Rovereto - Wanderung zum Monte Altissimo

Nach einer sehr nervenaufreibenden Nacht in einem Zimmer mit zwei Männern, von denen der Eine lauter geschnarcht hat als der Andere, bin ich halb Neun zum Frühstück gegangen. Erstaunlicherweise viel das recht üppig aus: als gab ein kleines Buffet, Joghurt und Kaffe soviel man wollte und verschiedene Kuchen. Ich habe mich bedient und bin dann gut gestärkt gegen 10:45 Uhr zur Bushaltestelle aufgebrochen.



Ich habe mich beim Hostelmanager informiert, welche Wanderungen man von Rovereto aus machen kann und er hat mir gesagt, ich soll den Bus bis Brentonico nehmen und dann von dort 6h zum Monte Baldo wandern. Genau das habe ich auch gemacht - oder wollte es zumindest. 



Ich bin um 11 Uhr mit dem Bus 40min nach Brentonico gefahren, wo ich in einem Fahrradverleih gefragt habe, wo denn der Einstieg zum Wanderweg ist. Der Typ vom Verleih hat mich erstmal dumm angeguckt und gesagt, dass es erstens zu Fuss viel zu weit ist und es zweitens gar nicht den Monte Baldo gibt, sondern dass die ganze Region so heisst und es viele verschiedene Wanderrouten und Berge gibt. Da hat mich der Hostelmanager ja schön beraten... 🙄


Der Typ vom Fahrradverleih hat mir eine Wanderkarte geschenkt und mich zur Touristinformation geschickt, wo ich eine andere Route in Erfahrung gebracht habe, die ich wandern konnte und die ein schönes Panorma über den Gardasee versprach. 

Um zum Startpunkt der Wanderung zu kommen, musste ich an der Strasse entlang erstmal 2.5km in einen Nachbardort wandern, der eigentlich aus nicht viel mehr als zwei Bauernhöfen bestand. 



Von dort aus ging es dann 45min relativ steil bergauf bis ich verschwitzt und erschöpft auf einer Kuhwiese ankam. Ich dachte ich hätte die Baumgrenze schon erreicht aber das war ein Irrtum. Es ging noch viel weiter bergauf - eigentlich die ganze Zeit. An einer Alm habe ich mir einen frisches Stück Käse gekauft und bin dann nach zwei Stunden (bergauf) wandern am Monte Varagna auf 1780m Höhe angekommen (Mein Startpunkt war auf 700m Höhe). Ich bin bis zum Gipfel des kleinen Berges geklettert und konnte erstmals einen Blick auf den riesigen Gardaseewerfen. Es war wirklich beeindruckend. 




Nach einem kleinen Picknick und einer halben Stunde im Gras rumliegen, bin ich dann zur letzten Herausforderung - dem Anstieg zum Monte Altissimo (2059m), der mein Ziel war - aufgebrochen. Der Schotterweg, der zugleich Mountainbikestrecke war, führte steil bergauf zum Gipfel. Es war sehr anstrengend und ich hatte wirklich das Gefühl, meine Beine brechen bald weg. Nach etwas weniger als einer Stunde war die Anstrengung aber geschafft und ich stand am (sehr kleinen) Gipfelkreuz. Die Aussicht war bombastisch und ich habe natürlich alles mit meiner Kamera festgehalten. 




In der Hütte habe ich mich dann beraten lassen, wie ich am besten weiter bzw. zurück wandere. Da von dem Ort, zu dem ich eigentlich zurück wandern wollte, kein Bus nach Rovereto fuhr, bin ich einfach eine andere Strecke über den Monte Campo (1667m) zurück nach Brentonico gewandert. 


Nun dachte ich, dass der Abstieg, bis auf meine Schmerzen im Knie, die ich leider immernoch habe, entspannter als der Aufstieg wird aber weit verfehlt. Der Abstieg war so steil, dass das Gras auf dem Weg schon weg war und ich, da meine Schuhe kein Profil haben, permanent weggerutscht und mehr geschlittert als gelaufen bin. Das war ziemlich anstrengend und nervenaufreibend. Ich bin auch mehrmals so sehr weggerutscht, dass ich im Krebsgang auf dem Po gelandet bin. 




Kurz bevor der steile Abstieg endlich vorbei war, bin ich durch eine Kuhweide gelaufen, was irgendwie etwas speziell war, denn die Kühe sind gerde alle ins Tal geströmt (keine Ahnung warum) und das war zufällig genau die Richtung in die ich auch musste. Ich bin also mit Kühen 2m vor, hinter und neben mir den Hang hinunter ins kleine Tal gelaufen. Als ich dann endlich wieder ausserhalb der Kuhweide war, ging mein Weg relativ gerade, auf gleicher Höhe an einem Abhang entlang um den Berg herum. Ich bin ser schnell gelaufen, da es mittlerweile schon 17:00 Uhr war und ich spätestens 19:00 Uhr zurück am Ausgangsort sein musste, weil danach kein Bus mehr nach Rovereto fuhr. Ich bin also schnellen Schrittes um den Berg herum gelaufen und bald an der Stelle angekommen, wo ich heute früh in eine andere Richtung abgezweigt bin. Ab hier war der Weg wieder der selbe, wie heute morgen. 



Der Weg zurück nach Brentonico ging größtenteils durch den Wald, der, weil die Seite  vom Hang schon im Schatten lag, ziemlich dunkel war. Es war schon etwas gruselig aber ich wusste ja, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass jemand mit der Axt hinter dem Baum steht und auf mich wartet... 


Kurz nach 18:00 Uhr bin ich dann wieder in dem kleinen Nachbardorf angekommen und dann noch die 2.5km in den Ort gelaufen. Dort habe ich mich erstmal im Supermarkt mit einem kleinen Abendessen ausgerüstet und habe dann auf einer Bank an der Bushaltestelle gepicknickt. 

Dort habe ich einen jungen Franzosen kennengelernt, der mich gefragt hat, ob hier der Bus fährt und gleich angefangen hat mich zu zu texten, weil ich gesagt habe, ich kann ein bisschen Französisch sprechen. 

Im Bus habe ich ihm dann zu verstehen gegeben, dass ich hundemüde und kaputt bin und lieber nicht reden würde, zumal ich nur 10% von dem, was er gesagt hat, überhaupt verstanden habe. 



40min später war ich im Hostel, wo ich sofort unter die Dusche bin und mich dann k.o. ins Bett fallen lassen habe. 

Laut meiner Tracking-App bin ich 1753m Höhenmeter gelaufen und war insgesamt 5h unterwegs (Pausen rausgerechnet). Die Wanderung war zwar von der Distanz her nur 15.6km lang aber die Höhenmeter haben mich echt fertig gemacht. Ich bin aber froh, dass ich es gemacht habe und auch alle Wege gefunden habe.⛰💪🏼


Morgen werde ich einen ruhigeren Tag machen und mir eventuell das Freibad von Rovereto mal angucken oder eben doch noch an den Gardasee fahren (aber nur baden). Auf jeden Fall freue ich mich auf das Frühstück - jetzt wo ich weiss, was mich alles erwartet. 😋

Kommentare

  1. Was für ein Abenteuer und was für traumhafte Bilder! 1750 Höhenmeter - sehr beeindruckend. Ich hoffe Du hattest mehr Ruhe und geniesst einen ruhigen Tag am Wasser.

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