ich habe ja viele Fotos gemacht, da kann ich den Ausflug später „nochmal“ machen. 😌


Tropea - 02.08.2021

Am nächsten Morgen habe ich mit den Italienern gefrühstückt und wir haben, nachdem sie in einer filmreifen Darstellung ihre Zelte abgebaut haben, noch bis Mittag in der Bar gesessen und Karten gespielt. Sie sind echt alle super cool und wie ich erfahren habe, alle freiwillig in der Unipolitik engagiert. Besonders mit dem mir als „Philosoph der Gruppe“ vorgestellten habe ich viel geredet. 


Nachdem die Italiener abgereist sind, bin ich nach Tropea in die Altstadt gelaufen und habe in einem Café ein Eis gegessen und telefoniert. 

Als ich wieder zurück auf dem Zeltplatz war, habe ich eine ganze Weile mit einem deutschen Ehepaar, mit dem ich vorher schon mal ein paar Worte gewechselt habe, geredet. 






Da es dann schon 17:00 Uhr und Temperatur-mäßig langsam erträglich war, habe Ich mich kurz in die fast zwei Meter hohen Wellen gestürzt (ziemlich gefährlich!) und am Strand solange gelesen, bis mir überall der Schweiß lief. Ich war duschen und habe mir dann eine Pizza geholt, die ich auf einer Parkbank mit Blick aufs Meer genossen habe. 


Ich wollte wieder früh ins Bett gehen, weil meine Erkältung zwar besser als am Vortag aber noch lange nicht überstanden war. Als ich vor meinem Zelt saß, kam eine junge Frau und hat mich zu sich und ihrem Freund auf einen Limencello vorm Camper eingeladen. Ich habe natürlich zugesagt. Die Frau war Schweizerin und ihr Freund Deutscher. Wir haben uns super nett unterhalten und ich bin erst 0:00 wieder ausgestanden - das mit dem früh ins Bett gehen hat wohl eher nicht geklappt aber die Begegnung war es absolut wert. Wie viel sie wert war, wusste ich allerdings an dem Tag noch gar nicht wirklich zu schätzen.


Chaostag - 03.08.2021

Am nächsten Morgen habe ich mit dem älteren Ehepaar gefrühstückt, da sie mir einen kalten Joghurt aufgehoben und mir gleich angeboten haben, mal bei ihnen auf einem Stuhl zu essen und nicht immer auf dem Boden. Da habe ich natürlich nicht „Nein“ gesagt. 

Wir haben über alles mögliche geredet. Unter anderem haben sie mir erzählt, dass sie von Freunden gehört haben, dass Sizilien und Sardinien bald zur gelben Zone erklärt werden und keine Touristen mehr rein lassen. Da habe ich natürlich erstmal geschluckt. 

Später hat mir Maleika - die mich am Vorabend zum Limoncello eingeladen hat - erzählt, dass es in Sizilien vielerorts kein Wasser mehr gibt. 


Da dachte ich mir, dass es mehr als leichtsinnig und unverantwortlich wäre, trotz Feuer, Corona und Wasserknappheit nach Sizilien zu fahren und wusste erstmal nicht, was ich jetzt machen sollte. 


Der Freund von Maleika hat mir angeboten, dass sie mich mit nehmen können, sie würden allerdings Richtung Norden fahren. Ich wusste ja eh nicht, wohin ich wollte und Norden klang nicht schlecht, da es dort auch nicht mehr so heiss ist und ich bin kurzerhand in ihren Camper geklettert und mitgefahren.  


Wir haben in Pizzo, einer kleinen Stadt an der Steilküste angehalten und haben was zusammen gegessen, bevor die beiden mich in Paola am Bahnhof abgesetzt haben. Nach 1h warten, habe ich den Zug in irgendein Kaff genommen, wo ich umsteigen musste. 

Ich bin auch umgestiegen. Allerdings ging an der nächsten Station der Schaffner durch die Reihen und hat mich gefragt, warum ich noch hier sitze. Ich wusste gar nicht was er von mir will, bis er gesagt hat, dass hier Endstation ist und ich in den falschen Zug gestiegen bin. Na toll!!


Völlig verwirrt bin ich ausgestiegen und am Bahnsteig auf eine Gruppe Schweizer getroffen, die auch zum selben Ort wollten wie ich. Offensichtlich sind wir alle in den falschen Zug gestiegen, da er um die exakt selbe Zeit am selben Gleis wie der Zug kam, den wir eigentlich wollten - nur dass er in den Süden statt in den Norden gefahren ist. Sogar die Anzeige am Gleis hat gestimmt. Wirklich was falsch gemacht haben wir also nicht… 🤔


Aber die Konsequenzen waren trotzdem verheerend: Der Zug den wir eigentlich wollten und nun verpasst hatten, war der letzte, der an diesem Tag gefahren ist und wir haben keine Möglichkeit mehr gefunden nach Taranto (Ort in Apulien, den ich mir ausgeguckt hatte) zu finden. Ich habe mich entschlossen, wieder zurück an die Küste zu fahren und nochmal - ich wollte eigentlich unbedingt wieder mal ein Bett - auf den Campingplatz zu gehen. Die Schweizer waren noch aufgeschmissener, da sie ja nicht mal auf das Zelt ausweichen konnten. 


1h Zugfahrt später bin ich in Praja ausgestiegen, das etwas nördlicher als Diamante liegt, wo ich ja auf dem Weg nach Süden schon mal gestoppt habe. 


Ich bin 45‘ zum Campingplatz gelaufen und es war schon 20:30 Uhr als ich dort bis in die letzte Stofffaser verschwitzt und triefend angekommen bin. 

Die Frau an der Rezeption hat mir den Preis für die Nacht gesagt (31€!!!!!!!!) und ich habe offensichtlich sehr authentisch zu verstehen gegeben, dass ich einen beschissenen Tag hinter mir habe, duschen will und kein Geld habe. Sie hat nochmal mit ihrem Chef geredet und mir dann ein Angebot für 22€ gemacht. Was alles geht, wenn man auf dem letzten Loch pfeift!! 😯


Auf dem Zwischenstopp in Pizzo

Wohlverdientes Picknick am Abend des Chaostags


Ich habe mein Zelt aufgebaut, alles reingeschmissen und bin zum Strand vorgelaufen, wo ich mich erstmal ins Wasser gestürzt habe und dann im letzten Abendlicht gegessen habe. 


Meine Erkältung ist noch lange nicht weg und gerade heute Morgen bin ich in gefühlter Erstickungsstufe 3/5 aufgewacht und mein Kopf hat gedröhnt. Es ist auch klar, dass meine Gesundheit sich von einem Tag wie gestern nicht verbessern kann. Ich brauche unbedingt Ruhe und ein Bett. Aber das ist Last Minute und in der Hochsaison schwer zu finden, wenn es dann auch noch bezahlbar sein soll. 


Meine Reiseroute wurde von einem Tag auf den Anderen komplett umgeworfen und statt auf Sizilien bin ich jetzt wieder weit im Norden (immer noch Süditalien aber trotzdem). Ich muss mich erstmal sammeln und gründlich überlegen, wie diese Reise weitergehen soll und wo ich hinfahren möchte… Meine Reisetage werden nämlich auch langsam knapp…


Ich schreibe später, wo es mich heute hinverschlagen hat, wie es weitergeht und wie sich alles entwickelt hat. 


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