Kalabrien - Spontanübernachtung am Strand
Aber ich fange mal da an, wo ich aufgehört habe: in Diamante.
Diamante - 29.07.2021
Meinen Tag in Diamante habe ich ganz entspannt und ruhig verbracht. Ich bin wieder zwischen Strand und Zelt gependelt und habe immer versucht, vor der Sonne zu fliehen.
Ich habe am Nachmittag ziemlich lange gelesen (Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel - sehr empfehlenswert !) und wollte mich zwischenzeitlich am liebsten an beiden Händen irgendwo hinhängen, damit ich mich selbst und meinen klebrigen Körper und auch nichts anderes berühre. Jede Berührung bedeutete Schweiß und das ist mit der Zeit echt unangenehm.
Mir ging es an diesem Tag sehr gut. Ich habe mich rundum wohl gefühlt und war voller Zufriedenheit über das was ist und Vorfreude über das was kommen wird.
Am Abend habe ich mir dann eine Pizza am Strand mit Blick auf den Sonnenuntergang gegönnt. Sie war richtig gut!
Als ich vom Zelt zurück kam habe ich noch ein bisschen mit Marco - dem Fahrradfahrer - gequatschte und bin dann ins Zelt verschwunden.
Soverato - 30.07.2021
Am zweiten Morgen in Diamante bin ich ganz unruhig aufgewacht und hatte so ein latentes Ferneeh nach einem neuen Ort. Als mit Marco erzählt hat, dass er weiter fährt, habe ich kurzerhand entscheiden, es ihm nach zu tun und habe schnell meinen Kram gepackt und bin nochmal ins Wasser gesprungen.
Beim bezahlen habe ich eine kleine positive Überraschung erlebt: Maeco hat mir erzählt, dass er überall und immer die Preise runterhandelt und den Zeltplatz zum halben Preis bekommen hat. Und ich - ohne zu handeln - auch! 😯😊
Ich bin durch das Abschiedsgespräch mit Marco, in dem er mir noch einige Tipps für den Süden Kalabrien gegeben hat, zu spät los gelaufen und musst mich richtig beeilen, um die berechnete Zeit zu unterbieten und rechtzeitig anzukommen. Ich habe teilweise kurz das Gefühl gehabt, meine Beine brechen unter mir weg, so schnell bin ich gelaufen. Und die (mindestens!) 15Kg auf meinem Rücken und die 30 Grad Hitze haben es nicht besser gemacht.
Ich habe es natürlich geschafft d der Zug hatte natürlich Verspätung! Aber egal, Hauptsache ich saß drin!
Im letzten von 3 Zügen, mit denen ich gefahren bin, hat mich mein Sitznachbar, der sich als argentinischer Fußballspieler für Italien entpuppte, angesprochen und wir haben ein bisschen gequatscht bis er raus musste.
Wir sind an einer Art Müllhalde vorbei gefahren, bei der allerdings Wäscheleinen mit Kleidung von einer Hütte zur anderen gespannt waren. Ich habe sofort an die Slums ins Indien gedacht denn genauso sah es aus! Der Argentinier hat mir dann erzählt, dass es eine sehr sehr arme Gegend ist, von der ich mich unbedingt fern halten soll. Unglaublich dass man Slum-ähnliche Zustände und Armut schon im Süden von Italien findet! Direkt neben den Touristenströmen.
Im Zug bin ich - was nur ganz selten passiert - eingenickt und habe relativ gut geschlafen. Im Halbschlaf habe ich kurz nach draußen geblinzelt und als ich draußen vorm Fenster das Wort „Soverato“ entziffern konnte, bin ich wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und aus dem Zug gehechtet. Draußen habe ich mich erstmal sortiert und aufgeatmet dass ich den Ausstieg noch geschafft habe.
Vor mir lag eine 30min Steecke zu Fuß an einer Hauptstraße entlang bis zum Campingplatz. Dort angekommen, gab es allerdings keinen Campingplatz mehr. Zumindest keinen in Betrieb. Ich wusste erstmal nicht, was ich machen und vor allem wo ich schlafen sollte und habe erstmal telefoniert.
Nachdem ich alle Szenarien durchgespielt hatte - für 88€ pro Nacht ins Hotel, bei fremden Leuten im Garten übernachten oder am Strand schlafen - habe ich mich für das letzte entschieden. Eigentlich eine coole Sache, kam mir die Strandaktion nicht so cool vor wie sonst.
Ich habe mir am Strand die Zeit vertrieben bis es dunkel wurde und habe dann neben drei Fischerbooten mein Nachtlager aufgeschlagen. Ich habe mein Zelt nicht aufgebaut, weil das viel auffälliger wäre als nur meine Matte und Schlafsack.
Ich habe ganz gut geschlafen aber als ich in der Nacht aufgewacht bin, hat sich mein Körper und meine Lunge so angefühlt, als wäre jeder Mililiter Flüssigkeit aus ihm rausgesucht worden. Ich war so ausgetrocknet und meine Nade so zu, dass ich wirklich kaum Lift bekommen habe. Ich habe getrunken und geschnieft aber es wurde nur minimal besser.
Tropea - 31.07.2021
Am nächsten Morgen bin ich mit einem krassen Schnupfen aufgewacht und weiss wirklich nicht, wo ich mir den bei 30 Grad geholt haben soll.
Ich bin mit der Sonne aufgestanden, um den ersten Zug nach Tropea zu kriegen. Im Zug habe ich nochmal eine Stunde schlafen können - ich habe mir dieses Mal den Wecker auf die Ausstiegszeit gesetzt- und war gegen Mittag in Tropea.
Ich habe auf dem Campingplatz eingecheckt und bin erstmal ins Wasser gesprungen. Da es am Strand allerdings zu heiss war, bin ich wieder zurück zum Zelt wo es auch nicht viel besser war. Meine Nase hat mir echt zu schaffen gemacht und auch mein Kopf hat etwas gedröhnt.
Am Abend habe ich die schöne Altstadt von Tropea erkundet und war total begeistert. Ich habe mich entschieden, morgen eine Bootstour nach Stomboli (und zwei weiteren Inseln) zu machen und freue mich mal wieder auf ein bisschen Abenteuer!
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